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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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würdest du es vielleicht sagen: Ich kann ihm einen Sinn geben, es gestalten. Vielleicht hat Gott es so gemeint, Magdalena. Ich war HIV-positiv und bekam ein krankes Kind. Dadurch wurde ich zur Heilerin. Jetzt bin ich eine Kranke, die sich damit abfinden muss, dass der Tod nach ihr greift. Doch der Tod kommt zu mir nicht als feiger Dieb. Er kündigt sich durch die Blindheit an. Ich kann also auf ihn reagieren. Aber nur, wenn ich nicht vor ihm davonlaufe, sondern mich ihm stelle.“
    „Wie willst du das machen?“, fragte Magdalena atemlos.
    „Genau so, wie ich den Schrecken gebannt habe, den Felix mir zugefügt hat. Ich werde alles aufschreiben! Wie in einem Tagebuch. Darin halte ich fest, welche Naturmedizin wie wirkt. Das wird später Tanisha und anderen Heilerinnen helfen. Ihre Patienten werden weniger leiden müssen. Sie müssen nur lesen, was mir geholfen hat. Was hältst du davon, Magdalena?
    Ist das keine gute Idee?“
    Meine Schwester ließ meine Hand los. Sie stand auf Und stieß mit dem Fuß gegen den Hocker, der irgendwo
    in der Dunkelheit des Zimmers verborgen gewesen war. „Schwesterchen“, sagte sie so leise, dass ich sie kaum verstand, „wie willst du schreiben, wenn du nichts mehr siehst?“
    Meine Begeisterung hatte mich die Realität vergessen lassen .. Ich suchte nach einer Antwort, und plötzlich wusste ich es: „Magdalena, du kannst alles aufschreiben!“
    „Und wer soll dich behandeln, wenn Amara fort ist?“
    „Ich werde Bisi sagen, was sie machen muss. Ich habe ja Amara zugesehen, was sie verwendet hat. Ich kann mich zwar nicht mehr an jedes Detail erinnern. Aber das ist nicht so schlimm. Das Ausprobieren gehört dazu. Du schreibst es alles auf. Was sich als falsch erweist, kannst du löschen.
    Würdest du das tun?“, fragte ich.
    „Wie kannst du daran zweifeln? Du bist so unglaublich konsequent, Choga.
    Eine Heilerin, die sogar mit ihrem Tod noch helfen will.“ Sie setzte sich zu mir und umarmte mich. „Du hast Recht“, sagte sie. „Du bist nicht fremdbestimmt. Du gehst das Leben nur anders an als ich. Ich könnte das nicht, ehrlich.“ Dann küsste sie mich auf die Stirn. „Ich liebe dich. Und ich danke Gott, dass wir uns getroffen haben.“ Ich spürte, wie sie leicht zitterte, als sie sagte: „Das ist wohl das, was du mit Schicksal meinst. Tausende von Kilometern trennten uns ein Leben lang. Dann fanden wir uns dennoch.“
    Ihre Anspannung löste sich in haltlosem Schluchzen. Keine von uns beiden traute sich, die andere loszulassen.
    Die Versammlung hatte sich aufgelöst, meine Gefährtinnen gingen die Treppe hinauf nach oben, wo unsere drei Kinder schliefen. Die Tür öffnete sich und Bisi trat ein. „Warum seid ihr beiden denn im Dunkeln?“, fragte sie erstaunt.
    „Zum Reden brauchten wir kein Licht“, erwiderte Magdalena geistesgegenwärtig.
    „Magst du nicht noch ein wenig auf der Veranda mit mir sitzen, Choga?“, fragte Mama Bisi. „Wir haben uns noch so viel zu sagen.“ Magdalena wünschte uns Gute Nacht. Während Bisi in der Küche Tee kochte, sprachen wir über unsere Gefühle angesichts des Endes unserer Oase.
    „Weißt du, meine Kleine, ich habe die ganze Zeit gespürt, dass dich die Situation hier sehr belastet hat. Du wolltest nicht zeigen, dass du immer schwächer wirst. Darum bist du auch gerade eben davongelaufen. Doch vorgespielte Stärke kostet Kraft, die du zum Leben brauchst. Deinetwegen bin ich froh, dass es jetzt so gekommen ist. Die jungen Frauen werden es bei Amara gut haben. Unsere Heilerin hat ein großes Herz“, sagte meine Lieblingsmama.
    „Aber es ist auch ein großer Traum gestorben. Heute wart ihr draußen so fleißig. Nun war alles umsonst.“
    Bisi goss Wasser in die Teekanne. Sie lachte. „Ada hat sogar gesagt, sie sollen morgen weitermachen. Denn sie würden ja wiederkehren! Keine hat gemurrt. Einen schöneren Beweis, dass sie an die Zukunft glauben, gibt es doch gar nicht. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es auch wirklich so kommt.“
    Wir nahmen unsere Becher und die Kanne und gingen hinaus, um uns in die Korbsessel zu setzen. Hope bettelte wie üblich darum, auf meinen Schoß zu dürfen, und musste sich mit ein paar Streicheleinheiten zufrieden geben.
    Die klare Nachtluft tat gut. Die Lämpchen auf der anderen Hofseite konnte ich nicht mehr erkennen, jedoch die beiden nackten Birnen an der Verandawand. Wenngleich ihr Licht nur noch blassen decken glich. Noch am Vorabend hatte ich alles wesentlich deutlicher wahrgenommen.

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