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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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daß ihr Sohn hier Vater eines Kindes geworden war?«
    Byrnes Antwort war voller Abscheu. »Natürlich nicht. Hätte ich ihnen das mitgeteilt, wäre Eddies Tod ja noch sinnloser geworden. Er hat sich das Leben genommen, um ihnen Schmerz und Schande zu ersparen. Ich bewahrte Schweigen aus Respekt vor seinem Wunsch, seine Eltern zu schonen. Das war wohl das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Aber Sie taten ja noch mehr. Sie kümmerten sich um das Kind. Wie kamen Sie ihm überhaupt auf die Spur?«
    Byrne reichte Rhena sein leeres Glas.
    »Das einzige, was er mir über die Frau sagte, war, daß sie zur Entbindung nach Exeter gefahren sei. Ich engagierte jemanden, um sie ausfindig zu machen. Es war nicht schwierig. Exeter ist keine große Stadt.«
    »Und die Frau?«
    »Ich habe ihren Namen nie erfahren. Ich wollte ihn gar nicht wissen. Nachdem ich entdeckt hatte, daß sie das Kind zur Adoption freigegeben hatte, war es mir völlig gleichgültig, was aus diesem Luder wurde.«
    »War es jemand aus der Schule?«
    »Nach Eddies Tod wollte ich nur eines: seinem Sterben wenigstens dadurch einen Sinn geben, daß ich dafür sorgte, daß sein Sohn in einem liebevollen Zuhause aufwachsen konnte und die Chance bekam, etwas aus seinem Leben zu machen. Ich kannte die Whateleys und wußte, daß sie ein Kind adoptieren wollten. Darum vermittelte ich die Adoption.«
    Dennoch hatte Byrnes Geschichte einen Haken, den man nicht einfach übergehen konnte. »Aber wie haben Sie es erreicht, daß die Whateleys das Kind bekamen? Normalerweise gibt es doch eine Liste von Bewerbern, und ich kann mir nicht denken, daß die Whateleys gleich an erster Stelle standen.«
    »Bei einem Mischlingskind?« fragte Byrne verächtlich.
    »Sie werden sich wohl vorstellen können, daß bei Mischlingskindern die Warteliste der Bewerber nicht gerade endlos ist.«
    »Und selbst wenn es so gewesen wäre, hätten Sie vermutlich all Ihren Einfluß geltend gemacht, um dafür zu sorgen, daß die Whateleys den Jungen bekommen.«
    Byrne zündete sich seine dritte Zigarette an. Rhena nahm ihm den Stummel der anderen aus der Hand und drückte ihn im Aschenbecher aus.
    »Ja, das gebe ich zu. Ich bedaure es nicht. Die Whateleys sind anständige, fleißige Leute ohne besondere Ansprüche.«
    »Und sie waren bereit, sich Ihrem Diktat in bezug auf Matthews Erziehung zu unterwerfen.«
    »Wenn Sie damit meinen, daß sie mir die wichtigen Entscheidungen über Ausbildung und Zukunft des Jungen überließen, dann ja; dann haben sie sich meinem Diktat unterworfen. Sie wollten schließlich das Beste für ihn. Sie waren froh und dankbar, ihn zu haben. Alle Beteiligten profitierten von der Vereinbarung.«
    »Außer Matthew. Und den Whateleys. Letztendlich.«
    Mit einer schnellen Bewegung, die Zorn verriet, beugte sich Byrne vor. »Glauben Sie denn, mich läßt der Tod des Jungen unberührt?«
    »Was weiß Ihr Sohn Brian über die Umstände von Matthew Whateleys Geburt?«
    Byrne sah ihn überrascht an. »Nichts. Er weiß nur, daß Eddie Selbstmord verübte. Und selbst davon hatte er jahrelang keine Ahnung.«
    »Brian verbringt seine Ferien nicht bei Ihnen?«
    Byrnes Gesicht blieb unbewegt. »Früher lebte er bei mir, aber als er aufs Internat kam, erklärte er, er wolle seine Ferien lieber bei seiner Mutter in Knightsbridge verbringen. Das ist ein bißchen schicker als Hammersmith.«
    »Ich glaube nicht, daß die Entscheidung eines Kindes darüber, bei welchem Elternteil es leben möchte, von solchen Äußerlichkeiten beeinflußt wird. Ein Junge in Brians Alter, könnte ich mir denken, würde es vorziehen, beim Vater zu leben.«
    »Ein anderer Junge vielleicht, Inspector, aber nicht Brian. Unsere Wege trennten sich vor fast fünf Jahren, als er nach Bredgar Chambers kam und merkte, daß ich nicht bereit war, seinem ständigen Geflenne über die Schule nachzugeben.«
    »Geflenne? Weshalb denn? Hat man ihn schikaniert?«
    »Er wurde gehänselt, ein bißchen getriezt, wie alle Neuen. Er wollte nach Hause zurück. Er wollte gerettet werden. Er rief jeden Abend hier an. Schließlich habe ich die Gespräche nicht mehr angenommen. Ich war nicht bereit, ihn von der Schule zu nehmen, und das nahm er mir übel. Also ging er zu seiner Mutter. Vermutlich wollte er mich damit strafen. Aber damit war sein Problem nicht gelöst. Meine geschiedene Frau hatte nicht das geringste Interesse daran, ständig einen dreizehnjährigen Jungen in ihrer Wohnung zu haben. Sie erklärte sich schließlich

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