03 - Feuer der Liebe
seiner
Verlobten mehr als zufrieden. Bekannte drängten sich um ihn und
beglückwünschten ihn zu dem guten Geschmack seiner zukünftigen Frau, zu ihrem
damenhaften Benehmen, ihrem grazilen Auftreten im Ballsaal. Gräfin Maria Sefton
hatte ihm angesichts des Gesundheitszustands seines Vaters ihr Beileid
ausgesprochen und verkündet, dass die Tanzveranstaltungen bei Almack's durch
seine Verlobung einen herben Verlust erlitten hätten. Eine andere Person
hielt auch nicht hinter dem Berg. Der lüsterne Prinz von Wales hatte Peter den
Ellbogen in die Seite gestoßen und ihm zugeraunt, dass seine Braut eine fesche
Erscheinung sei und die Stimme einer Sirene habe. Peter hörte nichts
Sirenenhaftes an Gabbys Stimme, aber er widersprach nicht. Von Prinny war dies
ein großes Kompliment.
Als Gabby von einem schnellen Tanz
zurückkehrte und erschöpft um eine Pause bat, gestand Peter ihr zu, dass sie
kurz auf den Balkon hinausgingen.
»Sie brauchen nur frische Luft«,
verkündete Peter und ignorierte Gabbys Bitte, ob sie sich nicht für den Abend
zurückziehen könnten. Es war erst zwei Uhr morgens, und niemand dachte daran,
den Ball schon zu verlassen. Aber offensichtlich brauchte es Zeit, das
Durchhaltevermögen einer englischen Dame zu entwickeln. Es war einer Dame
unter gar keinen Umständen gestattet, müde auszusehen oder nicht perfekt
frisiert und gekleidet zu sein. Er hatte Gabbys Haar nicht eine Sekunde aus den
Augen gelassen und sie bereits zwei Mal fortgeschickt, sie möge sich das Haar
neu aufstecken lassen.
»Lady Sylvia scheint recht
erschöpft«, sagte Gabby verzweifelt. Ihre Anstandsdame saß bereits seit
mindestens einer halben Stunde auf einem der Stühle, die am Rand des Ballsaals
standen, und döste vor sich hin.
Peter zuckte die Achseln. »Sie macht
immer ein Nickerchen, aber sie wird rechtzeitig zum Nachtmahl aufwachen. Keine
Sorge, niemand wird deswegen schlecht von Ihnen denken.«
Darauf hatte Gabby gar nicht
hinausgewollt. Wenn diese Stühle nicht so zierlich und unbequem wären, könnte
sie selbst sofort im Sitzen einschlafen.
»Wir werden auf den Balkon
hinausgehen und den Garten betrachten.«
Gabby überlief ein Frösteln. Ein
gewisser Mr Barlow hatte sie zuvor bereits auf den Balkon hinausgeführt und sie
wäre beinah erfroren. Es war schließlich fast Dezember. Man musste befürchten,
dass einem jeden Moment eine Eiskugel auf den Kopf fiel. Es war nicht das
richtige Wetter, um sich im Freien aufzuhalten, vor allem nicht mit ihrem
freizügigen Dekolletee.
Aber Peter zog sie zu den drei Türen
hinüber, die auf die kleinen Balkone führten, von denen man den Garten überblicken
konnte. Gabby seufzte. Sie fand den Abend schrecklich. Sie konnte gar nicht
sagen, wie oft die Gentlemen versehentlich ihre Brust berührt oder ihr über den
Rücken gerieben hatten. Sie fühlte sich wie ein gerupftes Huhn, das von
Hausfrauen abgetastet wurde, die es auf ein besonders fettes Tier abgesehen
hatten.
Der Balkon war genauso kalt, wie sie
ihn in Erinnerung hatte. Peter ließ die Tür weit offen stehen. »Wir sind
verlobt«, erklärte er, »aber ich möchte niemandem Grund geben, Ihren Ruf in
Zweifel zu ziehen.«
Gabby hätte ihm beinahe erzählt,
dass Mr Barlow die Türen geschlossen hatte, aber dann besann sie sich eines
Besseren. Seltsamerweise fiel es ihr schwer, sich ihrem zukünftigen Mann
anzuvertrauen. Ganz anders als bei Quill. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie
Peter liebte.
Sie fror erbärmlich, aber vielleicht
— vielleicht war dies ein guter Zeitpunkt für ihren ersten Kuss? Gabby
lächelte.
Sie trat näher an Peter heran, der
überrascht aufschaute. »Es ist wirklich sehr, sehr kalt, Peter«, sagte Gabby.
Sie wollte ihn nicht um einen Kuss bitten. Peter sollte sie beim ersten Mal aus
eigenem Antrieb küssen.
Er musterte sie. »Möchten Sie wieder
hineingehen? Sind Sie wieder ganz wach? Sie dürfen im Ballsaal niemals
schläfrig aussehen, Gabby. Eine Dame sollte immer lebhaft und erfrischt wirken,
auch wenn sie völlig erschöpft ist.«
Sie stand nun so dicht vor ihm, dass
sie ihn hätte berühren können. Sie bemerkte, dass sich wegen der arktischen
Temperaturen ihre Brustwarzen deutlich durch Madames Kleid abzeichneten. Sie
konnte sich noch genau daran erinnern, wie Quill aufgestöhnt hatte, als ihm im
Salon der gleiche Umstand aufgefallen war.
Aber Peter schien weder Anstalten zu
machen, ihre Brust zu betrachten, noch sie zu küssen. Im Gegenteil, er fühlte
sich sogar recht
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