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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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ihrem Vater, ihren Brüdern und Lucas – was jedoch gar nicht nötig gewesen wäre, denn Matt konnte ohnehin alle Delos-Männer hören, konnte sogar ihre Pulsschläge in der Luft spüren und wusste, dass sie mit anderen Dingen beschäftigt waren. Aber Ariadne ahnte nicht, dass er diese neue Fähigkeit besaß, und er hatte keine Ahnung, wie er es ihr erklären sollte. Nachdem sie viel länger gelauscht hatte als Matt, schien Ariadne endlich zufrieden zu sein.
    »Komm rein«, flüsterte sie und winkte ihn in ihr Zimmer. Er trat etwas verlegen ein und blieb in der Mitte des Zimmers stehen, während sie Berge von Kleidungsstücken von einem Möbelstück aufs andere räumte und nicht auf die Idee kam, etwas davon im Kleiderschrank unterzubringen.
    So unordentlich war sie schon immer. Ich habe den halben Krieg damit verbracht, hinter ihr herzuräumen, dachte der neue Teil von Matt. Die schlimmste Sklavin aller Zeiten.
    Matt schüttelte den Kopf, um dieses neue Bewusstsein zu vertreiben, das neuerdings andauernd ungefragt auftauchte. Außerdem bemühte er sich, die Welle der Zuneigung und Vertrautheit zurückzudrängen, die er für das Mädchen empfand, das vor ihm stand.
    Es waren nur zwei Schritte bis zu ihrem Bett. Ein Teil von ihm hatte nie darin gelegen, aber ein anderer Teil hatte zehn Jahre mit ihr verbracht – nur mit ihr und mit keiner anderen bis zum Tag seines Todes. Seine Hände brannten darauf, nach ihr zu greifen und sie erneut zu berühren; deshalb steckte er sie hastig in seine Hosentaschen. Er wandte den Kopf ab und starrte an die Wand, während sie etwas Seidiges mit Spitzenbesatz in eine Schublade warf.
    »Matt?«, sagte Ariadne von der anderen Seite des Raums. Er schaute zu ihr hinüber, als sie gerade ihr langes kastanienbraunes Haar über die Schulter warf, und versuchte krampfhaft, sich nicht daran zu erinnern, wie weich ihre Haare und ihre Haut waren. »Meine Unterwäsche wird dich bestimmt nicht erblinden lassen.«
    »Ich muss dir ein paar Fragen stellen«, sagte er angespannt und beendete damit die Unterhaltung über ihre Unterwäsche, bevor sie richtig begann.
    »Okay.« Ariadne ging an ihm vorbei und setzte sich aufs Bett. Matt bevorzugte den Stuhl, den sie gerade von einem Wäschehaufen befreit hatte.
    »Erzähl mir von den verschiedenen Rollen, die die Parzen heute erwähnt haben«, verlangte er. Ariadne lächelte, als hätte sie mit dieser Frage gerechnet.
    »Du weißt, dass die Griechen das Theater geliebt haben?« Matt nickte. »Das haben die Parzen ebenfalls. Und zwar schon immer. Es ist beinahe so, als betrachteten sie die Welt als ihre Bühne und die Scions als ihre Schauspieler. In vielen Prophezeiungen ist die Rede von verschiedenen Rollen, die besetzt werden müssen, oder davon, dass die Welt auf eine gewisse Weise reagieren muss, damit sich der ›Große Zyklus‹ schließt, den die Parzen anscheinend so lieben. Als Zyklus wird übrigens auch eine Reihe von Stücken bezeichnet, die zusammengehören – wie die Dramen von Aischylos, die die Geschichte von der Geburt der Furien erzählen. Das ist die Orestie.«
    »Ja«, bestätigte Matt. »Die habe ich gelesen. Aber jetzt erzähl mir von den Rollen, die die Parzen heute erwähnt haben. Wusstest du schon immer darüber Bescheid?«
    »Allerdings. Es weiß aber niemand, was diese Rollen bedeuten und welche Aufgaben die Parzen ihnen zugedacht haben.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Weil ihre Bezeichnungen so ungenau sind. Denk doch mal nach. Der Held, der Beschützer, der Liebhaber und der Krieger – ich bitte dich! Damit kann jeder Scion gemeint sein, der jemals geboren wurde. Schließlich sind wir ein Völkchen von Helden, Kriegern und Liebhabern und neigen außerdem dazu, alle Schwächeren zu schützen – wenn es sein muss auch unter Einsatz des eigenen Körpers«, sagte sie, und es schien ihr nicht besonders zu gefallen, dass sie zu dermaßen vorhersehbaren Leuten gehörte. »Die einzige Rolle, die etwas genauer beschrieben ist, ist die des Tyrannen, und alle Häuser achten seit ewigen Zeiten auf jedes Anzeichen, das auf ihn hindeuten könnte, und hoffen, dass er bloß niemals erscheint. Aber diese Prophezeiung kennst du ja bereits.«
    »Der Tyrann ist in Bitternis geboren. Er vereint das Blut mehrerer Häuser und ist in der Lage, alle Städte der Sterblichen dem Erdboden gleichzumachen«, sagte Matt ernst. Er stimmte Pallas nur ungern zu, wusste aber, dass er recht hatte. Er stellte sich jemanden wie Hitler vor, der über

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