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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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gestern Abend angesprochen hatten. Sie kamen direkt auf uns zu.
    Schnell zog ich Larissa in eine Seitenstraße, die von der High Street den Hügel herab führte.
    »Was ist los?«, fragte sie erstaunt.
    »Da ist jemand, den wir nicht unbedingt treffen wollen«, antwortete ich und beschleunigte meinen Schritt.
    »Burke und Hare?«
    Ich nickte und eilte weiter, aber Larissa blieb stehen.
    »Die wollten uns doch unter die Stadt führen, oder?«
    Ich ging die paar Schritte zu ihr zurück. »Schon, aber ich traue ihnen nicht. Wir kommen auch ohne sie da runter.«
    »Wir sollten sie trotzdem fragen«, beharrte sie. »Vielleicht wissen sie mehr darüber als die offiziellen Führer.«
    Ich lachte spöttisch. »Zwei Straßenjungen? Was sollen die schon wissen?«
    »Egal«, sagte Larissa. »Ich will sie auf jeden Fall fragen. Denk an Opa! Sie könnten die Spur sein, die wir suchen.«
    Sie machte kehrt und ging die Straße wieder hinauf. Ich folgte ihr widerwillig. Oben angekommen, waren die beiden verschwunden.
    »Vielleicht hast du dich geirrt«, mutmaßte Larissa. »Aber wir sollten nach ihnen Ausschau halten. Weniger als McGonagall können sie auch nicht zu sagen haben.«
    Wir liefen den Hügel bis zur Cowgate herab, eine der bekanntesten Straßen der Stadt, die parallel zur Royal Mile verläuft und den Holyrood Palace mit dem Grassmarket verbindet. Früher trieben die Bauern auf diesem Weg ihre Kühe zum Marktplatz. Wir unterquerten die South Bridge und standen nach kurzer Zeit vor Campbells Laden.
    »Ah, da seid ihr ja!«, begrüßte er uns, als wir eintraten. »Ihr wollt sicher einen schönen heißen Tee zum Aufwärmen bei dem Wetter, was?« Er verhielt sich, als sei gestern Abend nichts geschehen.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er in einem Hinterraum. Während er dort herumhantierte, schälten wir uns aus unseren Jacken. Ich ging zu einem Regal herüber, das mit dem Zettel »Poetry« beklebt war. Mit dem Finger fuhr ich an den Bücherreihen entlang. Schon nach wenigen Sekunden hatte ich gefunden, wonach ich gesucht hatte: ein Buch von William McGonagall.
    Ich hielt das Bändchen hoch. »Sieh mal, was ich hier habe«, rief ich Larissa zu.
    In diesem Moment kam auch Campbell mit zwei Tassen in der Hand aus dem Hinterraum. »William McGonagall«, sagte er, als er das Buch in meiner Hand bemerkte. »Der schlechteste Dichter, den der englische Sprachraum je hervorgebracht hat.«
    Ich kam mit dem Buch heran, während er die Tassen auf den Tisch stellte. »Dann hat es ihn also wirklich gegeben?«
    »McGonagall? Leider ja.« Er deutete auf den schmalen Band. »Und wisst ihr, was das Verrückteste ist? Viele Dichter, die weitaus besser sind als er, sind in Vergessenheit geraten. Aber McGonagall wird nach wie vor gedruckt.«
    »Und er lebt in Edinburgh?«, fragte Larissa.
    Campbell sah sie lächelnd an. »McGonagall ist mein Nachbar«, erwiderte er.
     

Warnungen

     
    »Wie? Hier, in der Candlemaker Row?«, fragte ich erstaunt.
    Er nickte. »Allerdings nicht rechts oder links, sondern hinter dem Haus.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was er damit sagen wollte. Larissa war schneller als ich.
    »Er liegt auf dem Friedhof!«, rief sie.
    »Auf Greyfriars Kirkyard, richtig. Und zwar seit 1902.«
    »Er ist seit über 100 Jahren tot?« Wirklich verwundert war ich nicht über diese Information.
    Campbell war inzwischen wieder im Hinterzimmer verschwunden und hantierte mit dem Wasserkocher herum. »Er wurde anonym bestattet. Niemand weiß also genau, wo er liegt«, rief er.
    »Es ist wie in Amsterdam und Dubrovnik«, sagte Larissa so leise, dass Campbell es nicht hören konnte. »Gerrit und Pomet hatten auch eine Geschichte, die viele Jahrhunderte zurücklag.«
    »Aber sie waren beide erfundene Gestalten«, widersprach ich. »McGonagall hat wirklich gelebt.«
    »Und was ist mit dem Mauren?« Larissa meinte unseren Helfer in Córdoba. »Der war garantiert nicht fiktiv. Machte er nicht den Eindruck, als habe er zur Zeit der Kalifen in der Stadt gelebt?«
    Ich schwieg. Zum einen hatte ich keine Antwort parat, zum anderen kam Campbell mit einer Kanne Tee in der Hand zurück.
    »Haben Sie vielleicht irgendwo ein Buch mit einem Foto von diesem McGonagall?«, fragte ich ihn, während er den Tee einschenkte.
    »Leider nicht«, erwiderte er. »Aber ihr könnt in jedem größeren Buchladen der Stadt seine Werke finden. Die meisten davon enthalten auch sein Foto.«
    »Das können wir auch einfacher haben.« Larissa

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