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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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uns. Wie so eine Art Engel, der einen beschützt. Aber einen Engel kann man nicht anfassen oder sich an ihn lehnen.“ Ich blickte sie an. „Verstehst du, was ich meine?“
    „Ja, sehr gut sogar. Mein Vater hat zwar nur ein Baugeschäft. Und er ist gewiss kein überirdisches Geschöpf, sondern ganz normal. Aber für mich war er trotzdem nicht greifbar. Ich respektierte ihn.“ Sie lächelte versonnen. „Aber ist das Liebe, wenn man jemanden respektiert?“
    Unser eigentliches Anliegen, den Tee zu bereiten, hatten wir über unser Gespräch vergessen .. „Doch“, meinte ich, „man kann auch jemanden respektieren, den man liebt.“
    Tanisha lachte über ihre plötzliche Erkenntnis: „Stimmt, aber man muss jemanden nicht lieben, um ihn zu respektieren.“
    „So geht es mir mit Mama Patty“, erklärte ich. „Wahrscheinlich auch mit meinem Vater. Aber das weiß ich nicht genau. Ich muss es herausfinden.
    Denn ich glaube, ich kannte ihn nicht als Mensch. Patty hat gestern seltsame Andeutungen gemacht. Deswegen konnte ich nicht schlafen.“
    „Was hat sie denn gesagt?“
    „Als Mann würde ich heute Vaters Harem leiten.“
    Zunächst starrte Tanisha mich mit offenem Mund an.
    Dann lachte sie laut los und konnte sich kaum wieder beruhigen. „Das ist eine tolle Idee“, meinte sie atemlos. „Hättest du dann 48 Männer geheiratet?“ Sie kicherte vergnügt.
    „Um Himmels willen! Ich wäre schon mit einem zufrieden gewesen, den ich hätte lieben können.“ Ich grinste. „Und respektieren.“ Ich hob die Schultern. „Aber ich wäre ja ein Mann gewesen, Tanisha. Also hätte ich 48
    Frauen heiraten müssen. Nämlich alle Witwen meines Vaters.“
    „Etwa auch Mama Patty?“ Tanisha nahm mich Tränen lachend in die Arme. „Was hast du für ein Glück, dass du eine Frau geworden bist..“
    Ich lachte mit ihr. Aber ich fragte mich auch, wie ich wohl gedacht hätte, wenn ich ein Mann geworden wäre ..
    Tanisha zwickte mich in den Arm. „Deine Königin kommt direkt auf uns zu, Choga!“
    Ich seufzte und überließ es Tanisha, den Tee fertig zu stellen. „Du darfst den Tee auch heute Morgen bereiten. Und ich werde mich jetzt in Pattys gehorsame Haremstochter verwandeln.“
    In ihrem Blick lag Mitleid. „Wir sind eben nur Töchter. Ich kümmere mich um Josh.“ Sie zwinkerte mir zu. „Und er sich um Faraa.“
    „Ich habe dich lachen hören, Tochter“, meinte Patty aufgeräumt. Der Morgen war leicht dunstig, die Luft von schwerer Süße. In den Bäumen zwitscherten bunte Vögel. Der Tag versprach schön zu werden. „Ich freue mich, dich so glücklich zu sehen.“ Sie blickte auf Tanisha. „Willst du mir deine Freundin nicht vorstellen?“
    „Das ist Tanisha. Ich habe sie von unserer Farm mitgebracht“, sagte ich.
    Jetzt wäre ein Kniefall fällig gewesen. Der natürlich ausblieb.
    Mama Patty übersah diesen Umgangsfehler geflissentlich. Josh rannte herbei, das Baby im Arm: „Wer hilft mir, Faraa auf den Rücken zu binden?“
    Die Verwunderung der Haremskönigin wuchs. Sie erkundigte sich, wem von uns die Kleine gehörte, und ich gab Auskunft.
    „Tanisha und Faraa - sind das muslimische Namen?“

Ich nickte.
    „Habt ihr schon zu Jesus Christus gebetet?“, fragte sie nachdrücklich. „Wo ist denn eure Kirche? Wo betet ihr zu Gott?“
    Bevor jemand antworten konnte, sagte ich geistesgegenwärtig: „Wo immer wir seine Werke finden.“ Meine bibelfeste Formulierung sollte die Christin nicht zu sehr schockieren. Sie war Vaters älteste Frau und ich von Kindsbeinen an zu Gehorsam erzogen. Sie erwartete deshalb, dass ich den Glauben meines Vaters ausübte, die Verehrung des Schwarzen Jesus. Das Leben, das ich führte, stand dazu in offenem Widerspruch. Ich teilte ihren und Vaters Glauben nicht mehr. Doch die pflichtgemäße Achtung von Papa Davids Andenken nötigte mich, meine tatsächlichen Ansichten vor ihr zu verbergen.
    „Es gibt hier gar keine Kirche?“ Mama Patty packte mich am Arm und zog mich mit sich fort. „Tochter, ich glaube, du bist vom rechten Weg abgekommen!“ Der Tadel in ihrer Stimme hätte kaum deutlicher sein können. Für sie gab es nur den christlichen Gott. So als müsste ich mich für meine Überzeugung entschuldigen, sprach ich diffus von einem Genesungsurlaub, den ich bei Ezira verbrächte. Ich versuchte sie zu versöhnen, indem ich von der Kapelle erzählte, die wir auf der Farm hatten. Dass sie abgebrannt war, erwähnte ich lieber nicht.
    „Dann wirst du also demnächst wieder

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