03 Die Auserwählten - In der Todeszone
umbringen. So wie es aussieht, setzen einen diese Granaten nur eine Weile außer Gefecht, solange man sie nicht direkt an den Kopf kriegt. Deswegen sind alle hergekommen und haben sich zusätzlich zu ihren Gewehren Granatwerfer geholt.«
Brenda schüttelte schon den Kopf, bevor er zu Ende gesprochen hatte. »Nein, die regulären Wachen tragen immer einen Granatwerfer bei sich – es wäre unlogisch, dass sie alle gleichzeitig herkommen und sich neue holen. Ihr mögt von ANGST denken, was ihr wollt, aber es ist nicht ihr Ziel, so viele Menschen wie möglich zu töten. Selbst, wenn Cranks einbrechen.«
»Hier sind schon mal Cranks eingebrochen?«, fragte Thomas erstaunt.
Brenda nickte. »Wenn sie total hinüber sind und die Krankheit sie voll im Griff hat, dann werden sie immer verzweifelter. Ich glaube wirklich nicht, dass die Wachen –«
Minho unterbrach sie. »Vielleicht ist es ja genau so gewesen. Vielleicht ist der Alarm losgegangen, weil irgendwelche Cranks eingebrochen sind, sich hier bewaffnet und die Leute überwältigt haben, und jetzt verspeisen sie die Neppdeppen gerade. Vielleicht haben wir ja nur so wenige Wärter gesehen, weil die andern schon tot sind!«
Thomas hatte schon Cranks gesehen, die voll hinüber waren – die Erinnerungen verfolgten ihn. Die Bilder der Cranks, die Den Brand schon so lange hatten, dass ein Großteil ihres Gehirns zerstört und sie komplett wahnsinnig waren. Fast wie Tiere in Menschengestalt.
Brenda seufzte. »Ich tu’s nicht gern, aber ich muss dir irgendwie zustimmen.« Sie dachte kurz nach. »Das wäre wirklich die einleuchtendste Erklärung. Irgendjemand ist hier eingedrungen und hat sich Waffen geklaut.«
Eine Eiseskälte erfüllte Thomas. »Wenn dem so ist, dann sind unsere Probleme wesentlich größer, als wir dachten.«
»Da bin ich aber froh, dass der Seuchenkranke hier nicht der Einzige ist, bei dem im Oberstübchen noch alles tickt.«
Thomas drehte sich um und sah Newt im Türrahmen lehnen.
»Das nächste Mal erklärst du einfach, was du meinst, statt hier so einen Aufstand zu machen«, erwiderte Minho ohne einen Funken von Mitgefühl in der Stimme. »Ich hab ja auch nicht geglaubt, dass es bei dir im Oberstübchen so schnell finster wird. Schön, dass du wieder mit von der Partie bist. Vielleicht brauchen wir ja noch einen Crank, der die andern Cranks aufspürt, falls die wirklich hier eingebrochen sind.«
Thomas zuckte bei der fiesen Bemerkung zusammen und blickte zu Newt, um zu sehen, wie er reagieren würde.
Begeistert war der Ältere offensichtlich nicht. »Du weißt einfach nicht, wann man besser mal die Fresse hält, was, Minho? Immer musst du verdammt noch mal das letzte Wort haben.«
»Halt’s Maul, du Neppdepp«, gab Minho zurück. Seine Stimme war derart ruhig, dass Thomas eine Sekunde lang hätte schwören können, dass Minho ebenfalls nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Die Spannung im Raum wurde unerträglich.
Seelenruhig ging Newt auf Minho zu und blieb vor ihm stehen. Und dann schlug er ihm, blitzschnell wie eine zubeißende Giftschlange, mit der Faust ins Gesicht. Minho taumelte rückwärts gegen das leere Waffenregal. Dann stürmte er vor, warf Newt zu Boden und rang mit ihm.
Das alles geschah so schnell, dass Thomas völlig überrumpelt war. Er rannte zu Minho und zog ihn am Hemd. »Hört auf!«, schrie er, aber die beiden Lichter schlugen weiter wutentbrannt aufeinander ein.
Brenda kam ihm zu Hilfe, so dass Thomas und sie Minho irgendwann zu packen bekamen und auf die Füße ziehen konnten, aber er fuchtelte immer noch wie wild mit den Fäusten. Thomas bekam einen Ellbogen gegen das Kinn, was ihn noch wütender machte.
»Mensch, wie bescheuert kann man denn sein?«, schrie Thomas und drückte Minho die Arme hinter dem Rücken zusammen. »Wir sind auf der Flucht vor vielleicht sogar zwei Feinden, und ihr kleinen Arschlöcher wollt euch prügeln?!«
»Er hat angefangen!«, zischte Minho, dass die Speicheltröpfchen nur so flogen.
Brenda wischte sich das Gesicht ab. »Sag mal, bist du acht oder was?«, fragte sie.
Minho gab keine Antwort. Ein paar Sekunden lang versuchte er sich noch zu befreien, dann gab er endlich auf. Thomas war richtig übel von dem Zwischenfall. Er wusste nicht, was schlimmer war: dass Newt die ersten geistigen Aussetzer zu haben schien oder dass sich Minho – der eigentlich in der Lage sein sollte, sich unter Kontrolle zu haben – wie ein kompletter Schrumpfkopf benahm.
Newt rappelte
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