03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen
erleichterten Aufatmen, als Amara sie kurz darauf von dem Feldbett hob, auf dem sie lag. Bisis liebevollem Zureden war es zu verdanken, dass meine Schwester verstand, was nun mit ihr geschah.
„Ach Kind, das ist aber nett, dass du dich so leicht machst“, scherzte die resolute Amara. Obwohl der Anblick der 25-Jährigen ein Bild des Jammers war. Sie bestand nur noch aus Haut und Knochen, zu schwach selbst für die winzigsten Schritte.
Der kleine Lastwagen taugte schlecht als Krankentransporter. Da wir die geschwächte Lape nicht ins Fahrerhaus setzen konnten, mussten wir sie auf die Ladefläche legen und gaben ihr alle Tücher, die wir entbehren konnten.
Glücklicherweise war es ein warmer Tag und Amara fuhr diesmal sehr vorsichtig. Unterwegs kauften wir eine Schaumstoffmatratze, auf der Lape einigermaßen weich lag. Bisi saß hinten neben ihr und achtete darauf, dass sie gut versorgt war. Die Matratze, auf der Lape während der lediglich anderthalb Stunden langen
Rückfahrt geruht hatte, war bei unserer Ankunft auf der Farm völlig durchgeschwitzt.
Wir brachten unsere Gefährtin in die neue Heilstation. Bislang hatte ich den etwa dreißig Quadratmeter großen Raum noch gar nicht betreten. Er war kleiner als der vorherige. Aber so hatte ich es noch mit Ada und Amara vor meiner Abreise besprochen, denn fremde Patientinnen sollten ohnehin nicht mehr aufgenommen werden. Im Grunde war es nur noch ein
Weilzimmer. Vier Betten hätten darin dennoch problemlos Platz gehabt.
Bislang befanden sich dort nur ein einziges, in dem Lape bis zu ihrer Verlegung geruht hatte, sowie eine Schlafmatte.
Die Fahrt hatte die geschwächte Lape viel Kraft gekostet. Sie wirkte wie erlöst, als Amara sie ins Bett legte. Durch das offene Fenster waren die Stimmen der spielenden Kinder zu hören. Ein wenig war es, als wäre sie zurück im Leben. Sie blickte Amara, Bisi und mich glücklich an. „Danke“, sagte sie. Und das war ein wunderbarer Lohn.
Amara entschwand durch die Verbindungstür in die Heilküche nebenan.
Sie musste dringend einen stärkenden Tee brauen und einen Ernährungsplan aufstellen. Denn Lapes Rückkehr stellte sie vor eine große Herausforderung. Bisi ging ebenfalls, und ich blieb bei Lape, damit sie in den leeren Raum nicht allein war. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben ihr Bett und hielt ihre Hand.
Plötzlich streckte Magdalena den Kopf zur Tür herein. Auf ihren blassen Wangen zeichneten sich hektische rote Flecken ab. „Choga Regina, ich muss sofort mit dir sprechen!“
„Was ist passiert?“, fragte ich. In meiner Arglosigkeit wäre mir nie eingefallen, dass sie mir Lapes Befreiung vorwerfen könnte. Doch am finsteren Blick meiner Schwester erkannte ich, dass ich wohl ihrer Meinung nach einen kaum wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte. Ich legte Lapes eiskalte, kraftlose Hand auf das Bett. „Ich komme gleich wieder“, sagte ich und ging hinaus.
Wo die Liebe wohnt
Kaum hatte ich die Tür der kleinen Heilstation geschlossen, fuhr mich Magdalena an: „Wie konntest du so etwas machen? Das ist unverantwortlich!“
„Du meinst Lape?“, flüsterte ich. Meine glücklich heimgeführte Schwester
sollte unsere Auseinandersetzung nicht durch die geöffneten Fenster erlauschen können.
„Natürlich meine ich sie!“, erwiderte Magdalena.
„Ich kann dir alles erklären“, sagte ich. Ich war überzeugt, dass Magdalena Amaras, Bisis und mein Handeln verstehen würde, sobald sie die Gründe kannte. Doch zuerst rief ich Josh herbei, der mit Zuna und Baina Fangen spielte. Ich trug den Kindern auf, Bisi zu holen, damit sie Lape Gesellschaft leistete.
Magdalena straffte den Rücken. Aus ihrem Gesicht sprach solch ein Unverständnis, dass mich fröstelte. „ Wenn sie so in ihrer ganzen Autorität vor mir stand, fühlte ich mich meiner 18 Jahre älteren Schwester immer unterlegen. Sie wirkte in solchen seltenen Momenten wie meine Mutter. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich mich gegen deren Willen aufgelehnt. „Ich habe versucht zu helfen, Choga Regina. Deine kindische Aktion macht das alles zunichte.“
„Lass uns zur Bougainvillea gehen. Da haben wir Ruhe“, bat ich und humpelte los. Dummerweise hatte ich meinen Stock im Heilhaus zurückgelassen und wollte ihn nicht gerade jetzt noch holen. Mit dem kurzen Spa-ziergang an meinen Lieblingsplatz verband ich die Hoffnung, dass meine deutsche Schwester sich etwas beruhigen würde. Doch ich irrte mich.
„Eine Todkranke hierher zu schleppen! Was soll das? Ihr
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