03 - Feuer der Liebe
nicht am Himmelsantlitz — was immer das auch sein mochte.
Sie waren von einem kognakfarbenen, goldenen Braun und sie sprachen zu ihm.
Ihrem Blick zu begegnen war eine Einladung, sich in ihre verworrene Welt aus
Gelächter und Worten, aus überstürzten Gefühlen und heftigem Verlangen zu
wagen. Er war ganz sicher, dass sich ihre Augen verschleierten, wenn sie erregt
war, und der kognakfarbene Ton intensiver wurde, wenn er sie küsste.
Quill erhob sich. Es war der
Zeitpunkt gekommen, ihr die Frage zu stellen. Stumm wiederholte er die
unsinnigen Satzfetzen.
Es war sieben Uhr morgens.
Genau der richtige Zeitpunkt für
eine Theatervorführung.
Kapitel 11
Als Margaret am nächsten Morgen sehr
früh in Gabbys Zimmer kam und fröhlich verkündete, Mr Erskine wolle sie sofort
sprechen, stöhnte Gabby entsetzt auf. Sie hatte nicht sehr gut geschlafen.
Jedes Mal, wenn sie an den Moment zurückdachte, in dem ihr Kleid nach unten
gerutscht war, erfasste sie unermessliche Scham. Und dann war da noch die
Erinnerung an ihr Verhalten in der Kutsche.
Sie war ein liederliches
Frauenzimmer, daran bestand kein Zweifel. Ihr Vater hätte sie aus dem Haus
geworfen, wenn er auch nur geahnt hätte, wie sie wirklich war. Vielleicht rief
Quill sie genau aus diesem Grund zu sich. Sie starrte auf ihr verschwommenes
Spiegelbild, während Margaret ihr das Haar bürstete. Sie hatte sich ihm am
vergangenen Abend praktisch an den Hals geworfen. Was war nur in sie gefahren?
Margaret hielt einen Moment lang mit
dem Bürsten inne. »Sie dürfen es nicht so schwer nehmen, Miss«, sagte sie
mitfühlend.
Zutiefst erschrocken begegnete sie
im Spiegel dem Blick ihrer Zofe. Woher wusste Margaret es? Ahnte der Kutscher
etwas oder hatte der Lakai hinten auf der Kutsche etwas gesehen?
»Im schlimmsten Fall werden es die
Klatschblätter aufgreifen.«
Gabby schauderte. Was für ein
schrecklicher Gedanke. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee, nach Indien
zurückzukehren.
»Ich schicke jemanden los, die
Zeitungen zu kaufen«, sagte Margaret und widmete sich wieder Gabbys Locken.
»Meine Mutter sagte immer, man ist besser dran, wenn man sich auf das
Schlimmste gefasst macht. Schließlich muss das anderen Damen auch schon einmal
passiert sein. Wir wissen alle, dass diese französischen Mieder nur darauf
warten, nach unten zu rutschen. Vielleicht wird es in den Zeitungen auch gar
nicht erwähnt. Schließlich ist es ein delikates Thema.«
»Hm«, erwiderte Gabby. Sie war
einerseits erleichtert, weil Margaret nicht von ihrem skandalösen Betragen in
der Kutsche, sondern von ihrem skandalösen Betragen beim Ball sprach. Andererseits
hegte sie wenig Hoffnung, dass die Klatschreporter nicht im Detail über
das Herunterrutschen ihres Oberteils berichten würden, bloß weil das Thema
delikat war. Bis jetzt hatte die Morning Post noch nie ein delikates
Thema ausgelassen. Vielleicht hatte Quill bereits eine der Klatschzeitungen vor
sich liegen und wollte deshalb mit ihr sprechen.
Sie schritt die Treppe hinunter wie
eine Französin auf dem Weg zur Guillotine. Unwillkürlich dachte sie sich eine
kleine Geschichte aus, in der sie eine Marquise war, die mit erhobenem Kopf und
trockenen Auges zum Schafott schritt.
»Du meine Güte!«, flüsterte sie
leise. Es war wirklich nicht der rechte Moment für dumme Geschichten. Genau das
hatte sie ja am vergangenen Abend in Schwierigkeiten gebracht.
Quill hatte sie offenbar schon
erwartet, denn er rief sie herein, noch bevor sie die Tür öffnen konnte.
»Kommen Sie herein, Gabby.« Seine tiefe Stimme verursachte ein Kribbeln in
ihrem Magen. Warum hatte ihr Schwager — ihr zukünftiger Schwager nur diese
Wirkung auf sie?
Als Gabby das Zimmer betrat, spürte
sie Trotz in sich aufsteigen. Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass
Madame Carêmes Oberteile so schlecht saßen. Im Grunde waren all ihre Kleider so
ungünstig geschnitten. Es war also Peters Schuld. Er hatte die Schneiderin
ausgewählt, die ihre Garderobe anfertigen sollte.
Quill stand vor dem Kamin und hatte
die Hände auf dem Rücken verschränkt. Gabby bemerkte, dass er sie wieder mit
diesem undurchdringlichen Blick betrachtete. Er sah aus wie ein Stück Granit.
Wenn sie darüber nachdachte, war es
auch nicht Peters Schuld — nein, die ganze Sache war im Grunde Quills Schuld.
Sie schaute ihn grimmig an, statt ihm einen guten Morgen zu wünschen.
Quill setzte zu einer Bemerkung an,
doch dann sah er, dass Gabby die Tür offen gelassen hatte. Er sollte
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