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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Schluss, dass ich sie nicht im Unklaren lassen durfte. Die Wende, die ich innerlich anstrebte, betraf immerhin sie ganz besonders. „Ich habe meine Grenzen nicht nur erreicht, sondern überschritten. Und zwar an dem Tag, an dem ich beschlossen hatte, unsere Heilstation für fremde Patientinnen zu öffnen.
    Damit begann ich, mich zu übernehmen. Ich hätte mich darauf beschränken sollen, nur meine Schwestern zu behandeln.“
    Amara stimmte mir zu. „Das habe ich mir auch schon so manches Mal gedacht. Irgendein kleines gesundheitliches Problem hat eigentlich dauernd jemand. Und wenn es nur ein Durchfall ist. Wenn man als Heilerin von HIV-Patienten nicht Acht gibt, erwächst daraus rasch eine Aufgabe, die schwer zu lösen ist. Wenn es nur darum
    ginge, den Tee zu machen, wäre alles nicht so schlimm.“ Ihr intensiver Blick versuchte abzuschätzen, was in mir vorging. „Was hast du dir überlegt, wie es hier weitergehen soll?“
    „Ich weiß es nicht“, gab ich zu. „Denn das hängt nicht zuletzt von dir ab, Amara. Eigentlich möchte ich wieder in den Regenwald zurückgehen. Ich will es den anderen aber lieber erst in den nächsten Tagen sagen, wenn sie eingesehen haben, dass ich nicht mehr ihre Heilerin sein kann.“
    „Das wird nicht einfach werden, Choga“, erwiderte meine Mentorin und umfasste meine Hände. „Gib mir etwas Zeit, um über alles nachzudenken.
    So etwas will reiflich überlegt sein. Jetzt kann ich nur sagen, dass ich die große Idee, die du, Ada und Bisi mit eurer Oase hattet, weiter unterstützen werde. Nur weiß ich noch nicht, wie. Auf jeden Fall werde ich meine Nachfolgerin anrufen und ihr sagen, dass ich noch länger bei euch bleiben möchte.“
    „Ist das denn möglich?“
    „Es gefällt mir hier so gut, dass ich mir schon mehr als einmal gedacht habe: Es wäre schön, hier bleiben zu können. Doch das muss ich natürlich mit meiner Nachfolgerin besprechen.“
    „Was ist mit Lape? Du schreibst, es geht ihr sehr schlecht. Wie lange wird sie noch durchhalten?“, fragte ich.
    „Das weiß ich nicht, denn sie ist nicht mehr meine Patientin. Aber ich beuge mich dem Lauf der Dinge. Magdalena führt jetzt die Farm. Sie hat damit die Verantwortung übernommen.“
    Sie klang, als ob sie aufgegeben hätte, sich mit meiner Schwester auseinander setzen zu wollen. Ich war noch zu frisch in mein altes Zuhause heimgekehrt, um in den möglicherweise offenen Wunden meiner Mentorin zu
    stochern. Ich nahm meinen Tee und trank. In der Eingangshalle löste sich die Willkommensversammlung auf. Abidem, Charity und Chinne drängten neugierig zur Tür. Damit sie nicht den Ernst unseres Gesprächs erfassten, fragte Amara locker: „Tanisha geht es gut?“
    Ebenso leichthin formulierte ich meine Antwort: „Sie hat ein neues Zuhause gefunden.“
    „Na, da sind wir aber froh!“, rief Charity, die sich vor unserer Abfahrt so abfällig über meine Freundin geäußert hatte. „Die Muslimin und ihre Probleme brauchen wir hier wirklich nicht mehr. Seitdem sie weg ist, hat man uns in Ruhe gelassen.“
    Mir versetzte es einen Stich, doch ich ließ ihre spitze Bemerkung im Raum stehen. Wenn Tanisha allerdings tatsächlich jemals meine Nachfolgerin wäre, würde zumindest Charity sich von ihr gewiss nicht behandeln lassen.
    Bis dahin würden drei Jahre vergehen. Wenn nicht sogar noch mehr. Was bis dahin wäre, konnte niemand voraussagen. Denn auch dies hatte mich Ezira gelehrt: Ich wollte keine Pläne mehr machen, die über einen so weiten Zeitraum reichten.
    Ich erkundigte mich, wie das Verhältnis zu unseren Nachbarn sei, und die Wortführerin Charity sagte: „Magdalena hatte eine gute Idee. Unsere Kinder gehen jetzt mit den Nachbarskindern in die Schule. Magdalena unterrichtet sie gemeinsam.“ Charity schickte ihre beiden Kinder ebenfalls in die kleine Schule auf unserer Farm, die inzwischen neu erstanden war.
    Meine Schwester hatte in ihrem Brief erwähnt, dass sie Schülerinnen aus Jeba aufgenommen hatte. Ich war zu müde, um darüber nachzudenken, ob das womöglich irgendetwas mit meinen Plänen zu tun hatte. Denn ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet die Schule all meine schönen Absichten gefährden könnte ..
    Bisi und Ada ließen es sich nicht nehmen, Josh im ersten Stock ins Bett zu bringen. Dort teilte er sich mit Zuna und Baina, den Töchtern von Charity, einen Raum. Ich setzte mich auf die Veranda, um die würzige, klare Luft der Hochebene zu genießen. Hope erinnerte sich an ihre

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