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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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dort einen chiffrierten Brief an »SNIF"
    zur Post. Das Schreiben bestätigte die Kontaktnahme mit dem englischen Geheimdienst und befaßte sich dann mit Lennets Ersuchen, über die besagten Sprengstoff-Spezialisten Auskünfte zu erhalten.
    Auf dem Sloane Square flog ein Schwärm Tauben vor Lennet auf. Der Himmel war blau, und die Julisonne zeigte ihr freundlichstes Gesicht. Der Franzose blieb ein paar Minuten vor dem Springbrunnen stehen. Dann nahm er einen Zug der Londoner U-Bahn, war fünf Minuten später an der Station Temple, ging von dort die Arundel Street hinauf und näherte sich schnell seinem Ziel. Bei seinem ausgezeichneten Orientierungssinn war es ein Kinderspiel, den kürzesten Weg zu finden. Schon war er in der Drury Lane. Ein großes Transparent, das am Geländer eines Balkons befestigt war, trug die Aufschrift:
    WELCOME TO ALL
    In London und in ganz Großbritannien können Sie alles besichtigen für (fast) nichts
    Durch eine Glastür konnte man die Räume im Erdgeschoß gut übersehen. Es war ein typisches Touristenbüro mit einer brusthohen Empfangstheke aus lackiertem Holz, mit Telefonen, modernen Sesseln, Reise- und Theaterplakaten. Lennet atmete noch einmal durch und trat ein.
    Hinter dem Empfangstisch befanden sich zwei junge Damen.
    »Guten Tag", sagte der Franzose und sah dabei eins der Mädchen an. Lennet hatte Englisch gesprochen.
    »Wie geht es?« fragte das Mädchen.
    »Danke, ausgezeichnet. Und Ihnen?«
    »Der kommt aus Frankreich, völlig klar", meinte die andere junge Engländerin mit etwas spitzem Ton. Lennet fand, daß sie sehr nett aussah, wunderte sich aber über ihren Garderoben-Mischmasch. Sie trug einen marineblauen Pullover und einen grünroten Schottenrock.
    »Ist das ein schlimmer Fehler, Franzose zu sein?« fragte der junge Geheimagent.
    »Aber nein", sagte das Mädchen, »es kann nicht jeder das Glück haben, als Engländer geboren zu werden.«
    »Clarisse!« rief die andere junge Dame empört. »Der Vertrag verbietet es ausdrücklich, Kunden zu sagen, was man von ihnen hält.«
    »Danke für die Belehrung, Ann", erwiderte das Mädchen mit dem blauen Pullover, »Sie sind ein braver, duldsamer Engel.«
    »Ich auch!« warf Lennet übermütig ein, »ich bin ein kleiner französischer Engel und hätte gern etwas Schönes besichtigt - für ,fast nichts'.«
    Die beiden jungen Damen kicherten. Clarisse wurde als erste wieder ernst und sachlich. »Wenden Sie sich bitte an die Gästebetreuerin Miß Briggs", sagte sie zu dem Franzosen und wies mit dem Zeigefinger auf Ann.
    »Sie selbst sind nicht Gästebetreuerin?« wollte Lennet wissen.
    »Nein, ich bin Fremdenführerin und Dolmetscherin.«
    »Aha - Sie geleiten durch die Museen und so?«
    »Genau.«
    »Darf ich mich Ihnen anschließen?«
    »Diese Frage geht mich nichts an. Sie können einer Gruppe zugeteilt werden, die noch nicht vollzählig ist.«
    Der junge Agent fand Spaß daran, die beiden Damen aufmerksam zu betrachten und sie miteinander zu vergleichen:
    Ann hatte kastanienbraunes Haar und ein puppenhaftes, rundliches Gesicht. Clarisse hingegen war blond, hatte blaue Augen und eine rosafarbene Haut. Sie war klein, schlank und zart und hatte außergewöhnlich schmale Handgelenke.
    Geschmackvoller angezogen - dachte sich Lennet -, müßte sie ganz entzückend aussehen. Verglichen mit Ann, die sich freundlich und liebenswürdig gab, hatte Clarisse etwas Herbes, Aggressives an sich.
    »Hören Sie", nahm der Geheimagent das Gespräch wieder auf, »ich bin ein französischer Student und möchte gern die Schönheiten Londons kennenlernen. Ich habe aber keine Lust, mich zu langweilen. Wenn Sie mich irgendeinem Schnauzbart anvertrauen wollen, dann spiel ich nicht mit. Ich wünsche, von Miß Clarisse geführt zu werden - oder ich gehe zur Konkurrenz!«
    Die beiden Engländerinnen sahen sich verdutzt an.
    »Sie sprechen besser Englisch, als man zunächst annehmen konnte", bemerkte Clarisse.
    Schlau wie ein Fuchs nutzte Lennet den günstigen Augenblick und sagte: »Ein berühmter französischer Denker hat mal gesagt: ,Verlaßt euch nie auf den ersten Eindruck eines Menschen!'"
    Clarisse wandte sich an ihre Kollegin: »Bitte, Ann, sehen Sie doch mal in der Liste nach! Ist da bei der Tour, die gleich losgeht, noch ein Platz frei?«
    »Ich bin ganz sicher", behauptete Lennet und lächelte.
    Tatsächlich war ein Teilnehmerplatz noch frei.
    »Wollen Sie für eine einmalige Besichtigungsfahrt oder für ein mehrtägiges Rundfahrtprogramm

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