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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Inspector? Die Stunde ist in knapp dreißig Minuten sowieso zu Ende. Können Sie nicht dann mit ihm sprechen?«
    »Leider nicht.« Lynley ließ ein letztes Mal seinen Blick durch den Raum schweifen.
    Brian kam zur Tür. Lynley nickte Emilia Bohd dankend zu.
    »Ich würde vorschlagen, wir gehen in Ihr Zimmer«, sagte er zu Brian. »Da sind wir ungestört.«
    Der Junge antwortete nur: »Bitte, kommen Sie«, und ging ihnen voraus durch den Korridor ins Freie.
    Erebos lag genau gegenüber dem Gebäude, in dem sich die naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume befanden. Haus Mopsos stand westlich, Kalchas östlich davon, und dahinter Ion mit dem Anbau, in dem die Schüler der Abschlußklasse sich zu ihren Clubabenden trafen.
    Brians Zimmer war im Erdgeschoß, neben den Privaträumen des Hausvaters, John Corntel. Es war, wie alle anderen Schülerräume im Haus, nicht abgeschlossen. Brian drückte die Tür auf und wich zurück, um Lynley und Havers den Vortritt zu lassen.
    Das Zimmer war eine ziemlich typische Internatsbude. Brian schloß schweigend die Tür hinter ihnen. Er trat von einem Fuß auf den anderen, schob eine Hand in die Hosentasche und spielte, während er nervös wartete, mit ein paar Münzen oder einem Schlüsselbund.
    Lynley hatte es nicht eilig, das Gespräch zu beginnen. Er sah sich erst einmal im Zimmer um, während Barbara Havers sich auf dem schmalen Bett niedersetzte, ihre Jacke auszog und ihren Block herausnahm.
    Die Wände des Zimmers waren nur mit einigen Fotografien geschmückt. Drei davon zeigten Sportmannschaften der Schule - das Rugbyteam, die Cricketelf und die Tennismannschaft. Brian war auf keinem der Fotos zu sehen, aber Lynley brauchte nur einen Moment, um den gemeinsamen Nenner der Bilder zu entdecken: Chas Quilter. Auch das vierte Foto zeigte Chas, diesmal Arm in Arm mit einem Mädchen, deren Kopf an seiner Brust lehnte. Chas' Freundin zweifellos, dachte Lynley und fand es merkwürdig, daß Brian sich dieses Bild in sein Zimmer gehängt hatte.
    Er zog den Schreibtischstuhl heraus und lud Brian mit einer Geste ein, sich zu setzen. Er selbst blieb stehen, eine Schulter an die Wand neben dem Fenster gelehnt.
    Es bot einen bescheidenen Blick auf ein Stück Rasen und eine Erle, an der die ersten Blätter zu sprießen begannen.
    »Wie kommt man in den Oberstufen-Club?« fragte er.
    Die Frage kam für den Jungen offensichtlich überraschend. Die blaugrauen Augen verengten sich einen Moment, und er starrte Lynley an, ohne zu antworten.
    »Das Aufnahmeritual«, hakte Lynley nach.
    Brians Mund zuckte. »Was hat das mit -«
    »- mit Matthew Whateleys Tod zu tun?« fragte Lynley und lächelte. »Gar nichts, soviel ich weiß. Ich bin bloß neugierig. Es interessiert mich, ob sich an den Schulen viel verändert hat, seit ich in Eton war.«
    »Mr. Corntel war auch in Eton.«
    »Ja, wir waren zusammen dort.«
    »Sie waren befreundet?« Brians Blick flog zu den Fotos von Chas.
    »Ziemlich gut sogar, auch wenn wir uns dann aus den Augen verloren haben. Leider ist diese Gelegenheit zur Erneuerung der Freundschaft nicht gerade erfreulich.«
    »Ich find's schlimm, daß man eine Freundschaft überhaupt erneuern muß«, versetzte Brian. »Gute Freunde sollten immer gute Freunde bleiben.«
    »Und Ihr Freund ist Chas?«
    »Ja, mein bester Freund«, antwortete er offen. »Wir gehen im Oktober zusammen nach Cambridge, wenn wir angenommen werden. Chas wird bestimmt angenommen. Er hat gute Noten und macht sicher ein prima Examen.«
    »Und Sie?«
    Brian hob eine Hand und drehte sie hin und her. »Das ist noch nicht sicher.«
    »Ich nehme an, Ihr Vater könnte Ihnen helfen, in Cambridge anzukommen.«
    »Wenn ich seine Hilfe wollte. Ich will sie aber nicht.« »Ah ja.« Durchaus bewundernswert, diese Entschlossenheit, es aus eigener Kraft zu schaffen, ohne auf den Einfluß zurückzugreifen, den ein Mann von Giles Byrnes Ruf zweifellos besaß. »Und was ist nun mit dem Aufnahmeritual des Clubs?«
    Brian schnitt eine Grimasse. »Zwei große Bier und« - sein Gesicht wurde brennend rot - »abschmieren, Sir.«
    Der Ausdruck war Lynley unbekannt. Er bat um Aufklärung. Brian lachte verlegen.
    »Na ja, Sie wissen schon. Heiße Soße oder Bienengiftsalbe auf den - Sie wissen schon.« Er warf einen unbehaglichen Blick auf Havers.
    »Ach so. Jetzt versteh ich. Und das nennt man Abschmieren? Ziemlich unangenehm, stelle ich mir vor. Sind Sie Mitglied des Clubs? Haben Sie das Ritual über sich ergehen lassen?«
    »Ja. Das heißt,

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