03 - Der Herr der Wölfe
er sie aus der Halle. Die Gästeräume des komfortablen Holzhauses lagen im Erdgeschoß. Conar ging mit Melisande zu dem schönen Zimmer, das sie in dieser Nacht allein bewohnen und in der nächsten, nach der Zeremonie, mit ihm teilen sollte. Aber er trat schon jetzt hinter ihr ein, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. »Nun, hast du die Trennung von mir genossen?«
»Vielleicht … « Sie zwang sich, seinem eisigen Blick standzuhalten.
»Möchtest du noch einmal versuchen, mit mir zu verhandeln?«
Lächelnd entgegnete sie: »Ich dachte, es wäre amüsanter, dich vor dem Altar zum Gespött zu machen und nein zu sagen.«
Er kam auf sie zu, umklammerte ihre Handgelenke und zog sie an sich. »Niemals würdest du das wagen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Auch Geoffrey wird morgen zu den Gästen zählen. Er könnte dich sofort in seine Gewalt bringen.«
»Und wenn das keinen Unterschied für mich macht?«
»So? Ich mag zwar ein Ungeheuer sein, aber ich habe Graf Manon nicht getötet. Gerald, Geoffreys Vater, war sein Mörder. «
»Nun, es gibt noch andere Männer auf der Welt«; erinnerte sie ihn.
»Nicht viele, die über die gleiche Macht verfügen wie ich, die ihren Anspruch auf die Festung und auf dich bereits bewiesen haben.«
Melisandes Augen verengten sich. »Wenn dies die letzte Nacht sein soll, in der ich meine Ruhe habe … «
Leise lachte er und fiel ihr ins Wort. »Also, ist es deine letzte Nacht!«
Sie biss auf ihre Lippen und versuchte, sich von seinem Griff zu befreien. »Wohl kaum, wenn du mich in die Enge treibst, so dass ich morgen nein sage … «
»Nein, Melisande, wir feilschen nicht miteinander. Heute Nacht lasse ich dich allein, weil ich andere Dinge zu erledigen habe. Aber glaub mir, du wirst niemals von mir, loskommen. Und ich bleibe bei dir, wann immer es mir beliebt.«
Wieder bemühte sie sich, seine Hände abzuschütteln, und er fragte: »Gibt es nichts anderes, was du als Gegenleistung für dein glutvolles Ehegelübde haben möchtest?«
Misstrauisch starrte sie in seine Augen. »Du würdest mir etwas gewähren?«
»O ja.«
Ihr Mund wurde trocken. »Was? Du führst etwas im Schilde, das spüre ich. « Als sie ihm ihre Handgelenke erneut zu entziehen versuchte, ließ er sie los. Sie ging zum
Fußende des Betts, dachte eine Weile nach, dann wandte sie. sich zu Conar. »Ich will … « Unbehaglich verstummte sie.
»Ja?«
»Du müsstest aufhören, mit Brenna zu schlafen.«
»Wie bitte?« Ein seltsamer Unterton schwang in seiner Stimme mit, und Melisandes Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Rippen. Eher würde er sie aufgeben und ihren gesamten Besitz …
Aber sie wich seinem Blick nicht aus. »Du musst mir versprechen, deine Nächte nicht mehr mit Brenna zu verbringen.«
»Was?«
»Hast du das etwa nie getan?«
»Doch, ich habe viele Nächte mit ihr verbracht.«
»Gibst du mir dein Wort?«
»Du bist also eifersüchtig.«
»Ich fühle mich unwohl, wenn die Geliebte meines Mannes unter meinem Dach wohnt und ständig in meiner Nähe ist. Versprichst du es oder nicht?«
Conar ging lächelnd zu ihr, umfasste ihr Kinn und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. »Ja. Aber auch du musst mir ein Zugeständnis machen.«
»Morgen werde ich dich in der Kirche als meinen rechtmäßigen Herrn und Ehemann bestätigen«, erwiderte sie bitter. »Nur darauf kommt es dir doch an!«
»Aber es genügt nicht.«
»Was möchtest du denn sonst noch?«
»Was ich schon immer wollte. Dich.«
Melisande senkte die Augenlider. »Soeben hast du mir versichert, du würdest mich nehmen, wann immer es dir beliebt.«
»Ja, und das werde ich auch tun. Aber nur für eine einzige Nacht wünsche ich mir kampflose Hingabe, rückhaltlos, ohne Streit. Sozusagen als dein Hochzeitsgeschenk. Nein, warte, ich will noch mehr. Du sollst zu mir kommen, mich berühren und erregen.«
»Du scherzt mit mir!«
»Keineswegs. Erwarte mich gebadet, parfümiert und bereit, mich zu verführen.« Er sah, wie das Blut in ihre Wangen stieg. »Nun, habe ich dein Wort , Melisande?«
»ja. Aber ich pflege mein Wort nicht zu halten … «
»Mir gegenüber schon.« Er ließ ihr Kinn los, verneigte sich,. und ehe sie noch etwas sagen konnte, war er aus dem Zimmer gegangen.
Hastig schob sie den Riegel vor, eilte zum Bett und setzte sich.
Sie zitterte am ganzen Körper. O Gott, welch ein Versprechen hatte er ihr abgerungen?
In dieser Nacht lag sie lange wach.
***
Die Kirche war reich mit Kerzen und
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