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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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eine andere Schule geben‹ wollten.« Er lachte verächtlich. »Und das ist nur das Haus Galatea. Weiß der Himmel, wie es drüben in Eirene zugeht.«
    »Vielleicht kommt es daher, daß die Mädchen einen Hausvater und keine Hausmutter haben«, meinte Lynley. »Für einen Mann muß es schwierig sein, mit den Mädchen zurechtzukommen. Es gibt da doch Bereiche, die einem als Mann verschlossen sind.«
    »Es wäre nicht schwierig, wenn Emilia Bond es mit ihrer Aufgabe ein wenig genauer nehmen würde. Aber auf sie kann ich mich nicht verlassen, also mach ich alles selbst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Pitt zeigte offen seine Entrüstung. »Ich habe kein Interesse an sechzehn- und siebzehnjährigen Mädchen. Und was hat das alles eigentlich mit Matthew Whateleys Tod zu tun? Ich kann Ihnen über den Jungen nicht viel sagen. Ich kannte ihn nur vom Sport. Ich würde vorschlagen, Sie unterhalten sich mit jemandem, der Ihnen nützlichere Informationen geben kann, Inspector. Was wir hier treiben, ist nichts als Zeitverschwendung für uns alle. Ich verstehe nichts von Polizeiarbeit, aber mir scheint doch, Sie sollten nach jemandem suchen, der eine Schwäche für kleine Jungen hat. Ich bin nicht Ihr Mann. Und ich weiß auch nicht, wer es sein könnte. Ich bin froh, sagen zu können -« Er brach plötzlich ab und runzelte die Stirn.
    »Ja, Mr. Pitt?«
    »Bonnamy«, sagte er.
    »Den Namen habe ich gehört. Matthew hat den Mann regelmäßig besucht, nicht? Warum erwähnen Sie ihn?«
    »Ich bin für die Freiwilligen Helfer zuständig. Ich kenne Bonnamy. Vor Matthew hat es kein Schüler zu mehr als einem Besuch gebracht. Bonnamy gilt als unausstehlich. Aber Matthew mochte er vom ersten Moment an.«
    »Soll das heißen, daß Colonel Bonnamy der Mann ist, der eine Schwäche für kleine Jungen hat?«
    Pitt schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein. Aber wenn hier in der Schule jemand Matthew belästigte, dann ist es gut möglich, daß der Junge sich Colonel Bonnamy anvertraute.«
    Lynley mußte anerkennen, daß das eine Möglichkeit war. Es war jedoch nicht zu übersehen, daß Pitt im Lauf ihres Gesprächs mehrmals versucht hatte, abzulenken; erst seine Anspielungen auf Alan Lockwood, dann seine Bemerkungen über Giles Byrne, seine Unzufriedenheit mit Emilia Bond und nun der Hinweis auf die Freundschaft Colonel Bonnamys mit dem ermordeten Jungen. Wieder einmal hatte Lynley den Eindruck, daß hier mit Informationen geworfen wurde, als könne durch scheinbare Hilfsbereitschaft untilgbare Schuld vertuscht werden.
    Er sah zu Barbara Havers hinüber, die immer noch die Tür bewachte. »Lassen Sie sie jetzt herein, Sergeant.«
    Sie öffnete die Tür. Vier Schüler traten sogleich ein, drei Jungen und ein Mädchen. Sie beachteten weder den Lehrer noch die beiden Polizeibeamten, warfen statt dessen verstohlene Blicke in den Flur hinaus und kicherten unterdrückt. Ein zweites Mädchen wollte ins Zimmer treten, wurde aber plötzlich zurückgerissen, hochgeschoben und von einer buckligen Gestalt im schwarzen Cape und mit schauerlich geschminktem Gesicht durch die Tür getragen.
    »Frei!« grölte der verkleidete Junge und wirbelte mit dem sich wütend wehrenden Mädchen in den Armen herum. »Esmeralda! Frei!« Er taumelte drei Schritte vorwärts und sank in die Knie. Aber das Mädchen ließ er nicht los.
    Die anderen Schüler lachten, als der Junge den Kopf beugte und sein Gesicht an den Hals des Mädchens drückte, wobei er laut schmatzte und ihren Pullover und ihre Haut mit Schminke beschmierte.
    »Laß mich los!« schrie sie.
    Cowfrey Pitt griff ein. »Das reicht, Mr. Pritchard. Es war eine wertvolle Unterweisung. Wir wissen jetzt, wie dankbar wir sein können, daß es ein Stummfilm war.«
    Clive Pritchard ließ das Mädchen abrupt los, und sie fiel zu Boden. Sie war klein und unscheinbar, mit spitzem Gesicht. Lynley erkannte sie wieder. Er hatte sie am Vortag im Chemiesaal gesehen.
    »Du widerlicher -« Sie zog an ihrem gelben Pullover.
    »Schau dir das an, du Ferkel. Die Reinigung zahlst du.«
    »Gib doch zu, daß es dir Spaß gemacht hat«, entgegnete Clive. »So nah bist du einem Mann doch noch nie gekommen.«
    Sie sprang auf. »Ich sollte dir -«
    »Das reicht.« Pitt hob nicht einmal die Stimme. Sein unheilschwangerer Ton reichte. »Pritchard, waschen Sie sich diese alberne Fratze vom Gesicht. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Und acht Seiten Übersetzung bis morgen für diese glänzende Vorstellung, mit der Sie uns erquickt haben. Daphne, Ihnen

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