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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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offensichtlich nicht gelang. Mit wenigen Schritten war ich bei ihr.
    »May I help you?« , bot ich ihr mit meinem strahlendsten Lächeln an.
    Sie warf nur einen kurzen Blick auf mich und antwortete: »Sehr gern.« Dann erklärte sie mir, welche Bücher sie gerne hätte. Ich fischte die entsprechenden Exemplare heraus.
    »Die nächsten zwei Tage kommen wir wegen der Hochzeitsfeiern hier nicht mehr herein«, erklärte sie mir. Sie steckte jedes der Bücher, die ich ihr reichte, in eine Plastiktüte, bevor sie es in dem Karton verstaute. »Und Professor Lyall benötigt diese Bände für seine Forschung.«
    Ich nickte verständnisvoll, so als sei ich mit den Arbeiten Professor Lyalls bestens vertraut. Larissa war inzwischen auch herangekommen und schaute uns zu.
    Die Frau sah auf einen Zettel, den sie mit einem Stück Klebestreifen an die Glastür gepappt hatte. »Eines noch«, sagte sie. »Es muss in der obersten Reihe stehen.« Sie nannte mir den Titel, und ich machte mich noch einmal richtig lang, um an das Buch heranzukommen.
    Ich reichte ihr den in giftgrünes Leder gebundenen Band.
    »Nein, nein, das ist der falsche«, tadelte sie mich. »Es ist das Buch daneben.«
    Sie gab mir den Band, damit ich ihn wieder zurückstellen konnte. Aber irgendetwas in mir wehrte sich dagegen. Ich warf Larissa einen vielsagenden Blick zu und deutete auf das Buch in meiner Hand.
    »Sollen wir Ihnen die Bücher auch gleich raustragen?«, fragte sie die Frau, die das Angebot freudig annahm. Dieser kurze Augenblick der Ablenkung genügte mir, um das Buch unter meinem Pullover verschwinden zu lassen. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss mir der Gedanke durch den Kopf, welche Strafen hier in Schottland wohl auf den Diebstahl historischer Bücher standen; dann langte ich nach dem gewünschten Titel und reichte ihn der Bibliothekarin.
    Sie verschloss den Karton und versperrte anschließend den Bücherschrank. Larissa und ich trugen den Karton hinter ihr her die Treppe hinunter. Die Bücherkiste war sehr schwer, und es fühlte sich an, als würden wir Bleiplatten schleppen. Die Frau führte uns durch einige Gänge bis zu einem großen Büro. Dort stellten wir die Kiste auf einem Tisch ab.
    »Thank you very much« , bedankte sie sich bei uns. Wir nickten freundlich und verabschiedeten uns. Kurz darauf standen wir wieder auf der Queen Street.
    Larissa platzte fast vor Neugier. »Was hast du da?«, bedrängte sie mich. »Was ist das für ein Buch?«
    Ich gab keine Antwort. Bereits im Royal College hatte mich schlagartig eine unheimliche Müdigkeit überkommen, die ich für eine Nachwirkung unseres unterirdischen Abenteuers hielt. Die frische Luft vor der Tür änderte daran nichts. Jeder Schritt fiel mir schwer und mein Kopf fühlte sich leer an.
    »Alles in Ordnung, Arthur?«, fragte Larissa, die merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte.
    »Ich bin nur ein wenig müde.« Schon diese wenigen Worte forderten mir eine ungeheure Kraftanstrengung ab.
    »Da drüben ist ein Park«, sagte sie und deutete auf die andere Straßenseite. »Da gibt es sicher eine Bank.«
    Wir überquerten die Straße, wobei ich Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Der Park war von einem gusseisernen Geländer eingefasst, und sobald wir die gegenüberliegende Seite erreicht hatten, stützte ich mich daran ab.
    Ein paar Meter weiter befand sich ein kleines Tor, das in den Park führte. Larissa wollte es öffnen, aber es bewegte sich keinen Zentimeter. Von der anderen Seite näherte sich ein junger Mann mit langen Haaren.
    »Die Queen Street Gardens sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich«, rief er. »Ihr müsst einen Schlüssel haben, sonst kommt ihr hier nicht rein.«
    »Mein Freund hat einen Schwächeanfall«, sagte Larissa. »Bitte, können Sie uns das Tor aufschließen? Dann kann er sich kurz ausruhen.«
    Der Mann zögerte kurz. Ich hing fast über dem Zaun und machte gewiss keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck.
    »Ihr solltet besser einen Arzt rufen«, erwiderte er.
    »Nur ein paar Minuten«, bat Larissa. »Wir sind sofort wieder weg.«
    »Na gut«, nickte er und schloss uns auf. »Da vorne rechts steht eine Bank.«
    Ich musste mich das kurze Stück des Weges auf Larissa stützen, sonst hätte ich es nicht mehr geschafft. Erleichtert sackte ich auf die Bank. Der Park war fast völlig leer. Wieso war diese Oase mitten in der Stadt nicht für alle Menschen zugänglich, fragte ich mich mit letzter Kraft, bevor ich mich der Müdigkeit ergab.
    Ich

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