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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sich im Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen der gleichen Methode bediente. Sympathisch oder angenehm im Umgang machte ihn das sicher nicht.
    »Mr. Pitt«, sagte Lynley. »Sie machten uns eben darauf aufmerksam, daß Sie jetzt Unterricht haben. Wir könnten dieses Gespräch rascher beenden, wenn Sie zur Sache kämen.«
    »Das ist einfach, Inspector. Ich weiß Bescheid über Lockwoods zweitklassige Vorstellung an der Universität von Sussex, über seine äußerst interessante Wohngemeinschaft mit drei jungen Damen vor seiner Ehe mit Kate und über seine Arbeit an der letzten öffentlichen Schule, wo er beschäftigt war. Sämtliche Kollegen hätten ihn am liebsten zur Hölle geschickt, weil er sich in höchstem Maß unkollegial verhielt, um auf ihre Kosten gut dazustehen. Lockwood würde mich liebend gern rausschmeißen, Inspector, wenn er nur sicher sein könnte, daß ich den Mund halte und dem Verwaltungsrat nichts von dem verrate, was ich über ihn weiß.«
    »Es ist Ihnen offenbar gelungen, eine ganze Menge aufzudecken.«
    »Ich gehe auf Seminare. Ich treffe mit anderen Lehrern zusammen. Da wird geredet. Ich höre zu. Ich höre immer zu.«
    »Aber Bredgar Chambers ist doch eine relativ angesehene Schule. Wie schaffte es Lockwood, hier Schulleiter zu werden, wenn er wirklich eine so dunkle Vergangenheit hat?«
    »Indem er hier und dort die Fakten ein wenig frisierte.
    Indem er über Leichen ging und vor den Leuten katzbuckelte, die ihm nützlich sein konnten. Das hatte natürlich auch seinen Preis.«
    »Giles Byrne?«
    Ein beifälliges Lächeln flog über Pitts Gesicht. »Sie lernen schnell. Bravo. Was glauben Sie denn, warum Matthew Whateley überhaupt das Stipendium des Verwaltungsrats bekam? Gewiß nicht, weil er der Beste oder Begabteste war. Das war er nicht. Er war absoluter Durchschnitt. Ein netter Junge, aber Durchschnitt. Mehr nicht. Es war ein halbes Dutzend anderer Kandidaten da, die das Stipendium eher verdient hätten als er. Die Entscheidung lag bei Lockwood. Aber Giles Byrne wollte Matthew haben. Also wurde Matthew gewählt. Quid pro quo. Und Byrne konnte den übrigen Mitgliedern des Verwaltungsrats wieder mal demonstrieren, wie groß seine Macht ist. Das genießt er, wissen Sie. Aber nun ja, sind wir nicht alle so? Macht ist ein Rauschmittel. Hat man ein bißchen, will man gleich mehr.«
    Das traf sicherlich auf Pitt zu. Wissen war auch Macht, und er hatte diese Macht in den letzten paar Minuten spielen lassen, um Alan Lockwood auf jede erdenkliche Art zu verunglimpfen, als könne er, indem er den Ruf des Schulleiters in den Schmutz zog, seinen eigenen verbessern; als könne er, indem er Lockwood zum Mittelpunkt des Gesprächs machte, verhindern, daß es sich anderen, gefährlicheren Beziehungen zuwandte.
    »Sie hatten den Aufsichtsdienst am Wochenende mit John Corntel getauscht«, bemerkte Lynley. »Warum?«
    »Meine Frau wollte gern in Crawley ins Theater. Ich wollte ihr den Gefallen tun. Darum bat ich John, mit mir zu tauschen.«
    »Das war Freitag abend? Oder am Samstag?«
    »Freitag.«
    »Und am Samstag?«
    »Nichts. Wir waren zu Hause. Haben ferngesehen.
    Gelesen. Wir haben sogar versucht, miteinander zu reden.«
    »Haben Sie in dieser Zeit Emilia Bond einmal gesehen? Am Freitag oder Samstag?«
    Die Frage reizte Pitts Interesse. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Abends nicht. Im Laufe des Tages, ja, natürlich. Sie wohnt in Galatea. Da trifft man sich zwangsläufig. Aber an den beiden Abenden habe ich sie nicht gesehen. Soweit ich mich erinnere, war ihre Tür zu, als ich die Runde machte.« Pitt sah die Veränderung auf Lynleys Gesicht und fügte Hinzu. »Ich sehe jeden Abend nach, daß alles seine Ordnung hat, Inspector. Ich bin schließlich der Hausvater. Und, offen gesagt, bei den Mädchen muß man höllisch aufpassen.«
    »Aha.«
    Pitt errötete. »So meinte ich das nicht.«
    »Vielleicht erklären Sie mir, wie Sie es meinten.«
    Vor dem Klassenzimmer verriet grölendes Gelächter, daß die wartenden Schüler unruhig zu werden begannen. Weder Lynley noch Barbara machten Anstalten, sie ins Zimmer zu lassen.
    »Sie sind eine überflüssige Störung im Schulbetrieb, Inspector. Eine Provokation und eine Verlockung. Ich habe erlebt, daß im letzten Jahr zwei von ihnen wegen allzu großer Freizügigkeit entlassen werden mußten. Die eine hatte sich gar mit einem der Gärtner eingelassen! Und eine dritte ging freiwillig, weil ihre Eltern sie, wie sie es beschönigend formulierten, ›auf

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