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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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schon sehr lange damit beschäftigt hatte.
    Niemand sprach oder versuchte, ihm Einhalt zu gebieten.
    Lucas blickte zu seinem Vater und rechnete damit, dass es ihm schwerfallen würde, diese systematische Folter eines anderen menschlichen Wesens mit anzusehen. Doch Castor wirkte eher nachdenklich, als erinnerte er sich an etwas Schlimmes, das schon lange zurücklag. Lucas betrachtete auch die anderen Mitglieder der älteren Generation, die ganz ähnliche Gesichter machten. Offenbar waren sie sich einig, dass Phaon diese grausame Bestrafung verdiente.
     
    Als Daedalus schließlich mit einem glatten, sauberen Hieb Phaons Kopf abschlug, nickten sie und richteten das Gesicht zum Himmel.
    Sie haben das Gefühl, erlöst worden zu sein, erkannte Lucas.
    »Gut gemacht, mein Sohn«, sagte eine klangvolle Stimme.
    Alle drehten sich zum Wasser um, wo ein junger Mann mit nacktem Oberkörper, schwarzen Haaren und durchdringenden blauen Augen den Wellen entstieg. Er hatte einen Dreizack dabei, doch er sah so hinterlistig aus, dass Lucas eher an eine Mistforke in der Hand des Teufels denken musste. Eines Teufels, der genauso aussah wie er.
    Er hörte, wie einige der Anwesenden erschrocken nach Luft schnappten, und spürte, wie Hector ihn anstieß.
    »Das ist dein böser Zwilling«, raunte Hector ihm zu, und die Gefahr, die in der Luft lag, schärfte seine Sinne.
    Lucas wusste, dass ihn das Auftauchen eines Gottes eigentlich mehr verblüffen sollte, aber das tat es nicht. Merkwürdigerweise konnte er nur daran denken, wie er an diesem Morgen mit dem Zitronenhai gespielt hatte. Helen hatte ihm gerade eine neue Macht über den Ozean verliehen. Er konnte unter Wasser atmen. Lucas fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie ihm vielleicht noch weitere Kräfte verpasst hatte.
    »Meine Scions waren schon immer stärker als deine, Nichte, und auch diesmal hat mein Daedalus die körperliche Überlegenheit meiner Nachkommen bewiesen, indem er deinen Phaon getötet hat.«
    »Als würde mich diese Zurschaustellung brutaler Gewalt interessieren«, schnurrte eine Frauenstimme verführerisch.
    Wieder schauten alle zum Meer, um die große Frau zu betrachten, deren blonde Haare in Wellen bis zu ihren Kniekehlen hinabfielen, und deren üppiger Körper ebenso kurvig war wie die Wellen, denen sie entstieg. Als sie aus dem Wasser kam, kitzelte der schaumige Saum, wo die Wellen an den Strand schlugen, ihre Zehen.
    »Es ist nicht die Stärke des Arms, sondern das Feuer im Herzen der Kämpfer, das am Ende den Sieger hervorbringt, Poseidon. Wir haben das doch bereits durchgemacht.« Sie ging direkt auf Helen zu, blieb vor ihr stehen und sprach weiter. »Viele Male haben wir gesehen, wie die Herzen von Männern und Frauen über den Ausgang der Schlacht entscheiden.« Sie lächelte und ergriff Helens Hände. »Helen.«
    »Aphrodite«, sagte Helen, der Tränen in die Augen traten.
    Helen erinnert sich tatsächlich an sie, stellte Lucas fest. Zum ersten Mal dachte er darüber nach, was das bedeutete. Helen erinnerte sich an Troja. Sie wusste, was dort wirklich passiert war.
    »Ich habe dich so sehr vermisst«, sagte Aphrodite.
    »Und ich habe dich vermisst«, sagte Helen, und es hörte sich an, als wäre sie nicht nur überrascht, dass sie so etwas sagte, sondern auch, dass sie es tatsächlich fühlte.
    »Komisch, nicht wahr? Ich habe jede nur denkbare Liebe erfahren, aber als die Jahre vergingen, war die Liebe, nach der ich mich am meisten gesehnt habe, die zu meiner Schwester.«
    Die beiden umarmten sich zärtlich, und der goldene Schimmer, der sie umgab, war absolut faszinierend anzusehen – fast wie Zauberei. Lucas konnte hören, wie die Herzen aller Scions langsamer schlugen, um in denselben Takt zu kommen wie die Herzen von Helen und Aphrodite. Es war eine starke, fesselnde Verbindung, an die sich alle für immer erinnern würden, auf welcher Seite sie in Zukunft auch stehen mochten.
    In Lucas stieg Angst auf. Nicht, weil die Götter wieder unter ihnen waren, sondern weil Helen im Mittelpunkt des Geschehens stand. Sie erweckte so viel Liebe in ihm, in Orion und sogar in einer Göttin. Es gab keinen Hass ohne Liebe, und Lucas war überzeugt, dass sie schon bald einen verzweifelten Kampf ausfechten würden, und das nur wegen der reinen Liebe, die sie alle in diesem Moment spürten.
    »Ein rührendes Wiedersehen«, sagte der Mann mit dem nackten Oberkörper und den schwarzen Haaren. »Aber dein Mann hat verloren, Aphrodite. Und du schuldest mir immer noch

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