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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schließlich mein Job.«
    »Und bis auf den letzten Freitag haben Sie Ihren Job immer ordnungsgemäß getan?«
    Sein Gesicht verschloß sich. »Ja.«
    »Es war Ihr Vater, der Matthew für das Stipendium vorgeschlagen hat. Wußten Sie das?«
    »Er schlägt jedes Jahr einen Schüler für das Stipendium vor. Und dieses Jahr hat eben sein Schützling gewonnen. Na und?«
    »Vielleicht war es deshalb für Sie etwas schwierig, Matthew hier in dieser für ihn neuen Umgebung den Weg zu ebnen. Er kam aus einem anderen Milieu. Da hätte es von Ihrer Seite vermutlich besonderer Anstrengung bedurft, dafür zu sorgen, daß er sich hier wohl fühlt.«
    Brian schüttelte den Kopf. »Wenn ich auf jeden Jungen eifersüchtig wäre, für den mein Vater sich interessiert, käme ich zu nichts anderem mehr. Er sucht einen zweiten Eddie Hsu, Inspector. Und er wird nicht aufgeben, solange er ihn nicht gefunden hat.«
    »Eddie Hsu?«
    »Ein ehemaliger Bredgarianer, den mein Vater unter seine Fittiche genommen hatte.« Brian lächelte mit bitterer Freude. »Bis er sich das Leben nahm. Das war 1975. Kurz vor dem Alevel. Haben Sie nicht das Denkmal in der Kapelle gesehen?
    ›Edward Hsu - geliebter Schüler‹. Das hat mein Vater Eddie errichtet. Und seit seinem Tod sucht er einen Nachfolger für ihn. Mein Vater ist ein echter Midas. Nur stirbt bei ihm alles, was er berührt.«
    Es klopfte laut und ungeduldig. »He, Byrne! Packen wir's. Komm, mach dich auf die Socken, Mann!«
    Lynley kannte die Stimme nicht. Er nickte Brian zu. Der sagte: »Komm rein, Clive.«
    »He, komm, gehen wir rüber zu -« Der Junge erstarrte, als er Havers und Lynley sah, faßte sich dann aber schnell. »Oho, die Bullen, was? Haben sie dich endlich geschnappt, Bri?« Er wippte auf den Fußballen auf und nieder.
    »Clive Pritchard«, stellte Brian vor. »Der Champion von Kalchas.«
    Clive grinste. Sein linkes Auge saß eine Spur tiefer als das rechte, und das Lid hing. Dazu das breite Grinsen; er sah aus, als sei er leicht angetrunken. »Du sagst es, Sportsfreund.« Er nahm nicht weiter Notiz von der Polizei. »Wir haben zehn Minuten, um aufs Spielfeld zu kommen, Freundchen, und du bist noch nicht mal umgezogen. Was ist denn los mit dir? Ich hab einen Fünfer gewettet, daß wir Mopsos und Ion vernichtend schlagen. Und du hockst hier und plauschst mit den Bullen.«
    Clive trug keine Schuluniform, sondern einen blauen Trainingsanzug und ein gelb-weiß gestreiftes Trikot. Beides saß sehr eng an seinem drahtigen Körper. Er hatte etwas von einem Fechter und bewegte sich auch so, flink und behende.
    »Ich weiß nicht, ob ich -« Brian warf Lynley einen fragenden Blick zu.
    »Im Augenblick haben wir genug erfahren«, sagte Lynley. »Gehen Sie ruhig zu Ihrem Spiel.«
    Während Barbara Havers aufstand und zur Tür ging, trat Brian zum Schrank, öffnete ihn und zog Trainingsanzug, Turnschuhe und ein blau-weißes Trikot heraus, das neben zwei anderen hing.
    Clive schlug gegen das Trikot in seiner Hand. »Das doch nicht, Bri. Mann, du bist echt total verblödet. Wir spielen heute in Gelb. Oder willst du vielleicht beim Ion-Team mitspielen? Ich weiß ja, daß Quilter dein Liebling ist, aber 'n bißchen Hausloyalität könnte nicht schaden.«
    Verdattert starrte Brian auf die Kleidungsstücke in seinen Händen, ohne sich zu rühren. Ungeduldig riß Clive ihm das Trikot aus der Hand, zog das gelb-weiße aus dem Schrank und gab es ihm. »Heute nachmittag mußt du mal auf Quilter verzichten, Schätzchen. Komm jetzt. Nimm dein Zeug. Umziehen kannst du dich in der Sporthalle. Wollen doch mal sehen, ob wir die Hübschlinge von Ion und Mopsos nicht in Sonne, Mond und Sterne schlagen. Ich bin ein echter Teufel auf dem Hockeyschläger. Jetzt gibt's Pritsche à la Pritchard.« Clive tat so, als schlüge er nach Brians Schienbein.
    Brian zuckte zusammen, dann lächelte er. »Gut, packen wir's«, sagte er, und schon tänzelte Clive aus dem Zimmer.
    Lynley sah ihnen nach. Es entging ihm nicht, daß keiner der beiden Jungen ihm in die Augen sah, als sie gingen.

9
    »Schauen wir uns an, was wir haben«, sagte Lynley.
    Statt zu antworten, zündete Barbara Havers sich eine Zigarette an und lehnte sich bequem zurück.
    Sie saßen im Sword and Garter, einem altertümlichen kleinen Gasthaus in Cissbury, Nachbardorf von Bredgar Chambers. Der Zwischenstop, den sie auf der Rückfahrt nach London hier eingelegt hatten, hatte sich gelohnt. In Anbetracht der Nähe der Schule hatte Lynley dem Wirt Matthew

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