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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Zunge. „Jede Frau, die du mitgenommen hast, sehe ich vor mir:
    Lape, Abidem, Jumoke, Yetunde, Chinne und Charity. Vor allem sie ist mir gut in Erinnerung geblieben.“
    „Wieso Charity?“, erkundigte ich mich schwitzend und schrubbend.
    „Weil sie die letzte Frau deines Vaters war, die 48.“, antwortete Mama Patty. Ich erkundigte mich, wann er sie geheiratet hatte. Sie dachte kurz nach und erwiderte: „Drei Jahre vor seinem Tod.“
    Damals war er 58 und sie 17. Zu dem Zeitpunkt hatte ich andere Sorgen: Ich war 15 und fürchtete, bald selbst verheiratet zu werden, weshalb ich mir größte Mühe gab, meine Regelblutung zu verstecken. Doch erinnerte ich mich sehr gut daran, dass mein Vater schon sehr geschwächt war. Dass er Aids hatte, erfuhr ich erst Jahre später. Ob er es zu dem Zeitpunkt wusste, als er Charity heiratete, konnte niemand sagen. Dennoch drängte sich mir eine Frage auf, die ich nun an Mama Patty richtete: Warum heiratete ein so kranker Mann?
    „Die Familie musste erkennen, dass Papa David noch ein starker Mann war“, erwiderte Patty entschieden.
    Ich hockte im Fluss, meine Kleider wurden nass, mein Kopf und meine Hüfte schmerzten und meine Stimmung war miserabel. „Hat mein Vater deshalb so oft geheiratet?“, fragte ich.
    „Er musste das tun!“, erwiderte Patty. „Das hat den Einfluss der Familie
    des Schwarzen Jesus im ganzen Land vergrößert. Die Frauen, die er aussuchte, waren die Töchter ebenfalls mächtiger Männer. So wurde seine Kirche immer größer.“
    „Und Liebe? Hat er sie denn alle geliebt?“
    Meine wahrscheinlich sehr naive Frage verblüffte Patty. Sie dachte nach, was sie einer jungen Frau darauf antworten sollte. Schließlich sagte sie ganz schlicht, aber sehr entschieden: „Du weißt, dass Ehen geschlossen werden, um Kinder zu bekommen.“
    Das hieß nichts anderes als das, was ich vermutet hatte: Um Liebe war es bei so vielen Frauen tatsächlich nicht gegangen. Doch galt das auch im Fall meiner Mutter? Ich hatte sie zu Lebzeiten mehrfach versucht, darauf anzusprechen. Aber so ähnlich, wie ich Josh seine Vergangenheit verschwieg, hatte es meine Mutter mit mir gehalten. Sie sprach von meinem Vater zwar als einem bedeutenden und großen Mann. Aber warum sie seine Frau geworden war, hatte ich nie verstanden. Denn das Argument, dass sie den Zusammenhalt der anderen Frauen so genoss, reichte mir dafür nicht mehr. Genau genommen klang es nach einer Ausrede. Mama Lisa konnte ich nicht mehr fragen. Bei Bisi und Ada hätte es wenig Sinn gehabt: Sie hätten mich vor jeder unangenehmen Wahrheit beschützt. So wie ich Josh.
    Aber er war sechs und ich 25. Ich brauchte jetzt keine Schonung mehr. Ich wollte Pattys Version hören. Vorausgesetzt, sie wollte sie mir mitteilen!
    „Meine Mutter hatte keinen einflussreichen Vater. Hat Papa David sie aus Liebe geheiratet?“
    Plötzlich blickte mich Patty aufmerksam an, um wenige Sekunden später in das tropische Grün hinter mir zu starren.
    „Mama Lisa war eine besondere Frau.“ In ihrer Stimme lag echtes Pathos.
    „Ich habe sie entdeckt. Auf einer Party. Damals gingen Papa David und ich noch zusammen aus. Ich sah die Frau dieses deutschen Ingenieurs. Sie war unglücklich. Sprich sie an, sagte ich zu Papa David. Lade sie ein. Er tat es.
    Und ich unternahm alles, damit sie wiederkam, damit sie blieb. Sie war genau das, was ich für Papa David wollte.“
    Ich vergaß das Waschen der Wäsche und starrte Patty an. „Du wolltest es?
    Warum?“, fragte ich verblüfft.

    „Weil sie eine große, deutsche weiße Frau war.“ Ihr Blick aus den harten alten Augen traf mich wie ein
    Schwert. „Ich wollte, dass Mama Lisa ihm einen weißen Sohn schenkt. Du wärst der Beweis gewesen: Der Führer der Familie des Schwarzen Jesus
    steht unter dem Schutz Gottes. So hättest du später auch die Weißen vom Glauben an den Schwarzen Jesus überzeugen können. Nur ein Weißer hätte das vermocht.“
    Vor meinen Augen drehte sich alles. In den ersten Jahren war meine Haut sehr hell gewesen. Das hatten sowohl Mutter als auch Mama Bisi mir oft erzählt. Aber ich war ein Mädchen. Ich traute mich kaum, weiterzu-fragen.
    Aus Angst vor der Antwort. Ich tat es dennoch. Meine Stimme glich einem Krächzen. „War Papa David enttäuscht, als er mich sah?“
    Die queen schüttelte den Kopf. Ihre Antwort bewies, dass ich für meinen Vater dennoch etwas „Besonderes“ gewesen war. Vielleicht sogar, dass er mich liebte. „Er küsste dich auf die Stirn und

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