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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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stand barfuß am Ufer und schluckte krampfhaft, das hübsche junge Gesicht voll echter Sorge. »Glaub mir, du solltest wirklich ins Haus gehen, Melisande. Sonst machst du alles noch schlimmer. Irgendwann musst du ihm gegenübertreten. Er ist dein Mann.«
    Sie ging zu ihm, schüttelte den Kopf, legte die Hände auf seine Schultern, um Trost zu finden. Zärtliche Zuneigung erfüllte ihr Herz. »Vielleicht muss ich nicht mehr zu ihm zurückkehren.«
    »Aber … «
    »Ja, ich habe ihn geheiratet. Mein Vater war soeben in einer Schlacht gefallen, und meine Leute dachten, wir alle wären auf Conars Macht angewiesen, nur er könnte uns vor den Feinden schützen. Aber nach der Hochzeit trennten wir uns sofort. Ich war sehr jung, und wir führten niemals eine richtige Ehe. Eigentlich übernahm er nur die Rolle meines Vormunds. jetzt bin ich alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich besitze schöne Ländereien, Gregory - die gehören mir«, nicht ihm, verstehst du? Vielleicht … «
    Sein Atem stockte, und er schaute sie an. Sehnsucht strahlte aus seinen Augen, nach ihr oder dem Versprechen einer wunderbaren Zukunft - sie war sich nicht ganz sicher. Aber plötzlich erschien ihr seine Nähe unglaublich süß. Einladend duftete das Gras, das sanfte Plätschern des Bachs lullte ihre Gedanken ein, und sie sah Gregorys Mund so dicht vor ihrem. Sie neigte sich vor, ohne genau zu wissen, was sie tat oder beabsichtigte oder was sie verlockte. Ihre Lippen berührten seine - so weich, so nachgiebig. Sie empfand kein Verlangen, nur eine angenehme Wärme in ihrem Herzen. Vorsichtig berührte er ihre Wange, hob den Kopf, um ihren Blick und ihren Kuss zu erwidern.
    Plötzlich hörte sie, wie ihr Name gerufen wurde, und dachte, eine Mauer aus Eis würde sie umschließen. »Melisande!«
    Nie zuvor war ihr Name in so kaltem, ätzendem Zorn ausgesprochen worden. Ein Schauer rann über ihren Rücken. Sie drehte sich nicht um, aber Gregory beobachtete Conar und trat rasch von ihr zurück. So schnell, dass sie gestürzt wäre, hätte sie nicht mühsam ihr Gleichgewicht gehalten. In seinen Augen las sie unverhohlene Angst, dann sah sie ungläubig, wie er auf die Knie fiel und den Kopf senkte. »Mein Herr! Verzeiht mir!« Als er aufstand, wandte sie sich endlich um.
    Offensichtlich hatte ihr Mann nicht warten wollen, bis sie freiwillig zu ihm kommen würde. Er saß auf seinem großen schwarzen Streitroß in einem purpurnen Mantel mit Hermelinbesatz. Die Schulterspange zeigte das Emblem der Wölfe, die Insignien seines Vaters aus dem Hause Vestfold, während der Schwertknauf mit den keltischen Kreuzen von Irland geschmückt war. Schweigend musterte er seine Frau und den jungen Mann mit feurigen, aber eiskalten blauen Augen.
    Nein, ich habe keine Angst, sagte sie sich. Er hatte sie aus Frankreich verbannt, und seither wurde sie gewaltsam daran gehindert, in ihre Heimat zurückzukehren. Ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden, führte er sein Leben so, wie es ihm beliebte. Plötzlich war sie fest entschlossen, eine Annullierung ihrer Ehe zu erwirken.
    Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und ärgerte sich, weil Conar ihren jungen Freund dermaßen einschüchterte. Andererseits konnte sie es verstehen. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel, wie aus Granit gemeißelt, mit wehendem goldblondem Haar. Sie holte tief Luft, nahm ihren ganzen Mut zusammen, schwor sich, ihm nie wieder zu gehorchen. »Du bist also gekommen, Wikinger«, bemerkte sie leichthin.
    Er lenkte Thor zum Ufer des Bachs, und Gregory versuchte mit bebenden Fingern, sein Schwert aus der Scheide zu ziehen. Ehe es ihm gelang, berührte Conars Klinge seine Hand. »Lass die Waffe stecken, mein Junge. «
    »Du wirst ihm nicht weh tun … «, begann Melisande, aber die eisblauen Augen ließen sie zu ihrer eigenen Bestürzung verstummen.
    »Nein, ich tue ihm nicht weh. Mit Kindern kämpfe ich nicht.«
    Gregory sank wieder auf die Knie und küsste Conars Stiefel. »Seid bedankt für Eure Gnade, mein Herr.«
    Seine Unterwürfigkeit erschütterte Melisande zutiefst. »O Gregory!«
    Conar lächelte kühl. »Vermutlich glaubt sie, du würdest bereitwillig für sie sterben, Gregory. Aber ich bin nicht bereit, einen jungen Verwandten meines Bruders niederzumetzeln, nur weil meine Gräfin sich so albern benimmt. Geh nach Hause, mein Junge! Sofort!«
    »Ja, Mylord«, stimmte Gregory beflissen zu und sprang auf. So schnell er konnte, rannte er zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel

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