03 - Feuer der Liebe
einen Arm um die Schultern. »Mutter, Gabby
hat beschlossen, mich und nicht Peter zu heiraten«, sagte er.
Gabby warf seinem Bruder hastig
einen Blick zu, aber er wirkte nicht sehr wütend. Nein, er lächelte sie an und
nickte ihr herzlich zu.
Kitty Dewland musterte Gabby und
Quill verwirrt, doch dann erhellte sich ihre Miene. »Ich bin ja so glücklich,
Quill! Und meine liebe Gabrielle.« Sie erhob sich, ging zu den beiden hinüber
und nahm ihre Hände. »Ich hatte immer gehofft, dass meine Kinder aus Liebe
heiraten würden, so wie ich.« Sie beugte sich vor und küsste Gabby. »Ich heiße
Sie umso aufrichtiger in unserer Familie willkommen, meine Liebe.«
Dann küsste sie ihren Ältesten und
schwieg einen Augenblick. »Wir werden bald Trauer tragen, Quill.«
Er nickte. »Vielleicht sollte ich
Gabby schon morgen mit einer speziellen Genehmigung heiraten.«
Tränen glitzerten in Kittys Augen,
aber ihre Stimme klang fest. »Das wäre wahrscheinlich das Beste, Liebling.«
Quill beugte sich vor und küsste
seine Mutter auf die Wange.
Sie blinzelte die Tränen fort. »Es
tut mir Leid. Ich will nicht weinerlich sein. Es ist nur, dass Thurlow so gern
gesehen hätte, wie du und Gabrielle ...«
»Sollen wir in Bath heiraten?«,
fragte Quill.
Eine Träne rollte Kitty über die
Wange. »Das wäre sehr entgegenkommend von dir.«
»Dann werden wir das tun, Mama.« Er
zog seine Mutter zu einem Sessel hinüber, in den sie sich, offensichtlich
erschöpft, niedersinken ließ.
Lady Sylvia übernahm das Kommando.
»Wir sollten den Dienern die Anweisung zum Packen geben. Und wir sollten etwas
essen, bevor die Köchin noch einen Anfall bekommt. Wenn wir die halbe Nacht in
der Kutsche zubringen müssen, sollten wir vorher unbedingt etwas Warmes zu uns
nehmen.« Sie klingelte, und als Codswallop erschien, gab sie ihm unwirsch
einige Anweisungen. »Quill, du gehst am besten los und sprichst mit Beilby
Porteus. Er ist Bischof und ein Freund der Familie. Er wird dir ohne großes
Aufheben die Genehmigung geben.«
Sie benötigten die halbe Nacht, um
Bath zu erreichen, und in der Kutsche wurde nur wenig geredet. Gabby schlief
schließlich an Quills Schulter gelehnt ein, während sie über die holprige
Straße in Richtung Bath rumpelten.
Am folgenden Morgen zog sie das züchtigste
von Madame Carêmes Kleidern an und Margaret steckte ihr Haar zu einer
komplizierten Frisur auf. Zu Gabbys Überraschung holte Margaret schließlich
noch einen Brautschleier hervor, ein wunderschönes Stück Seidengaze, das mit
weißen Blumen bestickt war.
»Wo um alles in der Welt hast du den
Schleier her?«, fragte Gabby. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die
Zeremonie unter den Umständen sehr romantisch oder feierlich vonstatten gehen
würde.
»Der Herr hat ihn gestern bei Madame
Carême geholt«, erklärte Margaret und befestigte ihn geschickt an den Haaren
ihrer Herrin.
Gabby lächelte. Quill hatte das Haus
direkt nach ihrer Unterhaltung verlassen und eine Sondergenehmigung beantragt,
während die anderen ein tristes, schweigsames Mahl einnahmen. Offensichtlich
hatte er die Trauungszeremonie nicht vergessen.
Einen Augenblick später erschien
Lady Sylvia. Die Trauung würde im Schlafzimmer des Viscounts im obersten Stock
des Gasthofs abgehalten werden. Gabby stand etwas verlegen auf der einen Seite
des Raums und vermied es, zum Bett hinüberzublicken. Da sie den Viscount noch
nie gesehen hatte, kam es ihr seltsam vor, sich in seinem Schlafzimmer
aufzuhalten.
Quill stand neben einem jungen
Geistlichen, während dieser den Viscount segnete. Gabby erschauerte. Sie fand
die ganze Angelegenheit unweigerlich ein wenig makaber. So hatte sie sich ihren
Hochzeitstag nicht vorgestellt. Sie hatte sich eine aufwändige Zeremonie
ausgemalt, bei der sie in einer großen Kirche zum Altar schritt, während Peter
ihr aus seinen braunen Augen voller Bewunderung entgegensah. Sie seufzte. Quill
hatte sie an diesem Morgen nur flüchtig angesehen. Er hatte zwar in der Kutsche
ihren Kopf an seine Schulter gezogen, doch abgesehen davon hätte man sie für
entfernte Bekannte halten können.
Der Kummer hatte tiefe Falten in
sein Gesicht gegraben und ihm dunkle Schatten unter die Augen gemalt. Er war
erschöpft und humpelte stärker als sonst. Gabby hätte ihm gern beigestanden,
doch sie wusste nicht wie. Es erschien ihr unpassend, sich dem Bett zu nähern.
Nach einer Weile, die ihr wie eine
Ewigkeit vorkam, trat der Geistliche vor sie hin und verbeugte sich vor
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