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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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bestens. Ich glaube, sie vermissen mich nicht.“ Sie lachte unbekümmert.
    Kurz nachdem Amara hinausgegangen war, fiel ich in tiefen, erlösenden Schlaf.
    Joshs Hände streichelten mein Gesicht und Hopes feuchte Zunge kitzelte meine nackten Füße, als ich erwachte. „Mama, geht es dir nicht gut?“
    Erschrocken richtete ich mich auf und blickte zum Fenster. Der Himmel war schon fast dunkel. Ich hatte den ganzen Tag verschlafen! Ich nahm meinen Sohn in die Arme und wir hielten uns fest. „Ich war erschöpft, Schatz“, sagte ich. „Aber jetzt stehe ich wieder auf.“
    Während ich mich auf meinen Stock stützte, um mich aufzurichten, fragte mein Sohn: „Warum war Rose so böse mit dir? Hast du sie wirklich geschlagen, Mama? Warum hat sie gesagt, dass du eine Hexe bist? Was heißt das, wieder ist jemand an der Seuche gestorben?“
    Die Wucht seiner Fragen warf mich schier um! Ich erklärte ihm alles geduldig. Nur die letzte Frage war ein wenig schwieriger. „Eine Seuche“, sagte ich, „ist etwas, woran ganz viele Menschen in sehr kurzer Zeit sterben. Bei uns hat niemand eine Seuche. Lape ist an einer Krankheit gestorben, von der ich dir schon mal erzählt habe: Aids.“ Wir saßen nebeneinander auf dem Bett und mein Sohn sah mich aufmerksam an. Ich nahm seine Hände. „Weißt du, mein Schatz, auch ich bin krank. Bei mir ist Aids noch nicht so schlimm. Wenn ich mich schone und alles ganz langsam mache, dann komme ich gut mit allem klar. Vorhin habe ich mich über Rose sehr geärgert und das verträgt mein Körper nicht mehr.“
    Er kuschelte sich an mich. „Meine arme Mama, du darfst aber nicht krank sein.“
    „Weißt du, Josh, das kann man sich nicht aussuchen. Wer solch eine Krankheit hat, muss versuchen, damit zu leben, und sich daran ausrichten.“
    Seine großen Augen sagten, dass er nicht verstand, wovon ich sprach. „Wie macht man das?“
    Ich erinnerte ihn an die Zeit bei Ezira, in der es mir viel besser gegangen war. „Damals“, sagte ich, „habe ich mich nur um dich und Tanisha gekümmert. Das war sehr schön. Ich glaube, wir beide waren dort sehr glücklich.“
    „Ich vermisse Faraa!“, rief Josh unvermittelt. „Können wir wieder zu ihr, Mama?“ Er strahlte übers ganze Gesicht, und ich glaubte, mir würde ein zentnerschwerer Brocken vom Herzen fallen.
    „Ja, wenn du willst, dann können wir das tun!“ Ich schloss meinen kleinen Jungen in die Arme. Es würde doch noch alles gut werden. Davon war ich in diesem Moment überzeugt. Das flackernde Licht meiner Kerze würde im Regenwald neue Kraft gewinnen. Ich sah uns im Geiste schon in der kleinen Hütte bei Tanisha und Faraa. In einer Welt, in der die Sorgen überschaubar waren. Wir mussten uns nur noch ein wenig gedulden.
    Nachdem die kleine Schar unserer Kinder ins Bett gegangen war, versammelten wir Erwachsenen uns auf der Veranda. Ich sah in besorgte Gesichter. Seit zwei Jahren und vier Monaten lebten wir zwar erst zusammen. Doch obwohl uns anfangs nur der Wille, zu überleben, geeint hatte, war daraus inzwischen eine Schicksalsgemeinschaft geworden. Hätte es an diesem Tag nicht den Zwischenfall mit Rose gegeben, so hätte ich jetzt von meiner Abreise gesprochen. Als Bisi mir nun das Wort erteilte, um das ich nach der Beerdigung gebeten hatte, wusste ich nicht recht, was ich sagen sollte.
    „Ich wollte mich in Lapes Namen bedanken“, brachte ich schließlich hervor. „Es war toll, wie das mit den Nachtwachen geklappt hat. Doch jetzt müssen wir uns neu orientieren. Mit der Farm.“ Es war nur ein hilfloses Gestammel, das ich vorbrachte.
    Glücklicherweise sprang Magdalena mir bei und sprach von der Kooperative, und auch Mama Funke meldete sich zu Wort: „Wir müssen das Land verpachten“, sagte sie. „Wir sollten nur den Kräutergarten behalten und ein wenig Land, das wir für den Eigenbedarf bebauen.“
    Als meine deutsche Schwester nun sprach, glaubte ich, mein Herz würde für einen Moment aussetzen: „Für so viele Menschen, wie wir jetzt sind, werden die Erträge nicht reichen.“ Damit erwähnte sie indirekt, dass unsere Gemeinschaft in dieser Form nicht mehr lange bestehen konnte. Da ich sie in meine Pläne eingeweiht hatte, vermutete ich, dass sie mir wieder einmal zu Hilfe eilen wollte. So wie in Lapes Fall, die sie ins Krankenhaus geschickt hatte. Nun sollten die anderen wohl erkennen, dass unsere kleine Oase keine Zukunft mehr hatte.
    Ich sah Abidem, Jumoke und Yetunde an und versuchte in ihren Mienen zu lesen, was

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