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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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vielleicht nur daran, dass sie nichts mehr sehen konnten, als Orion hereinkam.«
    »Ja, Orion könnte ihre Prophezeiung blockiert haben«, bestätigte Matt ihre Vermutung.
    »Das erklärt natürlich, wieso die Parzen ihn tot sehen wollen. Sie haben ja schon vor seiner Geburt versucht, ihn zu töten. Sogar noch früher.« Helen verstummte kurz und suchte nach den richtigen Worten. »Die Parzen haben es seit Troja auf Orion abgesehen, weil er damals als Aeneas lebend davongekommen ist. Er hat das Schicksal besiegt. Und das konnte ihm nur gelingen, weil Nemesis ihn auch in Troja beschützt hat.«
    Helen sah sich von verständnislosen und besorgten Gesichtern umgeben. Sie rieb sich die Augen, und ihr wurde klar, dass die anderen ihre Erklärung nicht wirklich verstanden hatten und sie Orion vermutlich mehr schadete, als ihm zu helfen. Sie sah Lucas flehentlich an.
    »Lüge ich?«, fragte sie den Falschfinder.
    »Nein«, erwiderte Lucas ohne das geringste Zögern. »Sie sagt die Wahrheit.«
    »Wer’s glaubt!«, rief Pallas und riss entnervt die Hände hoch. »Es ist doch eindeutig, welche Rolle die Parzen dir zugedacht haben, Lucas. Du bist der Liebhaber. Du würdest alles für Helen tun.«
    »Ja, das würde ich«, gab Lucas unumwunden zu. »Aber sie sagt trotzdem die Wahrheit.«
    »Zumindest was sie davon kennt«, sagte Castor. »Es tut mir leid, Sohn, aber nur weil Helen etwas für wahr hält, muss es nicht die Wahrheit sein.« Castors Tonfall war nicht vorwurfsvoll. Er wollte sie nur auf eine Schwachstelle hinweisen, über die er anscheinend gründlich nachgedacht hatte.
    Der Anflug eines Gedankens tauchte in Helens Kopf auf – ein bohrender Zweifel über etwas, das wichtig, aber knapp außer Reichweite war.
    »Es ist nicht nur das. Orion kann nicht der Tyrann sein, weil er der Beschützer ist«, sagte Lucas und wischte damit den Einwand seines Vaters weg. »Als Cassandra die Prophezeiung gemacht hat, dass Helen die Deszenderin ist, sagte sie auch, dass Helen mit ihrem Beschützer in die Unterwelt hinabsteigen würde.«
    »Stimmt«, sagte Matt, als hätte er ebenfalls daran gedacht. »Aber du hast doch auch einen Weg in die Unterwelt gefunden, Lucas. Und du bist dorthin gegangen, um Helen zu beschützen.«
    »Ja, aber ich habe ihr nicht geholfen, die Furien zu befreien«, wandte Lucas ein und rief sich den Wortlaut der Prophezeiung noch einmal ins Gedächtnis.
    »Hast du doch«, sagte Helen verlegen, obwohl sie es hasste, Lucas so bloßzustellen. »Ich war aus der Unterwelt verbannt, bis du mir den Obolus gegeben hast. Und dann hast du mir geholfen, den richtigen Fluss zu finden.«
    »Ja, aber als du sie dann befreit hast, war Orion an deiner Seite.«
    »Luke«, unterbrach ihn Hector freundlich. »Du musst zugeben, dass Matt recht damit haben könnte, dass sich die Prophezeiung auf verschiedene Weise auslegen lässt.«
    »Es gibt immer verschiedene Interpretationen«, sagte Orion von der Tür aus. Alle sahen ihn an, als er in die Bibliothek zurückkehrte. »Findet euch damit ab. Die Parzen sprechen in Rätseln, weil sie nicht die geringste Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden. Wenn sie es wüssten, würden sie Klartext reden und so was sagen wie ›Orion ist der Tyrann und wird eure Gehirne auf Toast essen‹.«
    Hectors Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen. Lucas schaute weg, um nicht loszuprusten, doch er machte den Fehler, Jason anzusehen.
    »Tyrannen-Zombie«, flüsterte Jason Lucas zu, und sein Gesicht war ganz rot, weil er krampfhaft versuchte, nicht zu lachen.
    »Hussa-Tod«, flüsterte Lucas zurück und kicherte los. Anscheinend war das ein Insiderwitz der Delos-Jungs, denn jetzt lachten alle drei.
    »Das reicht!«, fuhr Pallas sie an und stürmte wütend zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und sah sich um. »Welchen Teil von ›alle Städte der Sterblichen in Schutt und Asche legen‹ habt ihr nicht verstanden? Wir sind gewarnt worden, was auf dem Spiel steht, und nicht nur für uns Scions. Ich will nicht derjenige sein, der einen Tyrannen davonkommen lässt, der schlimmer ist als Stalin oder Hitler, nur weil er so ein netter Typ zu sein schien, als ich ihn kennenlernte.« Bei seinen Worten sah er Orion direkt an und dann alle anderen. Jetzt lachte niemand mehr. »Und ihr?«
     
    »Ariadne«, rief Matt auf dem oberen Flur halblaut hinter ihr her.
    Ariadne blieb an ihrer Zimmertür stehen, drehte sich zu ihm um und bedeutete ihm mit erhobenem Finger, zu bleiben, wo er war. Sie horchte nach

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