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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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»saubere Expertenarbeit". In einzelnen Fällen hätte man Reste von Zündschnüren gefunden, teils mit und teils ohne Markierungen der Brenndauer. Für elektrische oder ferngesteuerte Auslösungen der Explosionen lägen keinerlei Anhaltspunkte vor.
    Auf weiteren hundertsiebzig Schreibmaschinenseiten befand sich ein Bericht, der die Überschrift »Ergebnisse der Ermittlungen in Sachen Firma ,W.T.A.'" trug.
    Ein Witz von Bericht..., sagte sich Lennet, noch bevor er zu lesen anfing.
    Was war dem umfangreichen Akt zu entnehmen?
    Das Touristenbüro war vor einigen Jahren von Mr. Bulliot gegründet worden. Das Kapital der Firma - von Bulliot selbst eingebracht und durch Kredite sowie andere Finanzhilfe weiter aufgestockt - ermöglichte einen raschen geschäftlichen Aufstieg.
    Der Sitz des Unternehmens, in der Drury Lane im Zentrum Londons, war obendrein sehr gut gewählt.
    Das aus etwa dreißig Angestellten bestehende Personal der Firma wurde bereits vom englischen Geheimdienst »durchleuchtet". Ob Fremdenführer, Sekretär, Empfangsdame oder Chauffeur - bei keiner der Personen ergaben sich irgendwelche Verdachtsmomente, weder in bezug auf Spionage oder antibritische Einstellung noch in bezug auf mögliche Verbindungen mit dem Nahen Osten.
    Eine wahrlich erlesene Mannschaft, mußte sich Lennet sagen.
    Der Bericht wandte sich dann etwas näher dem Lebenswandel des Mr. Bulliot zu und besagte im einzelnen: Der Abstammung nach Franzose, hatte sich Bulliot vor zwanzig Jahren naturalisieren lassen. Er ließ sich niemals etwas zuschulden kommen. Auch als die Ermittlungen der Polizei anliefen, als man Mr. Bulliot ständig überwachte und seine Telefongespräche abhörte, ergab sich nicht der geringste Anhaltspunkt für eine Verdächtigung. Wohlan, ein ehrenwerter Herr, ging es Lennet durch den Kopf, ein Mann, dem man seine französische Herkunft nicht vorwerfen durfte.
    O nein - es waren vielmehr junge Touristen aus Frankreich, die den Argwohn der Sicherheitsbehörde erregt hatten; denen es offenbar als »reizvolles Spielchen" erschienen war, sich in Museen einschließen zu lassen; und die dann, nach den Gründen ihres Verhaltens befragt, von Neugier oder Vergeßlichkeit oder anderen harmlosen Motiven gesprochen hatten. Ihre jugendliche Unreife - so hieß es in dem Bericht - habe all dieses leicht erklärt und die bösen Verdächtigungen aus dem Weg geräumt.
    Indessen aber - das stand dann gleich dahinter schwarz auf weiß geschrieben - hätten sich die Explosionen immer kurze Zeit nach solchen »Spielchen" ereignet...
    Lennet studierte noch anhand der Unterlagen, welche Verbindungen zum britischen Geheimdienst ihm eventuell nutzen könnten. Dann verabschiedete er sich von der Sekretärin des Colonels und verließ das Gebäude.
    Seinen Handkoffer in der Rechten, marschierte der blonde Franzose über die Mount Street in Richtung Park Lane. Da war Knightsbridge, da war die Sloane Street, da kam schließlich Cadogan Gardens.
    Es war inzwischen später Nachmittag. Die Luft an diesem Julitag hatte etwas Mildes, Schmeichelndes. Die Mauern, ob aus Steinen oder Ziegeln, warfen das Sonnenlicht in rosafarbenen Strahlen zurück. Und die Passanten, durchweg elegant gekleidet, schienen den jungen Agenten keines Blickes zu würdigen.
    Cadogan Gardens machte den Eindruck einer Dutzendstraße.
    Übersah man sie der Länge nach, ähnelte sie in der Form einem chinesischen Schriftzeichen.
    Cadogan Gardens Nummer siebzig war ein Backsteingebäude, das rein äußerlich nichts von einem Hotel an sich hatte. Erst beim Nähertreten erkannte man seine wirkliche Bestimmung.
    Das Haus hatte mehrere Eingänge und an jedem dieser Eingänge mehrere Glocken. Offenbar bedeutete das Glocken-
    System, den Hausherrn nicht mit einem Kunden, den Kunden nicht mit einem Lieferanten, den Lieferanten wiederum nicht mit einer anderen Person zu verwechseln und so weiter.
    Lennet sah genau hin und stellte fest: Jeweils eine Glocke für »Besucher", eine Glocke für »Kunden" und eine Glocke für »Gäste". Wie sollte man daraus schlau werden? Wirklich etwas zuviel verlangt - selbst von einem findigen Kopf wie dem des jungen Franzosen.
    Lennet entschloß sich, aufs Ganze zu gehen: mit dem linken Zeigefinger drückte er auf die linke Klingel, mit dem rechten Zeigefinger auf die rechte Klingel - und mit der Nasenspitze auf die dritte Klingel in halber Höhe der Tür.
    Es vergingen zweieinhalb Minuten, bis sich Schritte näherten, die Pforte sich öffnete und eine vornehme

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