03 Göttlich verliebt
meine Wette.«
Lucas drängte sich durch die Menschenmenge und baute sich vor Poseidon auf. »Das hier ist kein Sport, auf den die Götter wetten können. Es sind unsere Leben.«
Poseidon musterte Lucas und lachte. »War ja klar, dass die Parzen mein Gesicht an einen moralisierenden Jammerlappen verschwenden. Weißt du was, Junge? Es ist mir egal, was die Parzen wollen. Im Meer fressen die großen Fische die kleinen. Du wirst dir ein dickeres Fell wachsen lassen müssen, wenn du der bist, der versuchen soll, mich zu ersetzen.«
»Wenigstens ist er intelligent«, sagte plötzlich eine andere Stimme, die allen bekannt vorkam. Vom anderen Ende des Strandes kam ein Gott auf sie zu, der aussah wie Hectors Zwillingsbruder, und unterbrach Lucas, der Poseidon gerade fragen wollte, wie er seine letzte Bemerkung gemeint hatte. »Mein Möchtegern-Nachfolger ist mutig, aber er muss der Dümmste von allen Scions sein. Er wollte mich doch tatsächlich herausfordern – und das, obwohl er immer noch sterblich ist. Das ist wirklich peinlich.«
Lucas griff automatisch nach Hectors Arm. Er spürte, dass sein Cousin darauf brannte, sich auf Apoll zu stürzen, unsterblich oder nicht, und das würde sie vermutlich alle das Leben kosten.
»Nun, nun, Apoll«, sagte der blonde Mann, der auf einem Fleck gerade entstandenen Eises aufgetaucht war. Ein Luftstrom wehte über Lucas hinweg, aber es war keine Seeluft. Er musste aus einer anderen Welt kommen. »Keiner von uns trifft kluge Entscheidungen, wenn es um Frauen geht. Hector ist da keine Ausnahme. Er will seine Andromache für sich allein haben. Kannst du ihm das vorwerfen?«
Der junge blonde Mann war groß, aber kein Riese. Er war auch nicht übermäßig muskulös, doch obwohl Poseidon und Apoll größer und stärker waren, strahlte er eine ungeheure Kraft aus, als er auf Helen und Aphrodite zuging. Die Göttin nickte ihm respektvoll zu, doch es war Helen, an die er das Wort richtete.
»Nun, Tochter. Du warst fleißig«, sagte Zeus freundlich, aber in einem leicht vorwurfsvollen Tonfall.
Lucas setzte eine undurchdringliche Miene auf, um seine Gefühle nicht zu verraten, während er fieberhaft nachdachte. Er wusste schon seit einiger Zeit, dass die Parzen ihnen Rollen zuwiesen und in jedem neuen Zyklus neue Schauspieler einsetzten, sodass trotz dieser Änderungen stets alles beim Alten blieb. Lucas ließ den Blick über die Götter und ihre Scion-Doppelgänger schweifen, bis er zu Orion kam. Sein Zwilling war nicht erschienen.
»Was willst du von uns?«, fragte Helen und baute sich vor Zeus auf. Lucas war unwillkürlich stolz auf sie, obwohl es Wahnsinn war, so mit einem Gott zu reden. Zeus hatte schon für geringere Vergehen ganze Generationen verflucht, aber Helen zeigte keine Spur von Angst.
»Nicht von euch. Ich will etwas von dir, Helen.« Obwohl Zeus nicht laut sprach, hallte seine Stimme.
»Und das wäre?«, fragte Helen misstrauisch, deren Mut sie allmählich verließ.
Poseidon und Apoll stellten sich hinter Zeus auf. Aphrodite küsste Helen auf die Wange, ließ ihre Hand los und nahm zögernd ihren Platz hinter ihrem Vater ein. Hector, Lucas und Jason reagierten sofort und traten hinter Helen und Orion.
»Ich will deine glitzernde neue Welt«, antwortete Zeus.
Jetzt tauchten immer mehr Götter hinter ihm auf. Als Erstes eine riesige Frau in einer Rüstung. Dann ein Junge, der sich so schnell bewegte wie ein Kolibri, ein Buckliger mit einem Hammer, ein Mann mit Weinlaub in den Haaren und schließlich eine weitere Frau in einem Kleid aus Pfauenfedern.
Helen sah Orion an. Lucas biss mit aller Kraft die Zähne zusammen, um nicht loszuschreien. Hatte sie ihm nicht erst vor ein paar Stunden gesagt, dass er es war, der ihr half, alles zu verstehen? Lucas beobachtete, wie Helen und Orion einen einvernehmlichen Blick tauschten. Er wusste nicht, worum es dabei ging, weil sie ihm Informationen vorenthielt. Lucas musste mit ansehen, wie die beiden eine schweigende Übereinkunft trafen und sie dann das Wort an Zeus richtete.
»Meine Welt kriegst du nicht«, sagte Helen entschieden.
Zeus lächelte, als hätte Helen ihm gerade den Schlüssel zu der Welt überreicht, die er wirklich haben wollte. »Herausforderung.«
Helen hoffte verzweifelt, dass ihr Plan aufging.
»Akzeptiert«, rief Hector und stürmte vor, bis er neben Helen stand und Zeus über die paar Meter Sand, die sie noch trennten, wütend anstarren konnte. Sofort wurden empörte Rufe laut und als Reaktion auf
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