03 - Feuer der Liebe
was, wenn das Oberteil«, sie berührte
es ängstlich, »nun ja, wenn es nach unten rutscht?«
»Nach unten rutscht? Was meinen Sie
mit >nach unten rutscht«
Mit einer leichten Bewegung der
Schulter demonstrierte Gabby ihr erschrocken, was sie meinte.
Empört starrte Madame auf die blass
rosarote Brustwarze, die durch Gabbys Bewegung entblößt worden war. »Sie dürfen
sich eben nicht auf diese Art bewegen«, verkündete Madame. »Meine Kundinnen
tragen abends alle tief ausgeschnittene Kleider, auch die, die nichts zu zeigen
haben. Sie sollten dankbar für Ihren Busen sein, Miss Jerningham. Unterwäsche
würde die Linie meines Oberteils zerstören. Zucken Sie niemals mit den
Schultern. Meine Kundinnen zucken nicht.«
Natürlich nicht, dachte Gabby. Sie
haben auch eine Todesangst.
Aber sie hatte es satt, im Haus
herumzusitzen. Wenn Madame Carême nun die Kleider wieder mitnahm, um sie zu
ändern, konnte sie unmöglich von Quill fordern, dass er sie ausführte und sie
jemandem vorstellte — ganz egal, wem.
Also verabschiedete sie sich von
Madame Carême. Margaret half ihr, ein Hauskleid anzuziehen, das mit
Stoffranunkeln verziert war. Darüber trug sie eine zartrosa Pelerine, ein
ärmelloses Übergewand mit einer großen Kapuze, die mit pinkfarbener Seide
ausgeschlagen war. Margaret war außer sich vor Aufregung.
»Das ist die schönste Pelerine, die
ich je gesehen habe«, sagte sie ehrfürchtig und richtete ein letztes Mal die
Kapuze. »Wie nannte Madame noch die Farbe?«
»Pfirsichblüte. Aber das ist nur ein
vornehmer Ausdruck für pink, Margaret, egal, was Madame auch sagen mag.«
»Oh nein, Miss Gabby, ich muss es
mir unbedingt merken«, widersprach Margaret ernst. »Unten wollen sie es ganz
genau von mir wissen.« Sie reichte ihrer Herrin ein seidenes Taschentuch, das
ebenfalls pfirsichblütenfarben gesäumt war.
Gabby bekam einen ersten Eindruck,
wie wirksam Madame Carêmes Schnitte waren, als sie in Mrs Ewings winzigen Salon
geführt wurde. Sie war ein oder zwei Mal die Woche vorbeigefahren, um Phoebe
zu einem Besuch bei Kasi Rao abzuholen, und sie hatte eine recht steife, aber
freundliche Beziehung zu Phoebes Adoptivmutter geknüpft.
Aber an diesem Morgen war Mrs Ewing
sichtlich überrascht, als sie Gabbys Kleid sah. Gabby lächelte innerlich. Phoebes
Mutter war immer so elegant gekleidet, dass sie sich dagegen vollkommen unattraktiv
vorkam.
»Wenn Sie mir die Bemerkung
verzeihen wollen, Miss Jerningham, aber Sie sehen heute Morgen sehr elegant
aus. Ihr Kleid ist wirklich sehr schön.«
Gabby lächelte. »Ich hatte die Ehre,
eine Garderobe von Madame Carême zu erhalten.«
»Sie hat Ihnen eine kleine Schleppe
gemacht«, sagte Mrs Ewing und trat näher. »Was für eine interessante Wahl! Und
Ihre Pelerine ist aus Merinowolle, nicht wahr?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Gabby
fröhlich. »Ich weiß nur, dass Madame Carême die Farbe meiner Kapuze
Pfirsichblüte nannte, nicht einfach nur Pink.« Sie beugte sich vor und flüsterte
vertraulich. »Worüber ich natürlich sehr froh war, da ich keine Farbe tragen
möchte, die nur von gewöhnlichen Personen gewählt wird.«
Daraufhin musste Emily Ewing zum
ersten Mal lachen. »Madame ist ein schrecklicher Snob, nicht wahr? Als ich sie
das erste Mal traf, hatte ich fürchterliche Angst vor ihr.«
In diesem Augenblick betrat Phoebe
den Salon. Sie trug bereits ihren Mantel und hielt einen kleinen Korb in der
Hand. »Miss Gabby«, sagte sie atemlos und machte einen Knicks. »Tut mir Leid,
dass ich Sie warten ließ, aber ich habe der Köchin in der Küche geholfen.«
»Komm her, du alberne Gans«, sagte
Gabby liebevoll und Phoebe warf sich in ihre Arme.
»Ich habe Kasi Rao einen kleinen
Kuchen gebacken«, sagte das kleine Mädchen und schlug das Tuch beiseite, das
den Korb bedeckte. »Ich habe ihn ganz allein gemacht — jedenfalls fast ganz
allein. Glauben Sie, er wird ihn mögen?«
»Er wird ganz außer sich sein vor
Freude«, sagte Gabby. »Wollen wir dann los?« Sie lächelte Emily Ewing an. »Ich werde Phoebe in ein paar Stunden zurückbringen, wenn es Ihnen recht
ist.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit«,
erwiderte Mrs Ewing, drückte Phoebe an sich und gab ihr einen Kuss.
Als sie in der Sackville Street
ankamen, befand sich Kasi Rao in einer sehr schwierigen Stimmung. Phoebe
brauchte eine geschlagene halbe Stunde, um ihn aus der dunkelsten Ecke der
Besenkammer hervorzulocken, in der er sich zusammengekauert hatte.
»Es waren
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