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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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hatte mit dem Farmleben offenbar nicht viel zu tun, sondern vor allem mit der deutschen Lehrerin.
    „Zugegeben“, sagte Magdalena, „ein wenig habe ich gemogelt. Sie zahlen kein Schulgeld. Aber das ist nicht wichtig. Für mich zählte, dass wir durch die Kooperative wieder Anschluss an die Nachbarn fanden und Einnahmen haben, von denen wir leben können.“ Meine deutsche Schwester packte die Dinge mit wirklich bewundernswertem Pragmatismus an. Da wollte ich mich nicht einmischen. Es war offensichtlich, dass ich auch hier nicht mehr gebraucht wurde. Es wehte ein neuer Wind.
    Ich trat mit Magdalena vor das Schulhaus und atmete tief durch. Ich fühlte mich in der Tat wie befreit. Josh stürmte mit seinen vier Halbschwestern aus dem Farmhaus auf die Schule zu. Hope umsprang die Kinder. Wie sie hatte auch mein Sohn ein Heft und ein Schulbuch an sich gedrückt.
    „Machen wir jetzt Unterricht?“ Das war weniger eine Frage, sondern glich mehr einem Jubelschrei. Mein wissensdurstiges Kind nahm einen Platz ganz vorn ein. Seine Lehrerin hatte ihm in ihrem Brief, der uns im Regenwald erreicht hatte, einen Platz in der ersten Reihe versprochen. Nun saß er zwischen Zuna und Baina und strahlte übers ganze Gesicht. Er war zu Hause. Sein kindliches Gemüt hatte völlig vergessen, dass er noch eines im Regenwald hatte ..
    Von der Tür aus beobachtete ich noch, wie Magdalena Josh zeigte, welchen Stoff sie inzwischen durchnahmen.
    „Das kann ich doch schon!“, maulte Josh.
    „Dann hilf Baina“, erwiderte seine Lehrerin ungerührt.
    Ich packte Hope am Halsband und zog mich zurück; es wurde Zeit, dass wir nach Jos fuhren, um Lape zu besuchen. In der Türöffnung prallte ich auf Rose, eine kleine Frau von Ende 30 mit einem verbitterten Zug um den Mund. Ich erinnerte mich, dass sie auch früher schrille, in den Augen schmerzende Farben bevorzugt hatte. Jetzt trug sie helles Grün und schreiendes Violett. Sie war ebenso überrascht wie ich und musste sich von Hope überdies ein leises Knurren gefallen lassen.
    Beiläufig murmelte ich: „Gott sei mit dir auf all deinen Wegen.“ Ich schob mich und Hope an ihr und den vier Dorfmädchen vorbei.
    Meine einstige erbitterte Widersacherin wiederholte pflichtschuldig: „Gott sei mir dir.“ Aber dann rief sie mir mit ihrer unangenehm hohen Stimme doch nach: „Wieso bist du wieder hier?“
    „Ich wohne hier“, antwortete ich so ruhig wie möglich und ging mit dem Hund meiner Wege.
    Ich spürte den alten Groll gegen eine Frau, die immer nur genommen hatte.
    Als ihr Haus im Vorjahr durch die Kämpfe zwischen Christen und Muslimen im nahen Jeba zerstört worden war, hatten wir ihr Unterkunft und Essen gewährt. Doch sie hatte nur missgünstig gefragt, warum nicht auch sie den von mir unter Mühen hergestellten Kräutertee trinken dürfe, der nur für die HIV-positiven Mitbewohnerinnen bestimmt war. Als ich ihn verweigert hatte, war ein erbitterter Streit entbrannt. Er legte die Grundlage für Roses später ausgestoßene Verwünschungen. Denn sie hatte in der Zwischenzeit erfahren, wie krank wir waren.
    Dennoch hatte sie sich nun entschlossen, ihre Kinder in Magdalenas Schule zu schicken. Es entsprach Roses Charakter, sich darauf einzulassen, weil sie auf diese
    Weise viel Geld sparte. Da es in Jeba nur diese Kooperative gab und Rose dort ein wichtiges Mitglied war, sah ich ein, dass wir wohl nicht umhinkamen, mit ihr Frieden zu schließen. Ich nahm mir vor, meinen Teil dazu beizutragen.

Lapes Befreiung
    Amara und Bisi erwarteten mich bereits am Auto, einem Pick-up mit offener Ladefläche. Hope sprang sofort hinten drauf; sie war es inzwischen wohl gewohnt, mitzufahren. „Choga, wir können sie nicht mitnehmen!“, rief Amara mir zu, und ich brachte unsere Hündin zu Funke, die sie festhielt. Der kleine Pick-up war recht eng für drei Frauen wie Bisi, Amara und mich und wir drängten uns in dem schmalen Fahrerhaus aneinander.
    Meine Gedanken waren bereits bei Lape, und ich machte mir große Sorgen, in welchem Zustand wir sie vorfinden würden. Zuletzt hatte sie sich von mir verabschiedet und klang so optimistisch. „Wenn du zurückkommst, wird alles so schön sein wie zuvor“, hatte sie gesagt und sich eine Träne aus dem Auge gewischt. Ich sah eine hübsche, junge 25-Jährige vor mir, deren ganzer Stolz ihre langen schwarzen Haare waren. Sie konnte den ganzen Abend damit verbringen, sich dünne Zöpfchen flechten zu lassen. Sie war immer etwas schüchtern, und mir kam es oft so

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