03 - Feuer der Liebe
unbehaglich. »Peter«, sagte Gabby mit lieblicher, sanfter
Stimme. »Da wir ohnehin heiraten werden, halte ich es für akzeptabel, wenn Sie
mich nun küssen.«
Er zuckte regelrecht vor ihr zurück.
»Auf gar keinen Fall! Auf einem Ball ist solch ein Verhalten unter gar keinen
Umständen akzeptabel.«
Es entstand eine peinliche Stille.
Gabby schluckte schwer. »Wollen Sie
damit sagen, dass Sie mich nicht küssen möchten?«
Peter fuhr sich mit der Hand durch
seine braunen Locken. »Natürlich will ich Sie küssen, Gabby.«
Sie betrachtete ihn stumm und mit
einem flehenden Ausdruck in den Augen.
»Gut, wenn es denn sein muss!« Er
hob ihr Kinn in die Höhe und legte seine Lippen auf die ihren.
Sie stand regungslos da und schloss
die Augen. Sie wollte sich auf gar keinen Fall blamieren, indem sie ihm zu
forsch entgegenkam.
Aber Peter spürte keinerlei
Bedürfnis nach großer Intimität. Seine Lippen legten sich leicht auf ihre und
lösten sich Sekunden später wieder. Gabby öffnete die Augen und Peter lächelte
sie an.
»Nun, das hätten wir erledigt«,
sagte er jovial. »Ich nehme an, das war Ihr erster Kuss?»
Sie zögerte einen Augenblick, aber
dann warf sie sich an seine Brust und presste ihre Lippen auf seine. Zum Glück
war er erheblich kleiner als Quill, so dass sie seinen Mund mühelos erreichen
konnte.
Peter rang schockiert nach Luft.
Sie dachte, er würde seine Lippen
öffnen, wie Quill es getan hatte, und machte es ihm nach.
Aber Peters Hände legten sich nicht
auf ihren Rücken, sondern packten ihre nackten Schultern und schubsten sie
unsanft von sich.
»Mein Gott!«, rief Peter entsetzt.
Abscheu erfüllte ihn und es drehte sich ihm förmlich der Magen um. »Sind Sie
verrückt?»Er starrte seine Verlobte an. Ihr Haar löste sich aus ihrer Frisur
und ihre Brustwarzen — mein Gott, sie war genau das, was Prinny gesagt hatte.
Als Prinny sie eine fesche Erscheinung nannte, hatte er damit keine elegante
Person, sondern eine Kokotte gemeint. Prinny wollte ihn warnen! Prinny war sein
Freund, und es war kein Kompliment, sondern eine Warnung!
»Sie sind ... Sie sind ja verderbt«,
stieß er schließlich hervor.
Gabby schlang die Arme um ihren
zitternden Oberkörper. Peter war der korrekteste Mensch, dem sie je begegnet
war. Schließlich hatte Mr Barlow sie auf dem Balkon ganz bestimmt küssen
wollen, bis sie sich geduckt hatte und unter seinem Arm hindurch in den
Ballsaal geschlüpft war. Barlow machte sich offensichtlich keine Gedanken über
Etikette.
»Und Ihr Haar! Sie sehen beinahe
liederlich aus!«
»Peter«, sagte sie so ruhig sie es vermochte, »wir sind verlobt. Ich bin überzeugt, dass niemand einen Skandal
daraus machen würde, wenn wir uns kurz umarmen.«
Peter warf einen gehetzten Blick zu
der offenen Tür hinüber. »Man könnte uns gesehen haben. Und wenn ja, dann sind
Sie in der Londoner Gesellschaft eine Ausgestoßene.«
Gabby biss sich auf die Lippen. »Ich
habe das Gefühl, Sie übertreiben«, sagte sie vorsichtig. »Aber ich werde mich
in den Damensalon zurückziehen.« Sie trat durch die Balkontür, doch dann
streckte sie noch einmal den Kopf zurück ins Freie. »Hätten Sie mich auf dem
Weg nach Hause in der Kutsche geküsst?«
Erneut schlug sein Magen einen
Purzelbaum. »Auf gar keinen Fall! Glauben Sie, Lady Sylvia würde das nicht
bemerken?«
»Nun, hätten Sie mich denn geküsst,
wenn Lady Sylvia nicht dabei gewesen wäre?«
»Bis zu unserer Vermählung werden
wir stets in Gesellschaft von Lady Sylvia oder meiner Mutter sein. Es wäre
äußerst unschicklich, wenn wir ohne Anstandsdame beisammen wären.«
Gabby entfernte sich unter dem
Vorwand, ihr Haar richten zu lassen. Peter holte tief Luft und berührte seine
Halsbinde. Zum Glück schien sie nicht zerknittert zu sein.
Eine fröhliche Stimme unterbrach
seine Gedanken. »Ich wusste doch, dass ich dich hier draußen finden würde,
Peter, mein Junge.« Einer seiner Freunde, Lord Simon Putney, trat durch die Tür
und holte eine kleine Zigarre hervor. »Habe gesehen, wie deine Verlobte den
Balkon verließ. Hätte nie gedacht, dass du eine so gute Wahl treffen würdest.
Sie ist eine Schönheit. Und ihre Brüste!« Simon küsste seine Fingerspitzen.
»Ich dachte immer, du würdest eine von diesen Unterkühlten heiraten. Wenn
überhaupt«, fuhr er herzlich fort. »Aber du hast den besten Fang der Saison
gemacht!»
Simon senkte die Stimme und warf
Peter einen kumpelhaften Blick zu. »Du weißt doch, was ich meine. Sie
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