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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Trinkspruch auf Brenna und Swen aus, und man trank auf das Wohl des jungen Paares.
    Später saß Conar am Tisch und hörte nur mit halbem Ohr zu, während die Männer die Situation der fränkischen Königreiche erörterten. Es drängte ihn, Melisande aufzusuchen, sie zu schütteln und zu fragen, warum sie ihm so viel versagte. Gleichzeitig wollte er sie zärtlich im Arm halten und lieben, die Hitze ihrer Leidenschaft fühlen, die Ekstase ihrer Erfüllung, und dann neben ihr einschlafen.
    Warum war sie nicht in die Halle heruntergekommen? Fürchtete sie ihn so sehr? Wanderte sie rastlos im Schlafzimmer umher, erfüllt von Grauen - oder Ungeduld?
    »Sicher, Ihr habt große - Schwierigkeiten in Irland, Swen«, bemerkte Gaston. »Aber betrachtet doch einmal unsere jüngere Geschichte! 86O ließen sich die Wikinger auf Jeufosse nieder, einer Insel in der Seine, nördlich von Paris. Karl der Kahle versuchte sie zu vertreiben. Sein Bruder Lothar bekämpfte ihn, dann griff ihn der zweite Bruder, Ludwig, von Südosten her an, und Karl musste Paris verlassen, um sich gegen ihn zu verteidigen. Die Wikinger schlugen Wurzeln. Andere Einwanderer aus dem Norden boten Karl an, die Insel von den elenden Belagerern zu befreien - für nur fünftausend Pfund Silber! Außerdem wollten sie natürlich verköstigt werden und die besten verfügbaren Weine trinken. Es widerstrebte Karl, einen so hohen Preis zu zahlen, und so begann er, im ganzen Land Festungen so wie diese hier zu bauen. Die Wikinger greifen nur ungern starke Festungen an.«
    »Klar«, stimmte Philippe zu, »Ihr habt Eure Sorgen, und unsere wachsen. Als Alfred 878 in England seinen großen Sieg errang, warfen die Wikinger ihr begehrliches Auge auf uns. Lothars Königreich wurde zwischen dem einen König Ludwig und dem anderen König Ludwig geteilt. Unser König Ludwig, der die Franken im Westen regiert, gewann eine große Schlacht in Saucourt, nahe der Somme, brachte sich aber selber um, als er ein junges Mädchen verfolgte. Sein Bruder Karlmann starb erst letztes Jahr, und jetzt sind wir auf Gedeih und Verderb Karl ‘dem Dicken ausgeliefert, der immer wieder Land an die “Eindringlinge verkauft hat. Nur Graf Odo stellt sich gegen ihn, und wir stehen an Odos Seite.«
    Conar lächelte, verwundert über die Namen, die diese Franken ihren Königen gaben - Karl der Kahle, Karl der Dicke. Da hieß er schon lieber »Herr der Wölfe«. Andererseits gab es auch Wikingertitel, die nicht so gut klangen. Rodir der Haarlose, Hak der Hinker, Raup der Einbeinige.
    Für Melisande würde er immer nur der Wikinger bleiben. Offenbar konnte er ihr nicht klarmachen, dass ein Mann nicht nach seiner Herkunft beurteilt werden sollte, sondern nach seinen Taten, seinen Träumen. Aber vielleicht konnte er von einer Frau, deren Welt zu lange von einem gewissen Volk bedroht worden war, kein Verständnis erwarten.
    Doch er erwartete, dass sie ihm zumindest auf halbem Weg entgegenkam und ihm gehorchte, denn wenn sie es nicht tat, würde sie in großer Gefahr schweben. Und sie musste - ihn heben? Wusste Brenna tatsächlich die einfachste, die beste Antwort?
    Plötzlich merkte er, dass Philippe ihn fragend musterte und offenbar angesprochen hatte.
    »Verzeiht mir, Philippe, es tut mir leid. Ich bin müde, und meine Gedanken sind abgeschweift.«
    »Wir sind froh, dass Ihr wieder zu Hause seid, mein Herr. Und wir haben Euch sehr vermisst. Wir alle, ebenso wie Gräfin Melisande.«
    »Danke. Ich bin sehr gern zurückgekehrt.« Conar lächelte wehmütig. Diese Männer waren keine Narren. Sicher wussten sie, dass Melisande seine Ankunft zwar notgedrungen begrüßt, aber auch gefürchtet hatte.
    »Das stimmt, mein Herr«, versicherte Gaston. »Wochenlang irrte sie wie ein bleicher Geist umher. Wie glücklich muss sie sein - jetzt, da Ihr wieder zu Hause seid!«
    Ja, dies ist nun meine Heimat, dachte Conar. Es bedrückte ihn ein wenig, wie zerrissen er sich fühlte, denn er war auch Irland verbunden und würde es immer bleiben.
    Ragwald betrat die Halle, ein seltsames Unbehagen in den alten Augen.
    »Was gibt’s?« fragte Conar.
    »Ich weiß nicht recht … « Ragwald zuckte die Achseln. »Irgendetwas verfolgt mich schon seit Stunden … « Er zögerte, dann runzelte er die Stirn. »Wo ist Melisande, mein Herr?«
    Plötzlich schrie Brenna leise auf, und Swen wandte sich erschrocken zu ihr. »Fehlt dir etwas? Das Baby … «
    »Nein, nein, mir geht es gut, aber auch ich habe ein sonderbares Gefühl, genau wie

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