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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Und Bryce sei gern bereit gewesen, seine Schwester und seine Schwägerin nach Wessex zu begleiten. Conars kühlen Brief, der seine Heimkehr ankündigte und sie zu dieser Reise veranlasst hatte, erwähnte sie natürlich nicht.
    Eric fand es durchaus schicklich, dass sie unter dem Schutz ihres Schwagers auf Reisen ging, noch dazu, da Erin und Olaf ihr die Erlaubnis gegeben hatten.
    Während Melisande ihn genauer betrachtete, bemerkte sie nun doch kleine Unterschiede zwischen ihrem Mann und seinem älteren Bruder. Zum Beispiel hatte Conar etwas hellere, viel kältere Augen. Aber die Abstammung von Olaf war beiden deutlich anzumerken, sie zeigte sich im Körperbau und sogar in den Bewegungen.
    Wenn sie es Conar auch niemals gestanden hätte ihr Schwiegervater war ihr im Lauf der Monate ans Herz gewachsen. Er war streng, aber gerecht, und diese Eigenschaften hielten sein seltsames irisch-norwegisches Königreich ebenso zusammen wie die Aufmerksamkeit, die er allen Menschen zu schenken pflegte. Seit jenem Tag, an dem sie als blinder Passagier zu fliehen versuchte, behielt er sie wachsam im Auge. Eines Tages ritt er sogar mit ihr aus und versuchte, ihr zu erklären, wie gefährlich es wäre, wenn sie in die falschen Hände geriete. Sie lächelte freudlos. »Gefährlich für wen? Das Land an der fränkischen Küste ist mein Erbe. Ich trage die Verantwortung für die Leute, die dort leben, und müsste sie schützen. Aber auf Conars Wunsch bin ich in Dubhlain gefangen.«
    »O nein, du bist keine Gefangene«, versicherte der König und schien sie prüfend zu mustern. »Aber wegen gewisser Umstände musst du deiner Heimat vorerst fernbleiben. Bald wirst du zurückkehren. Und du wächst schnell heran. Wenn du deinem Mann Söhne und Erben schenkst, wird es euch beiden die Kraft geben, dein Zuhause zu verteidigen, das du so innig liebst.«
    Sie wurde blass und verschwieg dem Mann, den sie beinahe wie einen Vater schätzen gelernt hatte, dass sie sich nicht vorstellen konnte, jemals ein Kind von Conar zu empfang en. Außerdem wäre dies das letzte, was sie von ihren Zukunftsängsten befreien würde. Bedrückt dachte sie an seine eisigen blauen Augen in jener Nacht, als er sie bei ihrem Fluchtversuch ertappte und sie dann stundenlang wach gelegen und die Hitze seines Körpers gespürt hatte.
    Nach einem Besuch bei seiner Geliebten war er sehr spät nach Hause gekommen - vor der Reise nach Frankreich, als er seine lästige Frau natürlich nicht gebrauchen konnte. Dort wollte er sich lieber seiner schönen blonden Runenleserin widmen.
    Einerseits erschien er Melisande völlig fremd, andererseits kannte sie ihn sehr gut. Er beherrschte ihr Leben mit so eiserner Faust, dass sie ihn zutiefst verabscheute. In ihren Träumen begegnete sie ihm auf dem Schlachtfeld, schwang ihr Schwert und sah ihn zu ihren Füßen um Gnade winseln.
    Seit sie Gregory von Mercia kannte, neigte sie in solchen Träumen dazu, ihrem Mann das Leben zu schenken, wenn er bereit wäre, die Ehe annullieren zu lassen. Sie malte sich aus, wie sie mit Gregory in Frankreich leben und für Land und Leute sorgen würde, so wie sie es von ihrem Vater gelernt hatte. Manchmal weckten solche Wünsche gewisse Schuldgefühle, denn Conars Familie bewachte sie zwar mit Argusaugen, behandelte sie aber sehr freundlich und machte ihr die Gefangenschaft erträglich. Was immer Olaf behaupten mochte, sie kam sich vor wie in einem Kerker. Niemals würde sie das Schloss von Dubhlain verlassen und nach Frankreich segeln können.
    Aber seit der Ankunft in Wessex schöpfte sie neue Hoffnung. Von hier aus, da sie nicht so streng beaufsichtigt wurde, mochte ihr die Flucht gelingen. Ein aufregender Gedanke …
    Rhiannon, Erics schöne Frau mit dem goldblonden Haar, war überaus liebenswürdig und amüsant. Natürlich nahm sich Melisande in acht, sagte kein einziges unfreundliches Wort über Conar oder über die Gefühle, die sie ihrem Mann entgegenbrachte.
    Deshalb gestattete ihr die Schwägerin große Freiheiten. Und da Melisande meistens mit Daria zusammen war, der die Brüder trotz ihres übermütigen Temperaments rückhaltlos vertrauten, sah niemand einen Grund zur Besorgnis, wenn die beiden jungen Frauen ausritten und die Umgebung erforschten.
    Zwischen Melisande und ihrer jüngsten Schwägerin entstand eine enge Freundschaft. Alle anderen Menschen, die ihr nahestanden, hatte sie verloren. Marie de Tresse, Gaston und, Philippe waren in Frankreich geblieben, ebenso wie Ragwald. Nie hätte sie

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