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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mir ist schlecht geworden dabei. Aber ich bin trotzdem drin.« Er runzelte die Stirn, als würde ihm plötzlich klar, was er damit angerichtet hatte, daß er das Ritual verraten hatte. »Hat Mr. Lockwood Sie beauftragt, das rauszukriegen, Sir?«
    Lynley lächelte. »Nein. Ich war, wie gesagt, bloß neugierig.«
    »Eigentlich sind solche Sachen nämlich verboten. Aber Sie wissen ja, was an solchen Schulen läuft. Und hier erst recht. Hier gibt's sonst überhaupt keine Abwechslung.«
    »Und was passiert im Club, wenn Sie sich da treffen?«
    »Wir machen Feten. Meistens Freitag abend.«
    »Gehören alle Schüler der Abschlußklasse dazu?«
    »Nein. Nur die, die wollen.«
    »Und die anderen?«
    »Die schauen in die Röhre. Eigene Schuld, wenn sie sich unbedingt absondern wollen.«
    »War letzten Freitag auch eine Fete?« »Die sind jeden Freitag abend. Aber das letzte Mal waren weniger Leute da als sonst. Eine ganze Reihe von Schülern war übers Wochenende weggefahren. Viele waren bei einem Hockeyturnier oben im Norden.«
    »Und Sie wollten da nicht mitfahren?«
    »Zu viele Aufgaben. Außerdem hatte ich heute morgen eine Klausur, für die ich büffeln mußte.«
    »Ach, du lieber Gott! Das kenn ich! Hat die Fete am letzten Freitag Sie davon abgehalten, sich um die jüngeren Schüler im Haus Erebos zu kümmern?«
    Lynley fühlte sich erbärmlich; mit welcher Leichtigkeit hatte er es geschafft, den nichtsahnenden Jungen genau an diesen Punkt zu führen. Es hatte keinerlei Geschicks bedurft.
    »Ich war um elf zurück.« Brian war jetzt sichtlich auf der Hut. »Ich hab nicht nach ihnen gesehen. Ich bin direkt zu Bett gegangen.«
    »Als Sie aus dem Club weggingen, waren da andere Ihrer Mitschüler noch dort?«
    »Ein paar.«
    »Waren sie den ganzen Abend da? Ist irgendeiner im Lauf des Abends verschwunden?«
    Brian war kein Dummkopf. Sein Gesicht verriet Lynley, daß er genau wußte, wohin die Fragen steuerten. Er zögerte kurz, ehe er antwortete: »Clive Pritchard rannte ein paarmal raus und rein. Er wohnt in Kalchas.«
    »Hausältester?«
    Brian machte ein leicht amüsiertes Gesicht. »Da hätte man den Bock zum Gärtner gemacht.«
    »Und Chas? War er auch auf der Fete?«
    »Ja.«
    »Die ganze Zeit?«
    Eine kleine Pause, um zu überlegen, sich zu erinnern, sich zwischen Wahrheit und Lüge zu entscheiden. »Ja, die ganze Zeit.« Das nervöse Zucken im Mundwinkel verriet ihn.
    »Sind Sie sicher? War Chas wirklich die ganze Zeit da? War er da, als Sie gingen?«
    »Er war da, ja. Wo hätte er denn sonst sein sollen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich versuche einzig herauszufinden, was am Freitag hier vorging, als Matthew Whateley verschwand.«
    Brians Augen wurden dunkel. »Glauben Sie denn, Chas hätte etwas damit zu tun? Wieso?«
    »Möglich ist alles, darum möchte ich ja wissen, ob Chas den ganzen Abend auf der Fete war. Wenn er da war, kann er kaum etwas mit Matthew Whateley angestellt haben.«
    »Er war da. Ganz bestimmt. Ich habe ihn die ganze Zeit gesehen. Er war ohnehin die meiste Zeit mit mir zusammen. Und wenn nicht -« Brian brach ab. Seine rechte Faust schloß sich. Die Lippen wurden weiß, als er sie zusammenpreßte.
    »Er ist also doch gegangen«, sagte Lynley.
    »Nein! Ist er nicht. Er wurde nur ein paarmal ans Telefon geholt. Dreimal vielleicht. Ich weiß nicht mehr genau. Er ist nach vorn ins Haus Ion gegangen, wo das Telefon ist, und hat die Gespräche da angenommen. Aber er war nie lange genug weg, um irgendwas zu tun.«
    »Wie lange war er denn weg?«
    »Ich weiß nicht. Fünf Minuten vielleicht. Oder zehn. Länger nicht. Was hätte er in der Zeit schon tun können? Nichts. Und was spielt es überhaupt für eine Rolle? Keiner der Anrufe kam vor neun, und jeder weiß, daß Matthew Whateley schon am Nachmittag getürmt ist.«
    Lynley merkte, daß der Junge nahe daran war, die Nerven zu verlieren, und versuchte, sich dies zunutze zu machen. »Warum ist Matthew weggelaufen? Was ist ihm hier passiert? Wir beide wissen doch, daß in einer Schule wie dieser heimlich Dinge geschehen, von denen der Direktor und die Lehrer entweder keine Ahnung haben oder nichts wissen wollen. Also, was ist passiert?«
    »Nichts! Er hat einfach nicht hierher gepaßt. Er war anders. Das merkte jeder. Alle wußten es. Er hat nie kapiert, daß die Kameraden wichtig sind - wichtiger, das Wichtigste! Für ihn gab es nur Lernen, Lernen, Lernen und sonst gar nichts.«
    »Sie haben ihn also gekannt?«
    »Ich kenne alle Jungs in Erebos. Das ist

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