03 Göttlich verliebt
mit beiden Händen den Griff ihres Schwerts.
»Aber ich habe keine Blitze zur Verfügung. Ich kann keine Erdbeben auslösen. Und auch nicht fliegen«, sagte Tantalus und kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu, als hätte er nichts zu verbergen.
»Schwert gegen Schwert«, erwiderte Daphne in Helens Gestalt. »Keine anderen Fähigkeiten. Nur deine Klinge gegen meine.«
Die Menge murmelte ihre Zustimmung. Nur eine Person war dagegen.
»Helen, nicht!«, schrie Ariadne. Ihr Vater hinderte sie daran, an Helens Seite zu rennen. »Er ist zu gut.«
»Keine anderen Fähigkeiten und keine Tricks?«, vergewisserte sich Tantalus verunsichert. Er wollte ihr nicht gegenübertreten, solange er nicht sicher war, dass er siegen würde.
»Nein«, antwortete Daphne sofort, denn sie hatte bereits mit ihrem Herzen für diese Lüge bezahlt.
»Soll Hekate entscheiden«, sagte Tantalus, dem der Gedanke immer besser gefiel, der große Held zu sein, der den Krieg in einem einzigen Duell gewann. »Opfergabe!«
Pallas trat vor und warf zwischen Tantalus und Daphne eine Handvoll Safran in die Luft. Sofort brachen orangefarbene Flammen aus dem Sand hervor und bildeten ein Oval. Tantalus und Daphne betraten ungehindert die Arena. Tantalus zog genüsslich sein Schwert und grinste sie an.
»Pallas sagt, dass du eine lausige Schwertkämpferin bist«, flüsterte er ihr mit einem kalten Lächeln zu.
Daphne ließ einen Moment lang ihr eigenes Gesicht aufblitzen, damit Tantalus wusste, mit wem er es zu tun hatte. Als sie sah, wie seine Gesichtszüge erstarrten, schlüpfte sie wieder in Helens Haut und lächelte ihn boshaft an.
»Du wirst feststellen, dass ich mich sehr verbessert habe«, sagte sie.
Die Götter versammelten sich, begierig, das Duell zu sehen, und jeder von ihnen beanspruchte einen der besten Plätze. Tantalus wollte kehrtmachen und protestieren, dass es Daphne war und nicht Helen, gegen die er kämpfen sollte, aber eine Wand aus orangefarbenen Flammen versperrte ihm den Weg. Als Tantalus merkte, dass er keinen Rückzieher machen konnte, nickte er betrübt.
»Jede Untat, die ich jemals beging, geschah nur aus Liebe zu dir«, sagte er gerade laut genug, dass Daphne es hörte. »Von allen Leuten solltest du das am besten verstehen.«
»Das tue ich«, erwiderte sie gelassen. »Und ich hasse dich dafür, dass du mich diese Lektion gelehrt hast.«
Tantalus stellte sich an einem Ende der ovalen Arena auf und Daphne am anderen. Dass sie so weit voneinander entfernt waren, wies darauf hin, dass sie vorhatten, dieses Duell mit einem einzigen Schlag zu beenden. Es würde kein langer Kampf mit geschickter Beinarbeit und eleganten Paraden werden. Wie die Ritter des Mittelalters oder die Revolverhelden im Wilden Westen wollten beide den Gegner bereits im ersten Anlauf töten.
Beide stürmten gleichzeitig aufeinander los.
Daphne ignorierte den heißen Schmerz, der sich über ihren Hals zog, und schlug Tantalus mit einem Hieb den Kopf ab. Genau wie er es bei Ajax getan hatte. Sie sah Tantalus’ Kopf an sich vorbeirollen und gegen die Barriere aus orangefarbenem Feuer stoßen. Seine toten Augen starrten sie an.
Endlich war es vollbracht. Daphne sank auf die Knie und hörte, wie sein kopfloser Körper hinter ihr Stück für Stück zusammensackte. Dann herrschte Stille – gefolgt von einem Schrillen in ihren Ohren. Daphne verspürte ein vertrautes Gefühl der Kälte. Sie schaute nach unten auf das Blut, das den Sand um sie herum rot färbte. Als sie nach vorn kippte, ließ ihr fast vollständig durchtrennter Hals sie in wenigen Sekunden ausbluten.
Ihr ging eine Zeile aus diesem schottischen Stück durch den Kopf. Schläfer sind und Tote Gemälden gleich.
Ajax hatte es geliebt, sie zu zeichnen, wenn sie schlief. Er war ein so begnadeter Künstler …
Orion warf Helen regelrecht neben Jason, der auf dem Boden bei Claire schlief. Er war so wütend, dass Helen nicht wusste, ob es überhaupt Sinn machte, ihn zu beruhigen. Sie beschloss dennoch, es zu versuchen und sich zu entschuldigen.
»Orion, es tut mir –«, begann sie.
»Kusch!«, zischte Orion und hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Er holte ein paarmal tief Luft, um sich abzuregen, bevor er zu sprechen begann. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
»Dass es meine Schlacht ist, nicht eure. Nicht die von Lucas. Oder Hector. Sondern meine«, sagte Helen und baute sich vor Orion auf. »Ich wollte auch kämpfen.«
»Dir ist aber klar, dass das so nicht
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