Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
nicht jene, die sie aus Wessex mitgebracht hatte, sondern eine alte, die aus ihrem früheren Zimmer hierhergeschafft worden war. Kleidungsstücke flogen durch die Luft, während er irgendetwas suchte. Schließlich bemerkte er: »Es ist sehr schwierig, dich nicht wie ein Kind zu behandeln, wenn du dich wie eins benimmst.«
    »Wovon redest du?«
    »Wie kannst du ohne Begleitung ausreiten - und vorher niemandem mitteilen, welchen Weg du nehmen wirst?«
    »Aber … « Fassungslos unterbrach sie sich. »Ich bin doch hier keine Gefangene!«
    »Du darfst die Mauern nicht verlassen.«
    Empört lief sie zu ihm. »Du hast kein Recht, mir solche Befehle zu erteilen! Wenn du mich auch vor vielen Jahren in die Gefangenschaft geschickt hast, in ein fernes Land
    hier bin ich zu Hause, und ich reite, wohin ich will.«
    Er hatte vor der Truhe gekauert, und jetzt stand er plötzlich auf. Sein durchdringender Blick fesselte sie dermaßen, dass sie zunächst nicht sah, was er in den Händen hielt. »Nie wieder wirst du allein ausreiten, Melisande.«
    »Aber … «, begann sie, dann stach ihr etwas Glänzendes ins Auge, ihr vergoldetes Kettenhemd, das Geschenk ihres Vaters, das sie vor vielen Jahren erhalten hatte. »Was machst du damit?« rief sie.
    »Ich werde es woanders verwahren, denn ich fürchte, sonst könnte ich dich bei meinem nächsten Ausritt in diesem Harnisch antreffen.«
    »Nein!« Wütend stürzte sie sich auf ihn, hämmerte mit beiden Fäusten gegen seine Brust, und der ungestüme Angriff brachte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht. »Nein!«
    Er ließ das Kettenhemd fallen, umklammerte ihre Handgelenke und zog sie an sich.
    »Das darfst du nicht!« stieß sie hervor. »Es war das letzte Geschenk meines Vaters! Du kannst es mir nicht wegnehmen. Wenn du das tust, wer ‘ de ich dich bis in alle Ewigkeit hassen, das schwöre ich!«
    »Du hasst mich doch ohnehin schon.«
    »Aber mein Hass würde sich bis ins Unermessliche steigern!«
    Sein Griff lockerte sich ein wenig, und er schien nachzudenken. »Also gut, du sollst das Kettenhemd behalten, wenn du mir dafür etwas versprichst.«
    Melisande zuckte zusammen und schalt sich eine Närrin. Natürlich hatte er niemals angenommen, sie würde in ihrer Rüstung ausreiten. Das gab er nur vor, um sich eine günstige Verhandlungsposition zu verschaffen.
    Er hatte sich geweigert, mit ihr zu feilschen. Umso zielstrebiger versuchte er, ein Geschäft abzuschließen, wenn er seine eigenen Interessen verfolgte.
    »Was soll ich versprechen?«
    »Dass du diese Festung nie mehr ohne meine Erlaubnis verlassen wirst, sondern nur in meiner Begleitung oder mit jemandem, dem ich vertraue.«
    »Mit einem anderen Wikinger«, entgegnete sie eisig.
    »Dein Wort, Melisande.«
    »Das pflege ich zu brechen«, erinnerte sie ihn.
    »Nicht mir gegenüber. Ich sorge dafür, dass du es hältst.«
    Sie senkte die Lider, befreite sich von seinem Griff und hob das Kettenhemd auf. Sie drückte es an ihre Brust, dann ging sie langsam zur Truhe und legte es hinein.
    »Ich warte«, betonte Conar.
    Ohne sich umzuwenden, straffte sie die Schultern. »Ich gebe dir mein Wort, Wikinger.« Sie dachte, jetzt würde er gehen. Er hatte seinen Willen durchgesetzt. Aber als sie sich umdrehte, stand er immer noch an der Tür.
    »In den nächsten Tagen spielt es ohnehin keine Rolle«, erklärte er. »Morgen reiten wir nach Rouen.«
    Langsam verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. »Ah, Rouen! Du erwartest doch, dass ich dort fügsam mein Ehegelübde vor Gott und den Menschen wiederhole?«
    »In der Tat, genau das erwarte ich.«
    »Nun, wir werden ja sehen«, murmelte sie spöttisch.
    »Ja, wir werden sehen«, stimmte er zu, verbeugte sich tief und verließ das Zimmer. In dieser Nacht blieb er wieder lange in der Halle. Melisande lag im Bett und wartete, von widersprüchlichen Gefühlen gequält. Sie schaute ins Kaminfeuer, das fast heruntergebrannt war. Allmählich fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein.
    Sie glaubte zu träumen, als sie einen sanften Kuss auf den Lippen fühlte. Zärtliche Finger glitten über ihre Schulter, ihren Arm, ihre Brüste wurden liebkost, dann tastete sich die verführerische Hand zu ihrem Bauch hinab. Schließlich wurde sie auf den Rücken gedreht. Sie öffnete die Augen, denn es war kein Traum. Conars Augen leuchteten im Feuerschein.
    »Ich habe geschlafen!« protestierte sie leise. Fest entschlossen, das heiße Entzücken zu verbergen, das ihren ganzen Körper erfüllte. Und die wilde

Weitere Kostenlose Bücher