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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Schrank mit zerbrochenen Türen fanden wir ein aus Holz geschnitztes Pferd und ein paar kleine menschenähnliche Figuren, offenbar Spielzeug für ein Kind.
    Wir verließen das Haus und traten auf die Gasse. Sie wirkte auf mich noch gespenstischer als die Gewölbe. Hier hatten einmal Frauen, Männer und Kinder gelebt, gelacht und gelitten. Überall waren noch ihre Spuren zu sehen. Selbst ein paar zerfetzte Wäschestücke hingen noch an einer Leine zwischen zwei Gebäuden. Was hatte die Menschen von hier vertrieben? War es die Pest gewesen, die alle dahingerafft hatte?
    Die leeren Öffnungen der Fenster starrten uns wie tote Augen an. Ich konnte mir bildhaft vorstellen, wie die schwarz gekleideten Pestdoktoren mit ihren unheimlichen Schnabelmasken von Haus zu Haus gingen, nur um den Tod der Bewohner festzustellen.
    Es war damals nicht unüblich, dass eine Gasse voller Pestopfer zugemauert wurde, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Man dachte, üble Dünste in der Luft, das sogenannte Miasma, würden die Krankheit übertragen. Deshalb trugen die Pestdoktoren auch die schnabelähnlichen Masken, in deren Spitze sich Kräuter mit ätherischen Ölen befanden, die das Miasma fernhalten sollten.
    Ich spürte förmlich, wie mir die Rückenhaare zu Berge standen, während wir den steilen Abhang hinab zum nächsten Haus gingen.
    »Dies könnte eine der Straßen unter dem Rathaus sein«, mutmaßte Larissa. »Vielleicht finden wir irgendwo einen Durchgang zu der öffentlich zugänglichen unterirdischen Gasse.«
    »Du meinst Mary King’s Close. Da, wo die Touren stattfinden.«
    Sie nickte. »Notfalls schlagen wir so lange gegen eine Wand, bis uns jemand hört.«
    »Je eher, desto besser«, sagte ich. »Mir ist es hier nicht geheuer.«
    Wir betraten das nächste Haus. Auch hier fanden wir einiges an Mobiliar vor: einen Holztisch mit primitiv zusammengezimmerten Hockern, eine windschiefe Kommode, verschiedene Werkbänke, zerschlagene Truhen und wurmstichige Schränke. Offenbar hatte schon vor uns jemand alles durchsucht, denn die Inhalte waren achtlos durcheinandergeworfen oder lagen auf dem Boden.
    Wir wühlten uns durch übel riechende, zerfetzte Lumpen, Schuhe ohne Sohlen, Haufen von verbeulten Töpfen unterschiedlicher Größe, Scherben von Tonkrügen und zerbrochene Kerzenständer, fanden aber weder ein Buch noch sonstige schriftliche Unterlagen.
    Im Haus daneben sah es nicht anders aus. Allmählich begann ich mich zu sorgen, wie lange unsere Taschenlampen wohl noch durchhalten mochten.
    »Hier finden wir nichts«, sagte ich, nachdem wir wieder einmal einen Raum ohne Erfolg durchstöbert hatten. »Ich bin dafür, wir suchen nach einem Ausgang, bevor wir völlig im Dunkeln stehen.«
    Larissa nagte deprimiert an ihrer Unterlippe. »Vielleicht hast du recht. Lass uns noch ein Haus vornehmen, dann verschwinden wir.«
    Wir traten erneut auf die Gasse und wollten gerade zum benachbarten Gebäude gehen, als wir hinter uns ein deutliches Räuspern vernahmen.
    Wir fuhren herum.
    Vor uns stand Dr. Knox.

Rettung

    Er wurde flankiert von Burke und Hare. Ein bösartiges Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Das finde ich aber gar nicht nett, dass ihr uns verlassen wolltet, ohne euch zu verabschieden«, zischte er. »Die Gänge hier unten sind gefährlich. Ihr könnt von Glück sagen, dass euch nichts zugestoßen ist. Und ich auch, denn als euer Gastgeber bin ich schließlich für euer Wohlbefinden verantwortlich.«
    Er trat einen Schritt näher auf uns zu. »In Zukunft werden wir etwas besser auf euch aufpassen. Und vielleicht werden wir Vorkehrungen treffen, damit ihr nicht mehr so leichtfüßig durch die Gegend laufen könnt.«
    Er machte eine Handbewegung. Hare trat neben ihn. Er hielt den ledernen Arztkoffer in der Hand und öffnete ihn. Knox griff hinein. Im Licht der Taschenlampen funkelte ein großes Skalpell.
    »Ein kleiner Schnitt durch die Sehne an eurer Ferse genügt«, sagte er. »Das hat schon manchen Springinsfeld gefügig gemacht.«
    Eine große Faust presste meinen Magen zusammen. Larissa machte einen Schritt nach hinten. Hektisch blickte ich mich um. Die drei versperrten den Weg nach unten. Wenn wir fliehen wollten, dann ging das nur die Gasse hoch. Vielleicht schafften wir es ja, das Loch in der Wand zu erreichen, durch das wir hierhergelangt waren.
    »Wir möchten einfach nur raus hier«, sagte Larissa. Ich konnte das Zittern in ihrer Stimme hören.
    Burke hielt eine Laterne in der Hand. Er strich mit einem

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