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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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sie dachten. Doch sie blieben erstaunlich gefasst. So als ob sie Magdalenas Äußerung gar nicht richtig begriffen hätten.
    „Gott wird uns einen Weg weisen, wie es weitergeht“, sagte Abidem. „Wir sind in seiner Hand.“
    Bevor noch jemand etwas sagen konnte, begann Abidem, das Vaterunser zu beten, und alle schlossen sich an. Hinter allem, was geschah, erkannten meine Schwestern den Willen Gottes. So hatten sie es in der Kirche meines Vaters gelernt. Dass jemand die Karre schob, die sie zogen, war ihnen niemals aufgefallen. Vorwerfen durfte ich innen das nicht; es war das Prinzip, nach dem wir lebten. Die Hoffnung, dass es irgendwie weiterging, gehörte
    ebenso dazu. Sie trieb alle an. Nur wer wie Lape und mittlerweile auch ich nicht mehr blind auf die Hoffnung bauen konnte, der zweifelte.
    Nachdem das Gebet beendet war, löste Bisi unser Treffen auf.
    „Erst mal werden wir wie gewöhnlich weiterarbeiten“, sagte Ada zum Abschied.
    Nachdem sie sich zurückgezogen hatten, blieben Magdalena, Ada, Bisi, Amara und ich am Tisch sitzen. „Haben wir denn überhaupt eine Chance, einen Pächter zu finden?“, fragte ich meine deutsche Schwester.
    „Das wird sehr schwer werden“, antwortete sie. „Wenn Rose richtig gegen uns hetzen sollte, wird es fast unmöglich. Dann stehen wir mit dem Rücken zur Wand.“ Sie stöhnte auf. „Eine Gemeinschaft kranker Frauen wird nicht gerade freiwillig unterstützt.“
    In den nächsten Wochen wurde Magdalenas Befürchtung leider wahr: Sie fand tatsächlich niemanden, der bereit gewesen wäre, unser Land zu pachten. Obwohl sie und Mama Funke mit allen infrage kommenden Farmern gesprochen hatten. Gleichzeitig stand die nächste Ernte an; meine fleißigen Schwestern hatten Kartoffeln gepflanzt.
    „Auf dem Markt in Jeba hat es keinen Sinn“, sagte Mama Funke. „Wir müssten bis nach Jos fahren.“
    Magdalena war dazu bereit. Also wurde Amaras Pick-up schwer beladen.
    „Eine deutsche Lehrerin als Kartoffelhändlerin“, ; scherzte meine Schwester. „Hoffentlich haben wir Erfolg.“ Am Abend kehrte sie unzufrieden zurück. Die Ladefläche war zwar leer, aber der Erlös entsprach nicht ihren Erwartungen.
    „Macht nichts“, sagte Ada. „Die Mädchen haben wenigstens nicht das Gefühl, dass sie völlig vergeblich ge-schuftet haben.“ So nahm meine Schwester noch einige weitere Fahrten in die Großstadt auf sich. Doch die nächste Aussaat beschränkte sich auf wesentlich weniger Felder; der Rest lag brach. Ich selbst verließ den Hof nur noch, um gelegentlich in meinen Kräutergarten zu gehen. Ich hatte immer öfter Kopfschmerzen, und meine Augen waren inzwischen so schlecht geworden, dass ich selbst auf dem Hof die Menschen nur noch am Gang erkannte. Das klappte auch gut, nur bei Abidem und Jumoke hatte ich gelegentlich Schwierigkeiten, sie auseinander zu halten. Denn beide hatten die gleiche Statur. Zufällig wurde Magdalena zweimal nacheinander Zeugin solch einer Verwechslung.
    Als wir uns kurz darauf in der Eingangshalle trafen, hielt sie mich an der Hand fest. „Wegen dieser Fahrerei nach Jos habe ich mich zu wenig um dich gekümmert“, sagte sie. „Was ist eigentlich mit deinen Augen? Das müsste doch längst wieder gut sein!“ Sie trat dicht vor mich. „Die akute Entzündung ist tatsächlich verschwunden. Trotzdem siehst du nicht gut?“
    „Das gehört zu meiner Erkrankung“, meinte ich.
    „Wie bitte?“ In Magdalenas Stimme lag eine unangenehme Schärfe. „Du akzeptierst das einfach so?“ Sie platzte fast vor Empörung. „Da fahre ich fast jeden Tag wegen dieser blöden Kartoffeln nach Jos. Anstatt dich dort endlich den Aidsspezialisten vorzustellen!“
    „Es würde nichts nützen, wenn ich sie aufsuchte.“
    „Du hast doch längst selbst eingesehen, dass die Naturmedizin nicht ausreicht. Oder etwa nicht?“
    „Mutter Natur braucht Zeit, um zu helfen. Ein Baum trägt auch erst nach Jahren Früchte. Diese Geduld muss ich einfach haben.“
    „Deine Ansichten in allen Ehren, Choga. Aber Aids kann man nicht mit Geduld behandeln. Ich werde Dr.
    shid aufsuchen. Vielleicht hat er bessere Argumente als ich. Und du wirst wenigstens mit ihm reden. Ist das ein Kompromiss?“
    „Du meinst, er soll hierher kommen?“
    „Wie ich dich kenne, wirst du ja wohl nicht zu ihm fahren. Dann wird deine deutsche Schwester jetzt die Dinge in die Hand nehmen. So kann es nicht weitergehen“, sagte sie. Entschlossen verließ sie den Raum.

Unser Blutbaum
    Wenige Tage später fuhr

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