03 - Feuer der Liebe
den Herzog und die Herzogin von Gisle getragen wurden. Ich bin
sicher, Sie werden diese Details sehr ermüdend finden.«
»Der Herzog und die Herzogin sind
gerade erst aus der Türkei zurückgekehrt«, sagte Hislop wichtigtuerisch. »Lady
Gisle trug natürlich Carême.«
Lucien ließ sich zur Tür begleiten.
Er verbeugte sich und schenkte Emily ein trockenes Lächeln. »Ich kam, um einen
Drachen zu töten«, murmelte er, nur für ihre Ohren bestimmt. »Phoebe ließ mich
glauben, dass Mr Hislop kein angenehmer Besuch sei.«
Emily konnte sich ein Lächeln nicht
verkneifen. »Ich bin immer froh, einen Drachentöter in der Nähe zu wissen«,
sagte sie und ihre sanfte Stimme klang in seinem Ohr wie Musik. »Es gibt in
London nur noch sehr wenige. Aber Sie müssen sich keine Sorgen wegen Mr Hislop
machen, Sir. Er ist ein guter Freund.« Dann schloss sie die Tür des
Arbeitszimmers, und Lucien konnte nicht mehr hören, wie viel denn nun der
ägyptische Samt wog, den die Herzogin von Gisle getragen hatte.
Er verließ das Haus, ohne Sally zu
bemühen, die sich zudem gar nicht blicken ließ. Er ging mit gerunzelter Stirn
die Treppe hinunter. Ihm gefiel Emilys Abhängigkeit von Hislop nicht. Falls er
sich nicht sehr irrte, kam Hislop nicht deshalb jede Woche vorbei, weil er
seinen Teil für La Belle Assemblée beisteuern wollte. Nein, Hislop
interessierte sich für die schöne Mrs Ewing, und Lucien bezweifelte stark, dass
Hislop eine Ehe mit der verarmten Witwe in Betracht zog.
Im Großen und Ganzen war Peter mit der
veränderten Gabby zufrieden. Sie trafen sich am Tag nach seiner Rückkehr nach
London zum Abendessen. Peter hatte ihr eine förmliche Nachricht geschickt und
sie gebeten, ihn zu dem Ball zu begleiten, der an diesem Abend bei den Festers
stattfinden würde.
Gabby trug eines von Madames
Kleidern und strahlte vor lauter Vorfreude, ihren Verlobten zu sehen. Margaret
hatte so viele perlenbesetzte Haarnadeln benutzt, dass Gabbys braunes Haar von
weitem perlmuttfarben schimmerte. Aber ihre glatten Locken waren sicher
festgesteckt, und das war das Wichtigste. Ihr Kleid, eine bronzefarbene Robe
mit einem äußerst gewagten Ausschnitt und einer kleinen Schleppe, war ohne
Zweifel äußerst modern, wie Peter zufrieden feststellte. Ihm wäre das Kleid
sofort aufgefallen, auch an einer anderen Frau als seiner Zukünftigen. Zum
Glück passten Gabbys große Brüste zu dem Schnitt.
»Ist das Tuch aus Seidengaze
gefertigt?« Er beugte sich zu Gabby vor, die lustlos in ihrer Consommé rührte.
Gabby blickte hastig auf. Peters
Augen waren viel freundlicher als bei ihrer ersten Begegnung. »Ich weiß es
nicht«, gestand sie.
»Darf ich?«, fragte er, und als sie
nickte, rieb er flüchtig den Stoff zwischen den Fingern. »Gaze — mit goldenen,
aufgestickten Tupfen«, verkündete er. »Sehr passend.«
Gabby war mit besagtem Tuch gar
nicht glücklich gewesen. »Wenn das eine Stola sein soll, dann verhüllt sie
herzlich wenig!«, hatte sie gegenüber Margaret gejammert.
»Man drapiert sie einfach nur«,
hatte Margaret erklärt.
Als Gabby Peters Interesse bemerkte,
war sie froh, dass Margaret ihr ausgeredet hatte, den Kaschmirschal zu tragen.
Quill beobachtete das glückliche
Paar unter schweren Lidern. Vielleicht würde er ausgehen und sich sinnlos
betrinken. Ein Luxus, den er sich nur selten gestattete. In diesem Moment
schien die Vorstellung, in einem Übermaß an Kognak Vergessen zu suchen, sehr
verlockend.
»Wirst du uns begleiten, Quill?«
Quill schüttelte den Kopf. In seiner
gegenwärtigen Stimmung ging ihm Peters großzügiges Gehabe auf die Nerven. Es
war für den Anführer der eleganten Gesellschaft bestimmt nicht leicht, einen
lahmen, ungeselligen Bruder zu haben. Peter drängte ihn stets, ihn zu den
verschiedenen Anlässen zu begleiten.
»Vielleicht komme ich später
vorbei«, sagte Quill zu seiner eigenen Überraschung.
Gabby schenkte ihm ein strahlendes
Lächeln. »Das wäre wunderbar, Quill! Ich werde nach Ihnen Ausschau halten.«
Peter schob Gabby in die Kutsche und
registrierte anerkennend den Samtumhang, den Madame für das Kleid entworfen
hatte. »Sie sehen heute Abend sehr gut aus«, verkündete er im Halbdunkel der
Kutsche.
»Sie ist eine Schönheit«, stimmte
Lady Sylvia ihm zu. »Du hast Glück, Peter. Es ist immer riskant, eine Braut aus
dem Ausland zu bekommen. Einer meiner Cousins zweiten Grades arrangierte die
Verlobung mit einem Mädchen aus Schottland, das sich dann als hageres
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