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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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ungeduldige Bewegung mit dem Stock. »Kommt, lasst uns weitergehen.«
    Larissa tat so, als habe sie ihn nicht gehört. »Wenn es da unten so gefährlich ist, warum gibt es dann Führungen?« Sie deutete auf einen Plakatständer direkt neben uns. Dort wurden verschiedene Ausflüge in die Unterwelt von Edinburgh angeboten.
    »Der Mammon ist den Menschen wichtiger als die Sicherheit.« McGonagall schlug mit seinem Stock gegen das Plakat. »Es gibt zahlreiche Berichte von Besuchern, die merkwürdige Erscheinungen dort unten gesehen haben wollen, aber sie werden ignoriert oder als Einbildung abgetan. Bislang ist nichts passiert – aber das wird nicht immer so bleiben. Vergesst das also besser.«
    Er drehte sich um und ging weiter die Straße hinab. Wir folgten ihm. Inzwischen hatte sich die High Street mit Touristen gefüllt. Sie drängten sich vor den Geschäften, die Kilts verkauften, die berühmten Schottenröcke, schottischen Whisky, Mode aus schottischer Wolle oder einfach nur billige Andenken. Aus vielen Türen drang Dudelsackmusik vom Band.
    Wir überquerten die North Bridge. Nach etwa hundert Metern ging die High Street in eine normale Straße über, die Canongate. Sofort nahm die Zahl der Andenkenläden und der Passanten ab.
    »Hier standen früher die ersten Wolkenkratzer Europas«, erklärte McGonagall. »Bis zu vierzehn Stockwerke hoch ragten die Häuser, eines direkt neben dem anderen. Und doch reichte der Platz nicht aus, um die vielen zugewanderten Arbeiter und ihre Familien unterzubringen. Also wurde weitergebaut – unter die Erde. Robert Louis Stevenson, ein Dichterkollege von mir, hat die Stadt so beschrieben: ›Edinburgh ähnelt eher einem Kaninchenbau, nicht nur wegen der Menge der Bewohner, sondern auch wegen seiner zahlreichen Gänge und Höhlen.‹ Und das war noch harmlos.« Er schüttelte sich. »Stellt euch nur vor, welche Verhältnisse im Winter in diesen unterirdischen Löchern geherrscht haben müssen!«
    Das fiel mir nicht schwer. Die Stadt war jetzt, im März, noch nass, kalt und zugig. Da musste es in den feuchten Kellern geradezu arktisch gewesen sein.
    McGonagall schien meine Gedanken zu erraten. »Um es etwas wärmer zu bekommen, entzündeten die Bewohner der Keller Feuer. Das vertrieb zwar die Kälte, aber überall hing beißender Rauch, was der Gesundheit auch nicht gerade förderlich war.«
    Ich schaute mich um. Die Gebäude längs der Straße sahen zwar nicht gerade einladend aus; dafür waren sie zu streng und dunkel. Aber nichts erinnerte mehr an jene Zeit. Alles machte einen gepflegten Eindruck, einmal abgesehen von den vielen schmalen Closes und Wynds, den Gässchen, die von der Hauptstraße wegführten.
    Vor uns lag ein langes Bauwerk mit einem Turm in der Mitte. »Die Tolbooth«, erklärte McGonagall. »Früher ein gefürchtetes Gefängnis der Stadt. Heute ist es ein Museum, welches das Leben der einfachen Menschen in Edinburgh zeigt.«
    »Sollten wir da nicht mal reingehen?«, fragte Larissa.
    »Ein anderes Mal«, wiegelte unser Begleiter ab. »Dort gibt es nichts von Bedeutung zu sehen.« So langsam ging er mir auf den Wecker. Bislang hatten wir nichts von ihm erfahren, was uns bei unserer Suche weiterhalf. Während er schon wieder losmarschierte, fasste ich einen Entschluss.
    »Mr McGonagall!«, rief ich. Er blieb vor der Statue eines jungen Mannes mit einem dicken Buch unter dem Arm stehen, die quer auf dem Bürgersteig stand.
    Wir liefen zu ihm. »Auch ein Kollege von mir«, begann er, aber ich unterbrach ihn.
    »Wir marschieren jetzt seit zwei Stunden durch die Stadt, aber nichts von dem, was Sie uns gezeigt haben, hat etwas mit den Vergessenen Büchern zu tun«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, wir verschwenden unsere Zeit.«
    Er pochte mit dem Stock vor sich aufs Pflaster. »Dies alles gehört zu dem Ort, an dem ihr suchen müsst!«, rief er. »Ich zeige euch das nicht, weil ich Langeweile habe, sondern um euch die Augen zu öffnen für diese Stadt. Aber ihr seid blind! Ihr seht immer nur das eine, das Buch der Leere, und überseht dabei das Wichtigste!«
    »Und was ist dieses Wichtigste?«, fragte Larissa. »Vielleicht bin ich zu blöd, aber mir ist es noch nicht aufgefallen.«
    »Das kommt davon, wenn man Kinder schickt!«, lamentierte McGonagall. »Wie sollt ihr auch die Feinheiten verstehen, für die man ein Auge haben muss, wenn man die Geheimnisse dieser Stadt entdecken will.«
    Ich hatte die Nase endgültig voll. »Sie reden immer nur nebulös daher, ohne

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