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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Zähne zusammen, zwang sich zum Weitergehen und steuerte blindlings die Tür an. Sie spürte, wie Orions Finger sich um ihren Arm schlossen. Erst an der Flurgarderobe drehte er sie herum, um sie anzuschauen.
    »Was ist los mit dir?«, flüsterte er. »Ich hätte schwören können, dass du gerade gesehen hast …«
    »Wie ein Teil von Lucas’ Innenleben in Flammen aufgegangen ist und durch seine Haut kam? Oder sprichst du davon, wie Hector buchstäblich geglüht hat, als er sich Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt hat, das ihn hasst? Weil ich nämlich beides gesehen habe«, flüsterte Helen panisch zurück. »Es ist, als wären die Gefühle von allen anderen über ihr gesamtes Innenleben verteilt, und ich kann sie sehen! Dabei bin ich ziemlich sicher, dass ich nicht in der Lage sein sollte, in andere Leute hineinzuschauen!«
    Orion war so verblüfft, dass er einen Schritt zurückwich, doch dann nickte er verständnisvoll. Helen sah ihn flehentlich an.
    »Was geht da mit mir vor?«, fragte sie verzweifelt. »Ich kann Liebe sehen, Orion, und das macht mich total irre.«
    »Ja, das tut Liebe manchmal«, murmelte er abgelenkt. Helen wippte nervös auf den Zehen und wartete auf irgendeine Erklärung oder ein paar zuversichtliche Worte – auf irgendetwas. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie beruhigend. »Du siehst Gefühle. Das ist vollkommen normal. Jedenfalls für die Angehörigen des Hauses von Rom.«
    »Sondermeldung. Ich bin nicht aus dem Haus von Rom.«
    »Und das ist hier das große Problem, nicht wahr?«
    »Lucas hat mir einmal erzählt, dass Scions mit all ihren Begabungen geboren werden. Hast du so etwas schon einmal erlebt?«
    »Was? Dass ein Scion solche Prügel bekommt, dass er mit einer neuen Fähigkeit wieder erwacht? Nein, noch nie.« Er rieb ihr ein paarmal mit den Händen über die Oberarme und drückte sie dann fest an sich. »Dafür muss es eine Erklärung geben. Wir werden es herausfinden.«
    »Ich will es nicht herausfinden«, murrte Helen gedämpft gegen seine Brust. »Ich will, dass es wieder weggeht.« Sie befreite sich so weit, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Wie erträgst du das? Ich habe meistens schon mehr als genug mit meinen eigenen Gefühlen zu tun. Was zum Teufel soll ich dann noch mit denen von allen anderen anfangen?«
    »Du gewöhnst dich daran«, versicherte er ihr mit einem leichten Schulterzucken. Helen sah ihn ungläubig an. »Okay, man gewöhnt sich nicht daran«, gestand er. »Aber man lernt mit der Zeit, es auszublenden.«
    »Weißt du was? Das nervt total. Ich habe gerade erst gelernt, mit allem anderen umzugehen, was ich kann«, sagte sie und hob deprimiert die Hände. »Und jetzt sieht es aus, als wäre ich mit einem ganzen Haufen neuer Zaubertricks aufgewacht, ohne Anleitung, wie ich das verdammte Kaninchen wieder in den Hut bekomme.«
    »Was meinst du damit? Was geht sonst noch da drinnen vor?«, fragte Orion und tippte Helen zart mit dem Zeigefinger auf die Nase.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Helen mit einem frustrierten Seufzer. »Ehrlich. Ich bin im Moment so durcheinander, dass ich keine Ahnung mehr habe, wo mir der Kopf steht.«
    Orion lächelte, ließ sich gegen die Wand sinken und starrte nachdenklich ins Leere. Helen betrachtete ihn einen Moment lang, genoss seine Gesellschaft und die Tatsache, dass er bei ihr war. Oder nein. Es war noch besser. Er war für sie da.
    Orion hatte sie schon so oft gerettet und sich klaglos ihr Gejammer angehört, wenn sie etwas nicht sofort herausbekam. Er war ihr in die Hölle und zurück gefolgt und hatte offenbar trotzdem noch nicht genug von ihr. Die Dankbarkeit, die sie für seine Anwesenheit empfand – und für die Macht, die ihn in ihr Leben geführt hatte –, war überwältigend. Er spürte diese Flut von Gefühlen und schaute erschrocken auf.
    »Es gibt etwas, das ich dir zeigen muss«, sagte Orion ruhig.
    »Klar«, sagte Helen, aber seine traurige, sorgenvolle Miene gefiel ihr gar nicht.
    Noch verwirrender als der Blick, mit dem er sie bedachte, waren die Farben, die sie in ihm brodeln sah. Sie veränderten sich so schnell, dass Helen sie nicht identifizieren konnte. Plötzlich erkannte sie es aber dann doch: Er verbarg seine Gefühle vor ihr.
    Sie wusste, dass Orion in seinem Leben schon viel durchgemacht hatte, und manchmal musste sie alles im Kopf durchgehen, um nicht den Überblick zu verlieren. Orion war ein Rogue, denn seine Eltern waren die Anführer zweier verfeindeter

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