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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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waren alle durch niedrige Durchgänge miteinander verbunden. An einigen Stellen führten weitere Gänge nach rechts und links in die Dunkelheit, die aber mit Türen oder Gittern versperrt waren.
    Immer wieder ließen wir uns hinter die Gruppe zurückfallen und Larissa rüttelte unauffällig an den Absperrungen. Allerdings waren sie allesamt fest verriegelt. Larissa hätte die Schlösser zwar mit Leichtigkeit öffnen können, dessen war ich mir sicher. Doch Elizabeth war wachsam und hielt ihre Schäfchen beisammen.
    Die Tour war fast schon zur Hälfte vorbei, und wir hatten nichts entdeckt, was uns in irgendeiner Weise bei unserer Suche hätte helfen können. Mein beim Abstieg lautstark pochendes Herz schlug inzwischen wieder ruhiger. Vielleicht würde unser Ausflug ja glimpflich enden. Zu diesem Zeitpunkt war es mir völlig egal, dass wir keine Spur gefunden hatten. Ich wollte einfach nur zurück ans Tageslicht.
    Wir erfuhren jede Menge über die gespenstischen Vorfälle, die sich hier unten in den letzten Jahren angeblich ereignet haben sollten. So wurden unter anderem eine große, ganz in Schwarz gekleidete Frau, ein Kind, ein Hund, ein Mann in viktorianischer Kleidung, ein Schuster und ein gesichtsloser Mann in einem blauen Mantel, einem Dreispitz und kniehohen Stiefeln gesehen. Außerdem waren Fußtritte zu hören, Kindergeschrei und ein bösartiges Grollen. Es gab merkwürdige Windstöße, und Batterien in Taschenlampen und Blitzgeräten gaben manchmal ihren Geist auf.
    Nachdem wir durch einen ehemaligen Weinkeller gekommen waren, bat uns Elizabeth in einen niedrigen Raum, der so klein war, dass wir dicht zusammenrücken mussten. Larissa und ich standen an eine der Wände gedrückt. Neben uns war ein etwa hüfthohes Loch in der Mauer, das mit einem Metallgitter abgesichert war.
    In diesem Gewölbe war es noch einmal deutlich kälter als in den Kellern, durch die wir bislang gekommen waren. Das war auch der Grund unseres Hierseins, wie uns unsere Führerin erklärte.
    »In einigen Räumen hier unten gibt es sogenannte cold spots . An diesen Stellen fällt die Temperatur im Vergleich zur Umgebung deutlich ab. Warum, das haben die Wissenschaftler noch nicht erklären können. Spüren Sie es?«
    Und ob ich es spürte. Leider waren wir von den anderen Teilnehmern so umzingelt, dass wir uns kaum rühren konnten.
    »Außerdem«, fuhr Elizabeth fort, »ist dies der Raum, in dem Besucher immer wieder das Gefühl haben, dass sie eine unsichtbare Hand von hinten berührt.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. Alle sahen sich um, ob vielleicht irgendwo eine Geisterhand herumschweben mochte. Natürlich war davon nichts zu sehen.
    »Das Ganze ist reiner Hokuspokus, wenn du mich fragst«, flüsterte Larissa mir zu, als die vor uns Stehenden den Raum wieder verließen. »Merkwürdige Schritte und unsichtbare Hände. Pah!«
    Ich wollte ihr gerade beipflichten, als mir das Nicken im Ansatz erstarb. Ich spürte etwas an meinem rechten Hosenbein. Ich machte eine Bewegung, aber irgendetwas hielt mein Bein fest. In der düsteren Ecke konnte ich nicht erkennen, was es war.
    Larissa war schon auf dem Weg zum Ausgang. Mein Herz pochte wie verrückt, aber ich wollte ihr gegenüber nicht wie ein Angsthase erscheinen. Also beugte ich mich vor und tastete nach der Stelle, an der ich festhing.
    Ich erstarrte.
    Erst kam der Schock.
    Dann der Schrei.
    Zumindest wollte ich schreien, brachte aber nur ein heiseres Krächzen hervor.
    Larissa drehte sich um. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Da ... da ...«, stammelte ich und deutete auf mein Bein.
    Kopfschüttelnd kam sie näher und zog dabei eine Taschenlampe aus ihrer Umhängetasche.
    »Ich bin nicht in der Stimmung für dumme Witze«, sagte sie und knipste die Lampe an.
    Sie hielt mitten im Schritt an.
    Vorsichtig blickte ich an meinem Bein herab. Ich hatte richtig gefühlt. Aus der Wand kam eine Hand und hielt mein Hosenbein fest.
    »Shh, gov’or« , ertönte eine Stimme, bevor ich zu einem neuen Schrei ansetzen konnte.
    Ein Geist, der sprechen konnte? Larissa hatte ihre Starre abgeschüttelt und leuchtete mit der Lampe hinter mein Bein. Ich stand direkt vor dem Gitter in der Wand, hinter dem jetzt im Lichtstrahl ein Rotschopf zu erkennen war.
    Ich wusste nicht, ob das eine gute oder schlechte Neuigkeit war. Zumindest war es keine Geisterhand, die mich gepackt hielt. Andererseits: Was machte Burke hier unten?
    Er ließ mich los und drückte das Gitter beiseite, das nur lose in der Wand

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