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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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dennoch genauer ansehen. Was hältst du davon, wenn wir zu Campbell in den Laden gehen?«
    Sie war einverstanden. Zwanzig Minuten später saßen wir in der Bücherstube, vor jedem von uns eine heiße Tasse Tee.
    Larissa zog das Buch vorsichtig aus der Tasche und legte es auf den Tisch. Man sah ihm an, dass es alt war. Das grüne Leder war abgegriffen und die Seiten vergilbt. Es trug weder auf der Vorderseite noch auf dem Rücken einen Titel.
    Mit dem kleinen Finger schlug sie das Buch auf. Die Vorsatzseiten waren leer, ebenso die folgenden Seiten. Sie wählte per Zufall eine Stelle in der Mitte aus: ebenfalls leer.
    »Mir scheint, das Buch trägt seinen Namen zu Recht«, sagte ich.
    Campbell, der uns interessiert zugesehen hatte, nahm den Band hoch.
    »Vorsicht!«, rief Larissa.
    »Eine halbe Minute kann nicht schaden«, erwiderte er. Schnell blätterte er alle Seiten durch. Dann drehte er das Buch hin und her und betrachtete es genauer. Schließlich fuhr er mit dem Finger langsam über das Leder. Seine Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an.
    Larissa zog ihm das Buch mit einem Ruck aus den Händen und legte es wieder auf den Tisch. Campbell zog die Augenbrauen hoch.
    »Was war das gerade?«, fragte er.
    »Die Wirkung des Buches, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Ich war nur ein wenig gedankenverloren«, entschuldigte er sich und kratzte sich am Kopf. »Das Buch ist übrigens gekennzeichnet. Links unten auf dem Titel ist etwas eingeritzt oder eingebrannt.«
    Ich ging mit dem Gesicht näher heran, um zu sehen, was er meinte. Tatsächlich, wenn man genau hinschaute, gab es da eine kleine Stelle, die etwas unebener aussah als das sie umgebende Leder.
    Larissa legte behutsam ein Blatt Papier auf die Stelle und zog mit einem Bleistift die Konturen nach. Das Ergebnis verblüffte uns alle.
    »Das sieht aus wie 55«, stellte Campbell fest.
    »Das Buch der Leere«, sagte ich. »Das ist der Beweis.«
    Er blickte mich verständnislos an.
    »Ganz einfach. Die Zahl 55, in lateinischen Buchstaben geschrieben, lautet LV. Und LV ist die Abkürzung für Liber Vacui.«
    »Respekt. Da wäre ich nicht so schnell draufgekommen.«
    »Wir hatten den Vorteil, den beiden Buchstaben schon heute Morgen begegnet zu sein«, wehrte ich sein Lob ab.
    Wir erzählten ihm, wie wir über den Vers von Fergusson die richtige Spur gefunden hatten. Campbell nickte anerkennend. »Es scheint, wir haben euch alle unterschätzt«, lächelte er.
    Bevor wir etwas antworten konnten, öffnete sich die Ladentür.
    Der Bibliothekar trat ein.
    Für einen Moment saßen Larissa und ich wie versteinert da. Lediglich Campbell schien nicht überrascht zu sein.
    »Was für eine Stadt«, schimpfte der Bibliothekar, während er seine Reisetasche abstellte. »Erst steht man stundenlang mit dem Bus im Stau und dann gibt es kein Taxi. Ich musste den ganzen Weg zu Fuß gehen.«
    Campbell sprang auf. »Willkommen in Edinburgh«, rief er und trat zum Bibliothekar, um ihm aus dem Mantel zu helfen. Der wies ihn mit einem unwirschen Brummen ab.
    »Einen Tee?«, fragte Campbell in unterwürfigem Ton.
    »Bitte.« Der Neuankömmling setzte sich ohne zu fragen auf den Stuhl, den der Buchhändler soeben geräumt hatte.
    »Das ist es also. Das Buch der Leere«, entfuhr es ihm, als er den grünen Lederband auf dem Tisch erblickte.
    »Ihnen auch einen guten Tag«, sagte Larissa.
    »Ja, ja«, winkte er ab. »Wir wollen uns doch nicht mit Formalitäten aufhalten, wenn vor uns einer der größten Funde der letzten Jahrhunderte liegt.«
    Vorsichtig fasste er das Buch an einer Ecke, um es aufzunehmen. Larissas Faust kam so schnell, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Sie fuhr auf das Buch nieder und klemmte den Finger des Bibliothekars darunter ein.
    »Au!«, schrie er und zog die Hand zurück. »Was fällt dir ein?«
    »Wir haben das Buch gefunden«, fauchte Larissa. »Wir haben unser Leben dafür aufs Spiel gesetzt. Da kommt niemand daher und tut so, als sei das alles nicht weiter wichtig. Auch nicht, wenn er der Oberbewahrer aus Prag ist!«
    Campbell, der gerade mit einer vierten Teetasse zurückkehrte, blieb erschrocken in der Tür stehen. Diesen Ton hatte wohl noch niemand gegenüber dem Bibliothekar anzuschlagen gewagt.
    Ich sah dem Gesicht des Bibliothekars an, dass er zu einer heftigen Entgegnung ansetzen wollte, sich dann aber doch eines Besseren besann. Lediglich seine Augen funkelten. Keiner sagte ein Wort.
    Campbell löste sich als Erster aus seiner Starre. Er stellte die

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