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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Tasse vor dem Bibliothekar ab.
    »Die beiden haben viel durchgemacht«, sagte er.
    Der Bibliothekar schnaubte. »Pah! Wer ein Bewahrer sein will, darf nicht gleich bei der ersten Herausforderung schlappmachen.«
    Da hatte er bei Larissa die Richtige erwischt.
    »Schlappmachen? Sie wagen es, uns etwas von Schlappmachen zu erzählen, Sie Stubenhocker?«, schleuderte sie ihm entgegen. »Was haben Sie denn schon für eine Ahnung von der Wirklichkeit der Vergessenen Bücher? Sie sind doch bloß ein Theoretiker!«
    Diesmal konnte sich der Bibliothekar nicht zurückhalten. »Ohne Theoretiker wie mich wären die Vergessenen Bücher schon längst in den Händen der Sucher oder der Schatten gelandet! Ohne Theoretiker wie mich wüsstet ihr überhaupt nichts über die Bücher und ihre Geschichte! Ohne Theoretiker wie mich …«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Wir haben verstanden.«
    Die beiden starrten sich wortlos an. Larissas Augen funkelten immer noch böse, und ich versuchte, das Gespräch auf ein unverfänglicheres Thema zu lenken. »Wieso sind Sie eigentlich hier?«, fragte ich.
    »Craig hat mich über alles informiert«, erwiderte der Bibliothekar brummig. »Und als ich hörte, dass ihr glaubtet, einen Hinweis gefunden zu haben, bin ich gleich ins Flugzeug gestiegen, um euch zu helfen.«
    »Das ist nun nicht mehr nötig.« Larissa hatte sich wieder ein wenig beruhigt. »Wie Sie sehen, haben wir unser Ziel auch ohne Ihre Hilfe erreicht.«
    »Seid ihr denn absolut sicher, dass es sich um das Buch der Leere handelt?«
    »So ziemlich«, antwortete ich und berichtete von unseren Erfahrungen mit dem Buch und der eingestanzten Zahl 55.
    »Ich würde es mir trotzdem gerne einmal ansehen. Darf ich?« Diese Frage, zwischen zusammengekniffenen Lippen hervorgestoßen, war an Larissa gerichtet. Man merkte dem Bibliothekar an, wie schwer es ihm fiel, sie um Erlaubnis zu bitten.
    Sie nickte gnädig. Erneut streckte er seine Hand aus. Vorsichtig hob er das Buch am Rücken an, drehte es um und strich mit den Fingern darüber. Dann nahm er es für einige Sekunden in die Hand und schloss die Augen. Mit einem befriedigten Grunzen legte er es wieder hin. Als Nächstes zog er einen Kugelschreiber aus der Tasche und klappte das Buch damit auf. Auf diese Weise inspizierte er mehrere Seiten, bevor er es endgültig zuschlug.
    »Es ist das Buch der Leere«, konstatierte er.
    »Und wir haben es gefunden«, betonte Larissa.
    »Darüber sind wir uns ja einig.« Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Und ihr wisst wahrscheinlich auch, wie gefährlich das Buch ist?«
    Ich nickte. »Man sollte es tunlichst nicht berühren.«
    »Ganz recht.« Er drehte sich zu Campbell um. »Hast du etwas dafür?«
    Der Buchhändler verschwand kurz in seinem Hinterzimmer und kam mit einer durchsichtigen Plastikhülle wieder zurück.
    »Das nehmen wir immer für seltene Bücher«, erklärte er. »Es ist aus einem besonders widerstandsfähigen Material gemacht.« Er hob das Buch mit zwei Fingerspitzen hoch und ließ es schnell in die Hülle gleiten. Sie hatte oben eine Klappe, mit der man sie verschließen konnte.
    Ich legte meine Hand auf das umhüllte Buch und wartete. Es geschah nichts. Ich spürte keine aufsteigende Müdigkeit oder Leere in meinem Kopf. Es schien also zu funktionieren.
    »Wissen Sie, warum das Buch leer ist?«, fragte ich den Bibliothekar.
    »Weil es nur so seine Macht entfalten kann. Es will die Leere füllen und zieht seine Inhalte aus denjenigen, die es in der Hand halten. Es saugt seinen Besitzer aus, bis nichts mehr von ihm übrig ist außer einer leeren Hülle.«
    Er trank seine Tasse aus und richtete sich auf. »So, an die Arbeit. Wir haben noch viel zu tun. Während ihr unterwegs wart, habe ich mich darum gekümmert, wie ihr möglichst schnell zur Stadt ohne Namen kommt.«
    Er öffnete seine Reisetasche und zog einen gefüllten Aktenordner heraus. »Deine Eltern, Larissa, sind, soweit wir das wissen, über den Jemen eingereist. Dieser Weg würde sich also auch für euch empfehlen.«
    »Im Jemen herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände«, wandte Campbell ein.
    »Das ist mir bekannt«, fuhr der Bibliothekar ihm über den Mund. »Aber die Alternativen sind noch schlechter. In Saudi-Arabien dauert es ewig, bis man eine Erlaubnis zur Fahrt in den Süden bekommt, wo die Rub al-Khali liegt. Und in Oman haben wir keine Kontakte. Für die Einreise in den Jemen benötigt ihr ein Visum. Es würde zu lange dauern, das bei der jemenitischen

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