03 Die Auserwählten - In der Todeszone
schrecklich vermisst hast.«
»Was sonst«, brummte Thomas, begeistert, alle vor sich zu haben, aber immer noch sprachlos. Er machte sich los und ging hinüber zu Teresa. Das Bedürfnis, auf irgendeine Art Frieden mit ihr zu schließen, bevor er die nächste Entscheidung treffen konnte, überwältigte ihn. »Hey.«
»Hey«, antwortete sie. »Alles in Ordnung?«
Thomas nickte. »Geht so. Schön war’s nicht. Hast du mich –« Er unterbrach sich. Um ein Haar hätte er sie gefragt, ob sie gemerkt hatte, dass er sie telepathisch zu erreichen versuchte, aber das wollte er auf keinen Fall zugeben.
»Ich hab’s versucht, Tom. Jeden Tag habe ich versucht mit dir in Kontakt zu treten. Sie haben uns wieder voneinander getrennt, aber ich glaube, es war die Sache wert.« Sie streckte den Arm aus und nahm seine Hand, was einen Chor fieser Bemerkungen von den Lichtern auslöste.
Thomas zog seine Hand schnell weg und merkte, dass er knallrot anlief. Aus irgendeinem Grund machten ihre Worte ihn wütend.
»Jau!«, heulte Minho. »Das ist fast so romantisch wie damals, als sie dir das Speerende ins Gesicht gerammt hat!«
»Ist wahre Liebe nicht schön?«, kam von Bratpfanne, gefolgt von seinem tiefen Blasebalglachen. »Ich möchte ja nicht wissen, wie die Fetzen fliegen, wenn die zwei sich zum ersten Mal richtig streiten.«
Was die anderen dachten, war Thomas egal, aber er war fest entschlossen, Teresa zu zeigen, dass er ihr nicht verziehen hatte. Das Vertrauen, das sie vor den Experimenten zueinander hatten – die Beziehung, die sie miteinander verband –, all das hatte keine Bedeutung mehr. Vielleicht könnte er irgendwann einen gewissen Frieden mit ihr schließen, aber nicht jetzt. Von nun an würde er nur noch Minho und Newt trauen. Niemand anderem.
Er wollte gerade etwas sagen, da kam Rattenmann den Mittelgang heruntermarschiert und klatschte in die Hände. »Alle hinsetzen! Wir haben ein paar Dinge zu besprechen, bevor die Gedächtnisblockade aufgehoben wird.«
Wie beiläufig er das hervorbrachte. Als Thomas kapierte, was er da gerade gesagt hatte – die Gedächtnisblockade wird aufgehoben –, erstarrte er.
Im Raum wurde es still, sehr still, und Rattenmann trat an ein Pult auf einem Podium vorn im Raum. Er umklammerte die Kanten, setzte dasselbe gezwungene Lächeln auf wie vorher und verkündete: »Sie haben richtig gehört, meine Damen und Herren. Sie bekommen gleich Ihre Erinnerungen zurück. Alle. Von A bis Z.«
Thomas war sprachlos. In seinem Kopf drehte sich alles, als er sich neben Minho auf einen Sitz fallen ließ.
Er hatte so lange darum gekämpft, sich wieder an sein Leben, seine Familie und seine Kindheit erinnern zu können – oder auch nur daran, was er an dem Tag gemacht hatte, bevor er im Labyrinth aufgewacht war. Sein Gedächtnis mit einem Schlag komplett wiederzuhaben war einfach unvorstellbar. Doch auf einmal wurde ihm klar, dass sich etwas ganz fundamental verändert hatte. Sich an alles zu erinnern klang nicht mehr verlockend. Und seit Rattenmann behauptet hatte, alles sei vorbei, ließ ihn ein Verdacht nicht los: Es schien zu einfach.
Rattenmann räusperte sich mit einem hochmütigen Lächeln. »Wie ihr in euren Einzelgesprächen bereits informiert wurdet, sind die Experimente vorbei. Sobald euer Gedächtnis wieder intakt ist, werdet ihr mir glauben, und dann können wir fortfahren. Der Masterplan für die Todeszone ist fast fertig. Für die letzten Details, die wir noch brauchen, wird eure volle Unterstützung und Entschlossenheit gebraucht. Meinen herzlichen Glückwunsch.«
»Ich würde am liebsten nach vorn kommen und Ihnen die Fresse einschlagen«, sagte Minho. Seine Stimme war erschreckend ruhig, gemessen an der Drohung in seinen Worten. »Es geht mir gewaltig auf den Sack, dass Sie so tun, als wäre alles ein Zuckerschlecken gewesen – mehr als die Hälfte unserer Freunde ist tot!«
»Ich würde auch gerne eine platt geschlagene Rattennase sehen!«, brummte Newt.
Der Zorn in seiner Stimme erschreckte Thomas, und er fragte sich, was für schreckliche Dinge Newt in Phase drei erlebt haben mochte.
Rattenmann verdrehte die Augen und seufzte. »Erstens wisst ihr ganz genau, dass es Konsequenzen hätte, wenn ihr versucht mir etwas anzutun. Schließlich werdet ihr beobachtet. Zweitens tut es mir leid, dass ihr einige eurer Freunde verloren habt – aber am Ende war es das alles doch wert, oder? Mir macht es ein wenig Sorgen, dass es einfach nicht in eure Köpfe rein will, um
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