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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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geschnitzte Treppengeländer, dann rannte sie in ihr Zimmer zurück, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Jetzt wusste sie also, worauf es ihrem Mann ankam. Doch das änderte nichts an der Sehnsucht nach der geliebten Heimat. Sie würde die Festung wiedersehen - und ihren Vorteil nutzen. Denn sie hatte erkannt, dass auch sie eine gewisse Macht besaß.

     

Kapitel 14
    Am Nachmittag fand sie die Halle leer und floh hastig aus dem Haus. Sie eilte zu den Stallungen, wo die Reitknechte ihre Wünsche stets erfüllt hatten. Aber als sie diesmal einen Jungen bat, ihre Stute zu satteln, erklärte er unbehaglich, er müsse jemanden holen. Mühsam unterdrückte Melisande ihren Zorn, in der festen Überzeugung, Conar müsste die Dienerschaft angewiesen haben, seine Frau in ihrer Freiheit einzuschränken. Glaubte er, sie würde immer noch versuchen, ihm zu entfliehen jetzt, da er sie nach Frankreich bringen wollte?
    »Dann solltest du meinen Mann holen«, erwiderte sie, »aber schnell, denn ich möchte ausreiten. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du den Auftrag hast, mich vom Pferd zu zerren.« An ihrem letzten Tag in Wessex wollte sie den Bach aufsuchen und Abschied nehmen, vielleicht von ihrer Vergangenheit. So vieles war anders geworden. Sie hatte die Unschuld verloren und neue Erkenntnisse gewonnen. Nun wusste sie, dass ihre Tagträume, am Wasserrand gesponnen, kindische Phantasien gewesen waren.
    Ehe sich der Stallbursche abwenden konnte, erschien Mergwin. »Bring Melisandes Stute, junge, und meinen gutmütigen alte Gaul. Wir reiten zusammen aus, und ich nehme die Dame in meine Obhut.«
    Zunächst dachte Melisande, der Diener würde erneut protestieren, doch dann schaute er in Mergwins Augen und nickte. Er verschwand irn Stall, um die Pferde zu holen, und sie lächelte den alten Mann an. »Ihr wusstet, dass Conar kommen würde, um mit mir nach Frankreich zu segeln, nicht wahr?«
    »Ja«, gab er zu. »Aber hätte ich Euch gewarnt, wärt Ihr wohl kaum bereit gewesen, auf mich zu hören.«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Vielleicht nicht. Ich habe Gregory nicht mehr gesehen … «
    »Nun, er wollte unbedingt zu Alfred zurückkehren. Hier an der Küste wurde es ihm zu heiß.«
    Der Junge führte die gesattelten Pferde aus dem Stall und reichte Melisande eine hilfreiche Hand, die sie ergriff, obwohl sie durchaus imstande war, allein aufzusteigen. Aber Mergwin rief: »Komm zu mir! Die Dame ist behände wie eine Bergnymphe - und ich bin so alt wie der Berg.«
    Lächelnd beobachtete Melisande, wie der Greis mühsam auf den Rücken des klapprigen Wallachs stieg, vom Stallburschen unterstützt. Sie galoppierte tief über den Hals ihrer Stute gebeugt voraus. Als sie die Wiese erreichte, den Grat und die Bäume sah, drosselte sie die Geschwindigkeit. Bald hörte sie Mergwin hinter sich keuchen: »Ich wollte mit Euch reiten - nicht rasen.«
    Sie drehte sich um. »Oh, verzeiht mir, ich war unbedacht.«
    »Schon gut. Ihr wolltet wohl fliehen?«
    »Keineswegs. Jetzt nicht mehr, denn ich werde nach Hause segeln.«
    Eine Zeitlang schwieg er, dann seufzte er tief auf. »ja. Alles hat begonnen.«
    »Was?«
    »Große Räder werden sich nun in Bewegung setzen.«
    »Die Dänen!« entgegnete sie angewidert. »Immer wieder kommen sie. Es ist keine besondere Leistung, das vorherzusehen.«
    »Aber Ihr werdet mit sehr vielen Dänen Schwierigkeiten haben.«
    »Ich habe Schwierigkeiten mit Conar! Sollte Euch das entgangen sein, seid Ihr ein blinder Seher, Mergwin.«
    »Ein Seher bin ich nicht«, widersprach er ärgerlich. Inzwischen hatten sie einen der kleinen Pfade erreicht, die zum Bach führten. Melisande stieg ab. Langsam wanderte sie zum Ufer, um ihr Gesicht mit frischem Wasser zu kühlen, und Mergwin folgte ihr. »Darin liegt die Gefahr«, warnte er sie leise.
    Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und spürte die wärmenden Sonnenstrahlen, die zwischen den Zweigen hindurchleuchteten. »Die Gefahr?«
    Zu ihrer Verwirrung kniete Mergwin vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. »Ihr dürft Euch nicht gegen Conar stellen.«
    Sie spürte die starke Zuneigung, die er ihr entgegenbrachte, löste eine Hand aus den alten Fingern und berührte seine Wange. »Ich werde Euch sehr vermissen. Es sei denn, Ihr segelt mit uns?«
    Aber er schüttelte den Kopf. »Brenna wird Euch begleiten.«
    »Natürlich - Brenna«, erwiderte sie kühl und starrte ins Wasser.
    »Melisande, hört auf mich … «, begann er, und sie wandte sich wieder zu

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