03 - Feuer der Liebe
meines
Lieblingsautors gegeben. Der Widerspenstigen Zähmung.«
Alles, was sie sagt, klingt
anzüglich, dachte Quill wie betäubt. Sein Bruder würde eine Frau heiraten,
deren bloße Stimme fiebrige Versprechen verhieß.
Sein Bruder. Peter. Quill klammerte
sich mit aller Macht an den Rest seiner schwindenden Selbstbeherrschung.
»Ich fürchte, ich habe eine
Verabredung vergessen«, sagte er steif und schob seinen Stuhl nach hinten. »Ich
bitte um Entschuldigung.«
Schlagartig veränderte sich Gabbys
Miene: Plötzlich hatte sich die lockende Verführerin in ein enttäuschtes Kind
verwandelt. »Aber Quill, ich bin es leid, den ganzen Tag im Haus zu bleiben!«
»Peter wird bald zurückkehren«,
versprach Quill.
»Davon ist in seinen täglichen
Briefen aber nichts zu erkennen. Ich weiß, dass Peter Ihrer Mutter ein großer
Trost ist.«
»Sie benötigt keinen weiteren
Trost«, fuhr Quill sie an. »Vater geht es so gut, wie man es unter diesen
Umständen erwarten kann. Ich werde Peter schreiben und ihn bitten, sofort
zurückzukehren.«
Viscount Dewland war in der Tat mit
allem Komfort in einem der besten Gasthäuser von Bath untergebracht. Er würde
vermutlich nie wieder gehen können, und die Ärzte hegten nur wenig Hoffnung,
dass er je wieder sprechen würde. Ansonsten war er aber ganz der Alte und
schrieb unleserliche Nachrichten an weiß der Kuckuck wen. »Ich entnehme Peters
Nachrichten, dass es mit Vater noch jahrelang so weitergehen kann«, fügte Quill
hinzu.
»Bitte schreiben Sie nicht an
Peter«, flehte Gabby. »Ich möchte nicht, dass er Ihre Mutter verlässt, wenn
sie ihn so dringend braucht.«
Quill wirkte nicht sehr überzeugt.
»Sehen Sie, Peter und ich werden
eine lange Zeit verheiratet sein«, sagte Gabby ernst und legte ihm eine Hand
aufs Knie. »Es wäre furchtbar, wenn ich mich zwischen ihn und seine Mutter
stellte. Ich habe zu Hause in Indien schon solche Situationen erlebt. Es
belastet die Liebe zwischen Mann und Frau.«
Quill fiel das Atmen schwer. Es
wurde ihm unmöglich, länger in ihrer Nähe zu sein. Besonders, wenn ihre Augen
so sanft schimmerten und sie von der Liebe zwischen Mann und Frau sprach.
Er schob seinen Stuhl noch weiter
vom Schreibtisch zurück, auf dem sie noch immer saß. »Ich werde meinen Bruder
darüber in Kenntnis setzen, dass Sie ins Theater begleitet werden möchten.«
Dann konnte er sich nicht verkneifen, hinzuzufügen:
»Ich bin sicher, sobald Peter sich
dessen bewusst ist, dass Sie so ausstaffiert sind« — er zeigte auf ihr Kleid —,
»wird er schnellstens zurückkehren, um Sie seinen Freunden vorzuführen.«
Gabby überging die sarkastische
Bemerkung. Seine Miene war eisig; irgendetwas in ihren Worten hatte ihn
furchtbar wütend gemacht. Quill war für einen Mann erstaunlich launisch, und
sie hatte die Erfahrung gemacht, dass man die kleinen Launen der Menschen
besser ignorierte. »Glauben Sie wirklich, Quill? Madames Kleider sind
wunderschön, nicht wahr?« Sie fischte eindeutig nach einem Kompliment.
Quill brachte es nicht fertig, sie
anzufahren oder etwas Abfälliges über ihr Kleid zu sagen. Gabby wusste
verdammt gut, dass ihr Abendkleid eine unverhohlene Provokation war. Madame
Carême — diese clevere Französin — hatte erkannt, dass Gabby niemals als
zerbrechliche, englische Miss durchgehen würde, und so hatte sie Gabbys
rauchige Stimme, ihre üppige Figur und ihre Sinnlichkeit betont. Gabby in einer
von Madame Carêmes Kreationen war eine Gefahr für die gesamte Männerwelt.
»Ich werde Peter heute Abend einen
Brief schreiben und ihn per Kurier zu ihm schicken.« Quill erschrak über den
rauen Ton seiner Stimme. Er sollte schnellstens Erkundigungen über Firmen auf
Jamaika einziehen. Oder besser noch auf Sansibar. Jamaika war zu nah; dort
könnte er sich immer noch ausmalen, wie Gabby auf dem Ball tanzte, den sie sich
so sehr wünschte. Wie sie sich in die Arme eines Mannes schmiegte. Beim Ball
... und nach dem Ball.
Quill schluckte und stand so abrupt
auf, dass sein Stuhl beinah nach hinten gekippt wäre. Er verbeugte sich
würdevoll. »Bitte vergeben Sie mir, Gabby, aber ich komme bereits zu spät zu
meiner heutigen Verabredung.«
»O Quill, kann ich nicht mit Ihnen
kommen?«
»Auf gar keinen Fall. Eine Dame
begleitet einen Herrn niemals zu einer privaten Verabredung«, fuhr Quill sie
an.
»Warum nicht?«
Ihre Wimpern waren dunkelbraun und
hatten an den nach oben gebogenen Spitzen den gleichen goldenen Schimmer, der
auch in ihrem
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