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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Whateleys Foto gezeigt, ohne im Grunde zu erwarten, daß der Mann den Jungen kennen würde. Doch zu seiner Überraschung nickte der Wirt und sagte: »Ja, das ist doch Matt Whateley.«
    »Sie kennen den Jungen?«
    »Na klar. Er ist regelmäßig bei Colonel Bonnamy und seiner Tochter. Die wohnen knappe zwei Kilometer von hier.«
    »Seine Tochter?«
    »Jeannie. Ja. Sie kommt manchmal mit Matt hierher, bevor sie ihn in die Schule zurückbringt.«
    »Die Leute sind mit dem Jungen verwandt?«
    »Nein, nein.« Der Wirt schob das bestellte Schweppes über den Tresen und ließ ihm ein Glas mit zwei Eiswürfeln folgen. »Er gehört zur Bredgar Brigade. So nenn ich sie. Das sind die mit dem sozialen Tick. Matthew ist nicht ganz so schlimm wie die Andern.«
    »Was meinen Sie mit dem sozialen Tick?« fragte Lynley.
    »In der Schule heißen sie die freiwilligen Helfer. Für mich haben sie alle den sozialen Tick. Sie besuchen alte und kranke Leute, die nicht ausgehen können, übernehmen Arbeiten im Dorf und helfen den Wald sauberhalten. Sie kennen so was doch. Die Mädchen und Jungen suchen sich aus, was für freiwillige Dienste sie übernehmen wollen. Matt entschied sich fürs Besuchemachen. Da haben sie ihm Colonel Bonnamy aufgebrummt. Echter alter Kampfhahn, der Colonel. Da hat sich der kleine Matt ganz schön was aufgeladen, würd ich sagen.«
    Ein kleines Teilrätsel war nun also gelöst: Sie wußten, wer die Frau war, an die Matthew seinen Brief geschrieben hatte. Jean. Die Tochter des Colonels. Darüber hinaus zeigte das Gespräch mit dem Wirt, daß es der Schule bisher gelungen war, Matthews Verschwinden und Tod geheimzuhalten. Alan Lockwood würde zweifellos hochzufrieden sein, das zu hören.
    Jetzt saßen Lynley und Havers an einem kleinen Tisch am Fenster. Lynley rührte gedankenverloren seinen Tee um, während Barbara Havers den ersten Teil ihrer Notizen durchlas. Sie gähnte, fuhr sich einmal kräftig mit den Fingern durchs Haar und stützte den Kopf in die Hand.
    Kaum zu glauben, dachte Lynley, während er sie betrachtete, wie sehr er sich an Havers als Partnerin und Mitarbeiterin gewöhnt hatte. Sie war kratzbürstig, voller Oppositionsgeist, rasch aufbrausend und sich mit Bitterkeit der unüberwindlichen Kluft bewußt, die Herkunft, Klasse, finanzielle Verhältnisse und persönliche Erfahrungen zwischen ihnen bildeten. Sie hätten nicht gegensätzlicher sein können: Während sich Havers mit grimmiger Entschlossenheit aus einem Arbeiterviertel in einem heruntergekommenen Vorort Londons hochzuarbeiten suchte, pendelte er unbeschwert zwischen seinem Landsitz in Cornwall und seinem Stadthaus in Belgravia hin und her.
    Aber die Unterschiede zwischen ihnen beschränkten sich nicht nur auf Herkunft und Verhältnisse. Auch ihre Lebensauffassungen waren einander diametral entgegengesetzt. Die ihre war gekennzeichnet von harter Erbarmungslosigkeit, einem Argwohn, der hinter allem niedere Motive witterte, und mißtrauischer Skepsis gegenüber einer Welt, die ihr nichts geschenkt hatte. Lynley war geprägt von Menschlichkeit und dem ständigen Bemühen um Verständnis, von einem Gefühl der Schuld getragen, das ihn trieb, anderen die Hand zu reichen, zu lernen, wiedergutzumachen, zu retten. Superintendent Webberly, dachte er lächelnd, hatte völlig recht daran getan, sie zusammenzuspannen und auf Fortsetzung ihrer Teamarbeit auch dann zu bestehen, wenn Lynley überzeugt war, daß die ganze Situation unhaltbar sei und sich nur verschlechtern könne.
    Havers zog an ihrer Zigarette und ließ sie zwischen ihren Lippen hängen, als sie durch eine graue Rauchwolke hindurch zu sprechen begann. »Wie gut kennen Sie den Hausvater eigentlich, Sir? Ich meine John Corntel.«
    »Ich kenne ihn nur als alten Schulkameraden. Und wie gut kennt man sich da? Warum fragen Sie?«
    Sie legte ihren Block auf den Tisch und klopfte mit dem Finger auf eine Seite, um ihre Worte zu unterstreichen. »Als er gestern bei uns im Yard war, sagte er, Brian Byrne sei Freitag abend in Haus Erebos gewesen. Aber Brian selbst sagte uns, daß er im Club in Ion war und erst um elf nach Erebos zurückgekommen ist. John Corntel hat uns also belogen. Ich frage mich, warum, wo das doch so leicht nachzuprüfen war.«
    »Vielleicht sagte Brian ihm, er sei im Haus gewesen?«
    »Weshalb hätte er das tun sollen, wenn alle anderen Schüler der Abschlußklasse, die am Freitag abend auf der Fete waren, ihn hätten verraten können?«
    »Das setzt voraus, daß die Schüler so

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