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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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-sie zu Marie de Tresse, die ihr beide Arme entgegenstreckte. »Melisande, meine liebe Herrin! Wie groß Ihr geworden seid!«
    »O Marie, ich habe dich so vermisst.« Aber Melisande konnte ihrer Zofe nur wenig Zeit widmen, denn da standen Philippe und Gaston und all die guten Gefolgsleute ihres Vaters. Auch Swen war erschienen, und sie begrüßte ihn höflich, aber etwas zurückhaltend. Wie mochte er während ihrer Abwesenheit mit Graf Manons Hinterlassenschaft verfahren sein? Lange dachte sie nicht darüber, nach, auch nicht über die ärgerliche Tatsache, dass Brenna, die sie nach Frankreich begleitet hatte, soeben den Strand erreichte. Stattdessen fragte sie Philippe besorgt. »Wo ist Ragwald?«
    Grinsend trat er beiseite, und da entdeckte sie ihren alten Mentor. Die Augen voller Tränen, drückte ei sie an sich. »Ohne Euch war die Festung so leer und öde, mein Kind.«
    »So wie mein Herz ohne euch alle«, versicherte sie und lächelte.
    »Sehen wir zu, dass wir ins Haus kommen’« drängte er, denn trotz der warmen Jahreszeit war die Luft an der Küste feucht und kalt. Er drehte sich um. »Schaut doch, da will Euch ein alter Freund willkommen heißen.« Ein Diener, in grobes Wollzeug gekleidet, eilte eifrig herbei und führte Warrior am Zügel mit sich.
    Leise schrie Melisande auf, lief, zu dem großen Hengst und streichelte seine Nüstern. Er wieherte, wich zurück” dann schien er sie zu erkennen, tänzelte zu ihr und warf sie beinahe um. »O Warrior, du hast mich nicht vergessen!« rief sie erfreut.
    »Offensichtlich nicht.« Hinter ihr erklang Conars Stimme, und sie biss die Zähne zusammen, als sie sich seiner Worte an Rhiannons Tafel während des Abschiedsessens entsann. Sie würde kein Schlachtross mehr brauchen.
    Plötzlich schwammen ihre Augen in Tränen. Jetzt wollte sie nicht mit ihm streiten. Sie war endlich nach Hause gekommen und sehnte sich nach Ruhe und Frieden. Aber hatte er denn das Recht, ihr ein Pferd zu verweigern? Schweigend senkte sie den Kopf, dann blinzelte sie verwirrt, als sie ihn sagen hörte: »Warte, ich helfe dir in den Sattel.«
    »Danke«, flüsterte sie verwundert, und dann saß sie auf Warriors Rücken. Ungeduldig wartete sie, bis die letzten Schiffe der Flotte eingetroffen waren, die Conar eigens für die Beförderung seiner gutausgebildeten Schlachtrösser hatte bauen lassen. Wenn er auf Reisen ging konnte er offenbar ebenso wenig auf Thor verzichten wie auf Brenna. Nachdem sein Vater Olaf, der Wolf von Norwegen, an der irischen Küste gelandet war, hatten die Wikinger alle Vorteile schätzen gelernt, die ein Kampf zu Pferde mit sich brachte.
    Rasch verankerten die tüchtigen Besatzungen ihre Schiffe und entluden sie. Und bald ritten sie alle zur Festung. So wenig hatte sich verändert. Immer noch schützten hohe Steinmauern, von Manon de Beauville errichtet, die Gebäude. Auf den Feldern gedieh die Ernte. Die Schlossbewohner - Wäscherinnen, Schmiede, Handwerker und andere - warteten am Tor und winkten Melisande freudestrahlend zu. Sie begrüßte alle, die sie erkannte. Im Hof stieg sie mit Vater Matthews Hilfe aus dem Sattel. Welch ein reges Leben hier herrschte! Und wie lange war sie nicht hier gewesen! Fast sechs Jahre …
    Sie eilte die Treppe hinauf, in die Halle, wo sie sich vor den Kamin setzte. Ragwald erklärte, sie müsse sich unbedingt die Füße wärmen, obwohl er eher darauf bedacht war, seine eigenen dem Feuer entgegenzustrecken. Wie gut es ihr tat, sein faltiges altes Gesicht wiederzusehen! Marie brachte ihr einen Becher Glühwein. Doch Melisande konnte sich kaum mit ihrer Zofe unterhalten, denn nun erschienen die Männer. Diener wurden herbeigerufen, angeregte Gespräche begannen, Wein und Ale flossen in Strömen.
    Aufmerksam schaute sich Melisande um und erkannte, dass hier nicht alles so makellos aussah wie in Rhiannons gepflegter Halle. Die am Boden verstreuten Binsen waren nicht mehr frisch. An manchen Fenstern fehlten Vorhänge, die den kalten Nachtwind fernhalten sollten. Sie beschloss, der Festung ihres Vaters neuen Glanz zu verleihen.
    Natürlich war die Innenausstattung nicht so wichtig wie der Schutz vor Angreifern. Zunächst wollte sie um die Mauern reiten, mit den Wachtposten reden und sich vergewissern, dass es keine Schwachpunkte in der Verteidigung gab. Sie begegnete Conars Blick, der ihre Gedanken zu lesen und sie vor harten ehelichen Auseinandersetzungen zu warnen schien. Rasch wandte sie sich zu Marie, Ragwald, Gaston und Philippe. »Ihr

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