03 Göttlich verliebt
Weg, den Eid rückgängig zu machen, den ich geschworen habe. Und ich habe es Helen zu verdanken, dass ich nicht sofort im Hades bleiben muss. Lass uns jetzt lieber an den Kampf denken, der uns bevorsteht.« Lucas drückte die Schulter seines Vaters und sah dann Hector an. »Helen und ich konnten im Flug hinter die feindlichen Linien sehen. Wo ist die Karte?« Es hörte sich an, als hätte er schon tausend Schlachtpläne entworfen.
Cassandra führte die Männer zu einem Tisch in der Ecke, wo Lucas sofort anfing, den Aufbau des feindlichen Lagers zu analysieren. Helen wollte sich dazustellen, als sie eine vertraute Stimme hörte. Sie war weit entfernt und schwach und kam aus dem Niemandsland zwischen den beiden Seiten.
»Hilfe!« Es war Claire, die da schrie.
Sie hatte Schmerzen.
»Gig?«, rief Helen. Sie rannte aus dem Zelt und steuerte blindlings auf die vorderste Front zu. Die brennenden Teerkugeln, die die Myrmidonen auf Helen und Lucas abgefeuert hatten, vernebelten alles mit ihrem dicken schwarzen Rauch.
»Hier!«, schrie Claire irgendwo hinter dem Rauchvorhang.
»Helen, nicht!«, brüllte Orion, doch Helen hörte nicht auf ihn.
Es spielte keine Rolle, dass Claire sich für Matt entschieden hatte. Die Gewissheit, dass ihre beste Freundin Schmerzen hatte, löschte alles andere aus. Helen stürmte ins Niemandsland.
Sofort schwirrte eine neue Welle Pfeile auf sie zu – Warnschüsse von den Myrmidonen.
»Lennie!«, heulte Claire unter Schmerzen.
Claire war irgendwo in den Dünen, aber Helen konnte sie nicht sehen. Es fielen einfach zu viele Pfeile und Buschwerk und Dünengras standen in Flammen.
Helen spürte, wie sie von einer gewaltigen Kraft ergriffen wurde und sie sofort aus sich herausließ, getrieben vom verzweifelten Verlangen, Claire zu finden. Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig. Die Feuer am Boden erloschen zischend und dampfend unter einer Eisschicht. Ein starker Windstoß wirbelte den Rauch fort und machte Daphne und Claire sichtbar, die im Sand hockten. Etwa hundert Pfeile blieben mitten in ihrer Flugbahn stehen. Ihre Bronzespitzen balancierten auf dem äußeren Rand von Helens Magnetfeld. Einen Moment lang herrschte absolute Stille.
Helen schlug das Herz bis zum Hals, als sie sah, dass Daphne Claire zwar mit ihrem Körper vor den Flammen geschützt hatte, die beiden aber von mehreren Pfeilen getroffen waren.
Claire blutete stark.
Helen rannte auf sie zu. Panik stieg in ihr auf und ließ ihre Hände zittern. Ihr wurde erst jetzt bewusst, dass sie mit ihrem Vorstürmen ins Niemandsland den ersten Schritt gemacht hatte. Ohne es zu wollen, hatte sie den Myrmidonen das Zeichen zum Angriff gegeben.
Helen hörte hinter sich die Kampfschreie von Lucas, Orion und Hector, mit denen sie ihre Krieger zu sich riefen. Sie stürzten sich in den Kampf, den Helen unabsichtlich ausgelöst hatte. Doch alles, was sie sah, war Giggles, die weinte und den Pfeil umklammert hielt, der in ihrer Brust steckte.
»Verschwindet von ihr!«, schrie Helen unsinnigerweise die Pfeile an, die aus Claire herausragten. Sie alle gehorchten und flogen aus Claires Haut, was das Ganze noch viel schlimmer machte. Jetzt floss das Blut in Strömen aus ihrem Körper.
Helen war bei Claire und Daphne angekommen, bevor die vorstürmenden Armeen aufeinandertrafen. Sie drückte beide fest an sich und schoss mit ihnen in die Luft, während unter ihr die Scions und die Myrmidonen mit einem Krachen von Schwertern und Schilden zusammenprallten.
Sie flog Claire und Daphne so schnell sie konnte zu Jason. Auf dem Weg dorthin warf sie einen Blick nach unten, wo Castor, Hector, Orion und Lucas ohne ihre Rüstungen auf die Myrmidonen losgingen. Der Anblick von Lucas, der mit bloßen Händen Schwerthiebe abwehrte, ließ Helen einen Schauer über den Rücken laufen. Sie wusste zwar, dass ihn Schwerter oder Pfeile nicht töten konnten, aber sie war trotzdem froh, dass sie sich aufs Fliegen konzentrieren musste und nicht länger zusehen konnte. Einen Moment später brachte sie Claire und Daphne ins Zelt.
»Mir geht’s gut«, beteuerte Daphne und humpelte hinüber zum Tisch und zu den Stühlen. Helen legte Claire vor Jason und Cassandra auf den Boden. Obwohl sein eigenes Herz zeigte, wie tief getroffen er war, reagierte Jason sofort. Seine Hände begannen bläulich zu glühen, um Claires Blutungen zu stoppen.
»Jason, warte!«, flehte Claire.
»Claire, kannst du wenigstens einmal im Leben den Mund halten?«, fuhr Jason sie an. Helen
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