03 - Der Herr der Wölfe
Sehnsucht nach ihm drang sogar bis ins Herz. »Wirklich, ich habe geschlafen, bitte, hab Erbarmen und lass mich in Ruhe!«
»Ja, du hast geschlafen, und normalerweise würde ich auch zögern, deine Ruhe zu stören. Aber heute nacht finde ich es besonders wichtig, dich an etwas zu erinnern. «
»Woran?«
»Dass du meine Frau bist und es immer bleiben wirst.« »Nein … « »Doch!« Sein Kuss verschloss ihren Mund, seine Hände pressen sie an die Hitze seines erregten Körpers. Und schon nach wenigen Augenblicken schwanden Melisandes Zweifel dahin.
Kapitel 16
Für die Reise nach Rouen wurde ein großer Aufwand getrieben. Graf Odo kam persönlich in die Festung, um das Paar mit seinem eigenen Gefolge zu begleiten. Ein großer Teil der Mitglieder des Hauses ritt mit ihnen, auch Vater Matthew. Melisande staunte über die umfangreichen Vorbereitungen, die man ohne ihr Wissen getroffen hatte, und ärgerte sich.
Sie fand keine Gelegenheit, irgendetwas zu ändern oder Conar zu erklären, was sie empfand. Denn als sie endlich von alldem erfuhr, warteten Odos Männer bereits außerhalb der Schlossmauern. Die Pferde und den Reiseproviant hatte man in den Hof gebracht, und der mächtige Graf begrüßte Melisande in der Halle, hob sie hoch und schwenkte sie im Kreis herum wie ein kleines Mädchen. »Ah, meine Liebe! Wir alle haben deinem Vater versichert, du würdest zur schönsten Frau der Welt heranwachsen, und du enttäuschst uns, wahrlich nicht.«
Tränen brannten in ihren Augen, sobald der Vater erwähnt wurde.
»Wie stolz und entzückt wäre er heute!« fügte Odo hinzu. »Eine großartige Zeremonie erwartet dich. Dem Gesetz nach bist du zwar schon verheiratet, aber in einer leidvollen Zeit. Am heutigen Tag dürfen wir uns freuen, und außerdem wird er unsere Position stärken.«
Bedrückt senkte sie den Blick. Einer der besten Freunde ihres verstorbenen Vaters, der einflussreiche Graf Odo, nahm tatsächlich an,’ es würde sie glücklich stimmen, ihre ganze Macht dem Ehemann zu übertragen, den Bund vor aller Augen zu festigen.
»Ich bezweifle, dass meine Frau diese Arrangements zu schätzen weiß, Graf Odo«, hörte sie Conar hinter sich sagen und drehte sich um. Nur selten sah er so großartig
aus. Dichter Wolfspelz schmückte die Schultern seines purpurnen Mantels, ebenso die Schäfte seiner Stiefel, die bis zu den Knien reichten. Das enge Beinkleid war hell
braun, die Tunika königsblau, was die leuchtende Augenfarbe betonte. Über der Tunika trug er sein glänzendes Kettenhemd, den konischen Helm drückte er an die
Brust.
Bestürzt hob Odo die Brauen. »Sie freut sich nicht? Jedes Mädchen wäre begeistert von einem so prunkvollen Fest.«
»Es ist durchaus möglich, dass Gräfin Melisande vor dem Altar nein sagen wird.«
Zunächst entstand ein peinliches Schweigen, dann brach Odo in Gelächter aus. »Sie wusste schon immer, wie man Kämpfe ausficht und siegt, wie man sein Leben gestalten muss wie man seinen Besitz verteidigt. Ihr jungen Leute scherzt auf meine Kosten. Kommt jetzt, eine lange, anstrengende Reise liegt vor uns.« Einen Arm um Melisandes Schultern geschlungen, führte er sie aus der Halle.
Conar folgte ihnen. Im Hof half er seiner Frau in Warriors Sattel, warf ihr einen eindringlichen Blick zu, dann bestieg er Thor und lenkte ihn an die Spitze der bewaffneten Schar. Das Tor wurde geöffnet, und sie ritten hinaus,- Conars und Odos Leute, Marie de Tresse, zahlreiche weitere Dienstboten und mehrere Kirchenmänner. Nach einer Weile galoppierte Odo mit Melisande etwas weiter nach vorn, um sie mit seiner Kusine Genevieve bekannt zu machen. Höflich unterhielt sich Melisande mit der Dame, musste aber irritiert feststellen, wie fest Genevieve an die untergeordnete Rolle der Frau glaubte, die in erster Linie dem Allmächtigen und dann ihrem Ehemann zu gehorchen hatte. Melisande zügelte ihren Hengst ein wenig und ließ die Dame weiterreiten, um lieber Ragwalds oder Gastons Gesellschaft zu suchen. Nur Philippe war bei der Schlosswache zurückgeblieben.
Sie ritt an der langen Prozession vorbei, bis sie Ragwald entdeckte, der ziemlich weit vorn an Odos Seite ritt. Gleich dahinter sah sie Conar und Brenna, dicht nebeneinander. Er neigte sich zu ihr, lauschte ihren Worten, und sie lachte leise.
Niedergeschlagen drosselte Melisande die Geschwindigkeit ihres Pferdes. Odo wünschte die Erneuerung ihres Ehegelübdes, und er vermutete, sie wäre glücklich mit
dem Wikinger. Oder vielleicht
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