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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Unterschenkel. Oder war es ihre Hand? Ich wollte gerade meine Hand nach ihr ausstrecken, als ich an meinem anderen Bein ebenfalls eine Berührung spürte.
    Ich erstarrte. Das konnte nicht Larissa sein.
    Mit einem Schrei sprang ich auf und knipste meine Taschenlampe an. In ihrem Licht sah ich gerade noch zwei dicke Ratten durch ein Loch in der Wand verschwinden.
    Larissa war gleichfalls aufgesprungen. Während ich hektisch meine Beine abklopfte, hockte sie sich vor die Öffnung und leuchtete hindurch.
    »Hier geht es nach oben«, sagte sie.
    Ich warf einen skeptischen Blick auf das Loch. Da passten wir höchstens auf allen vieren durch.
    »Kannst du sehen, ob man dahinter stehen kann?«, fragte ich.
    Sie beugte sich vor und streckte den Arm mit der Lampe aus. »Vorerst nicht. Aber wir passen durch.«
    In meiner Fantasie sah ich uns beide im Tunnel feststecken, während eine Horde Ratten mit gierig blitzenden Augen auf uns zukam. Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich diese Vorstellung. Larissa kroch bereits durch die Öffnung.
    Ich klemmte mir die Taschenlampe zwischen die Zähne und folgte ihr. Der Tunnel stieg recht steil an, wurde zum Glück aber nicht enger. Auch von Ratten war nirgendwo etwas zu sehen oder zu hören.
    Wir waren vielleicht fünf Minuten gekrochen, als Larissa plötzlich vor mir verschwand. Im einen Augenblick war sie noch da, im nächsten auf einmal weg.
    Ich hielt an und nahm die Lampe aus dem Mund. »Larissa?«, rief ich.
    »Hier«, ertönte die Antwort. Gleichzeitig tauchte wie aus dem Nichts ihr Kopf im Strahl der Lampe auf. Vor lauter Schreck zuckte ich zurück und stieß mir den Schädel an der Tunneldecke.
    »Au!«, rief ich.
    Larissa grinste. »Sehe ich so furchtbar aus?«
    »Quatsch. Aber wenn dein Kopf so plötzlich aus dem Nichts auftaucht ...«
    »Wir sind durch«, sagte sie und half mir den letzten Meter aus dem Tunnel heraus. Am Ende der Röhre befand sich eine Geröllhalde, die man bequem herunterklettern konnte. Ich richtete mich auf und klopfte mir den Schmutz von Hose und Jacke.
    Wir standen in einem kleineren Raum, der nur einen Ausgang hatte. Ich zog ein Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der Tasche. »Von jetzt an werden wir aufschreiben, wie wir gegangen sind«, sagte ich. »Ich möchte mich nicht noch mal verlaufen.«
    Larissa ging mit der Taschenlampe vorweg und zählte die Öffnungen auf der rechten Seite; ich die zur linken. Bei jedem Richtungswechsel machte ich mir eine entsprechende Notiz.
    So kämpften wir uns langsam vor.
    Irgendwann glaubte ich, in der Ferne Stimmen zu hören. Wir hielten sofort an und knipsten unsere Taschenlampen aus, aber es war wohl nur falscher Alarm.
    »In der Dunkelheit spielen die Sinnesorgane gern mal verrückt«, sagte Larissa. Wir sprachen ganz automatisch nur im Flüsterton miteinander.
    »Wenn wir noch lange hier unten sein müssen, dann spielt bei mir noch was ganz anderes verrückt«, murmelte ich. Ich wünschte mir nur eins: Tageslicht. Oder Nachtlicht, völlig egal, auf jeden Fall wollte ich einfach nur raus aus diesem Labyrinth.
    Der nächste Durchgang führte uns in einen Raum, der keine weitere Tür hatte. Stattdessen lehnte an der uns gegenüberliegenden Wand ein Holzbrett. Als ich es wegschob, entdeckten wir eine Öffnung, durch die man wieder nur kriechend kam.
    Diesmal machte ich den Anfang. Zum Glück war es kein Tunnel, sondern nur ein Mauerdurchbruch. Ich richtete mich auf der anderen Seite auf, ließ meine Taschenlampe kreisen – und ein riesiger Stein plumpste mir vom Herzen.
    »Ich glaube, wir haben es gefunden!«, rief ich. Dies war der erste Raum, in den wir seit unserer Flucht kamen, der nicht nur einen Türdurchgang, sondern auch zwei Fensteröffnungen besaß. Und das konnte nur eines bedeuten: Wir waren in einem Haus.
    Larissa beugte sich aus einem der Fenster und leuchtete hinaus. Es war tatsächlich die Gasse, die Burke uns gezeigt hatte. Wir befanden uns im zweiten Stock eines Hauses. Direkt unter uns stand der Wagen mit dem Holzfass.
    Wir liefen in den Nebenraum, von dem eine schmale Treppe ohne Geländer ein Stockwerk tiefer führte. Der Raum dort war gleichermaßen leer, doch im Nebenzimmer entdeckten wir, neben alten Kleiderhaufen, eine hölzerne Truhe. Eine schnelle Kontrolle ergab, dass sie nur mit Stofffetzen gefüllt war.
    Wir durchsuchten alle Räume des Hauses. Im Erdgeschoss lagen auf einer Werkbank noch verschiedene Gerätschaften herum, deren Zweck wir nicht entschlüsseln konnten. In einem

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