03 Arthur und die Stadt ohne Namen
hast recht.«
»Morgen Abend werden wir schlauer sein.« Sie stand auf. »Wollen wir zurück?«
Diesmal liefen wir nicht, sondern nahmen einen der Doppeldeckerbusse, die im Minutentakt die Princes Street entlangrauschten. Kurz darauf saßen wir bei Caitlin im Esszimmer und warteten auf ihren Mann.
»Was gibt’s denn heute zu essen?«, fragte ich, während sie in der Küche herumhantierte. »Wieder ein schottisches Gericht?«
Caitlin tauchte im Türrahmen auf. »Eigentlich essen wir dienstags immer Spaghetti. Nachdem es euch gestern aber so gut geschmeckt hat, habe ich mich für Inky-Pinky entschieden«, strahlte sie.
»Oh.« Ich zwang mir ein freudiges Lächeln ab. Inky-Pinky! Mein Magen drehte sich bereits bei dem Wort um. Ob er das nach dem gestrigen Haggis-Erlebnis noch verkraften würde?
»Das ist ein Eintopf mit Möhren und Rindfleisch«, erläuterte Caitlin. »Ich hoffe, ihr mögt es.«
»Sehr gerne«, antwortete Larissa, und ich bekräftigte das mit einem erleichterten Nicken. Das hörte sich doch recht zivilisiert an.
Caitlin blieb im Türrahmen stehen. Es sah so aus, als hätte sie etwas auf dem Herzen.
»Ihr kommt nicht sehr gut mit Craig zurecht, stimmt’s?«, begann sie schließlich.
»Ähm ... das kann man so nicht sagen«, druckste ich ein wenig herum.
»Ach, kommt, mir macht ihr nichts vor.« Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und setzte sich zu uns an den Tisch. »Craig ist ein guter Mann, das müsst ihr mir glauben. Er nimmt seine Pflichten sehr ernst und würde alles tun, um den Bewahrern zu helfen. Doch vor einigen Monaten ist hier ein Mann aufgetaucht, den ihr auch kennt. Er wird von allen nur ›der Bibliothekar‹ genannt. Er war eine Woche hier und hat nahezu die gesamte Zeit mit Craig im Buchladen verbracht. Ich habe beide immer nur morgens beim Frühstück gesehen. Seit dieser Zeit hat sich Craig ... verändert. Er ist schweigsamer geworden und zieht mich nicht mehr so ins Vertrauen, wie er es früher getan hat.«
Sie betrachtete einen Moment ihre Hände, die sie vor sich auf dem Tisch gefaltet hatte. Larissa warf mir einen vielsagenden Blick zu.
»Craig ist immer ein gastfreundlicher und hilfsbereiter Mensch gewesen, ohne jeden Hintergedanken«, fuhr Caitlin fort. »So ein Auftritt wie gestern Abend ist für ihn völlig untypisch. Ich kann mir das nur so erklären, dass er sich tatsächlich große Sorgen macht. Deshalb wollte ich euch bitten, keine falschen Schlüsse aus seinem Verhalten zu ziehen. Er steht ganz sicher auf eurer Seite.«
Bevor einer von uns etwas erwidern konnte, hörten wir einen Schlüssel in der Haustür. Caitlin sprang auf. »Ich muss mich um das Essen kümmern«, sagte sie und verschwand in der Küche. Kurz darauf trat ihr Mann ins Zimmer. Erwartungsgemäß war seine erste Frage, ob wir etwas herausgefunden hätten. Als wir verneinten, kehrte das wissende Lächeln auf sein Gesicht zurück, das wir schon bei unserer ersten Begegnung bemerkt hatten.
»Ihr wollt mir nichts sagen, ich weiß. Aber ihr habt euch in ein Abenteuer gestürzt, bei dem ihr jede Hilfe annehmen solltet.«
Ich bemühte mich gar nicht erst, ihm zu widersprechen. Er glaubte uns sowieso nicht. Erstaunlicherweise behielt Larissa diesmal einen kühlen Kopf. »Wir sind Ihnen für Ihre Unterstützung dankbar«, sagte sie. »Und wenn wir etwas in Erfahrung bringen, werden Sie der Erste sein, dem wir es sagen. Aber wir stehen immer noch mit leeren Händen da.«
Campbell sah sie erstaunt an, so als ob er eine ganz andere Reaktion erwartet hatte. Es war fast so, als wollte er Larissa bewusst aus der Reserve locken. Heute Nachmittag war er noch freundlich und hilfsbereit gewesen und jetzt wieder auf Streit aus. Ich konnte mir diese Stimmungsumschwünge nicht erklären.
Zum Glück tauchte in dem Moment Caitlin mit einer großen Suppenschüssel aus der Küche auf. Bis heute weiß ich nicht, ob das reiner Zufall war oder ob sie bereits längere Zeit hinter der Tür gewartet hatte. Wir machten uns schweigsam über den Inky-Pinky her, der überraschend gut schmeckte. Vielleicht würde es Caitlin doch noch gelingen, aus uns Freunde der schottischen Küche zu machen.
Während des Essens herrschte eine gespannte Atmosphäre, die Caitlin immer wieder mit ein wenig Small Talk aufzulockern suchte. Sobald wir fertig waren, entschuldigten wir uns und zogen uns in mein Zimmer zurück.
»Die Stimme seines Herrn«, schoss es aus Larissa hervor, kaum dass wir die Tür hinter uns geschlossen
Weitere Kostenlose Bücher